25|Salsa!

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,,Also?" Erwartungsvoll sah ich zu Chloé, die an ihrem Getränk schlürfte und zur Seite blickte. ,,Chloé." Genervt sah ich sie an. ,,Ist ja gut!", rief sie schon fast. ,,Damit das klar ist, wir sind nicht zusammen, aber wir daten uns, schon ne' Weile", sagte sie so, als wäre es beileufig. ,,Warum hat Tyler dann bei dir geschlafen? Oder hat er etwa mit dir geschlafen?", fragte ich hysterisch.

,,Ist das ein Verhör? Was hast du denn gestern gemacht?", fragte sie erwartungsvoll. ,,Ich war bei Drew", brachte ich schnell heraus. ,,Was? Warum? Was hast du gemacht? Hast du etwa mit ihm geschlafen?" Sie bombardierte mich quasi mit Fragen, also fing ich an zu erzählen, wie es dazu kam, dass ich letzendlich knutschend mit Drew auf seinem Sofa landete.

Als ich meine Erzählung beendete, konnte Chloé mich nur mit großen Augen anstarren, bis sie sich wieder fasste und langsam, aber sicher, anfing zu grinsen. ,,Ihr habt geknutscht", quikte sie. Nun sah ich sie mit großen Augen an. ,,Nicht so laut. Er arbeitet hier und könnte jede Sekunde aus der Tür da rauswandern, also sei gefälligst leiser."

,,Trotzdem. Ihr habt geknutscht."

,,Chloé!"

,,Aber ihr habt ge-.."

,,Chloé!"

,,Was denn? Ich, als deine Freundin, habe das Recht dazu, mich darüber zu-.."

,,Chloé!"

,,Ist ja gut." Eingeschnappt verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und sah zur Seite. ,,Hör auf zu schmollen", erwiderte ich auf ihre Geste. Sie schüttelte jedoch mit ihrem Kopf und reckte ihre Unterlippe nur noch mehr an die Luft. ,,Chloé." Seufzend griff ich nach ihren Arm. ,,Jetzt mach hier nicht ein auf Baby. Du kannst mir deswegen doch nicht böse sein. Stell dir mal vor, dass Tyler noch hier arbeiten würde und wir über eure Sache da reden würden. Du würdest ausflippen."

,,Okay du hast gewonnen", antwortete sie. Ihre Augen wurden groß, wie so oft an diesem Tag, und musterten etwas hinter mir. Verwirrt sah ich über meine Schulter und erblickte einen gestressten Drew, der ein volles Tablett an einen Tisch brachte, um dann die Bestellungen anderer einzusammeln.

Langsam wendete ich mich wieder Chloé zu. ,,Großmutter, warum hast du so große Augen?", fragte ich ironisch. ,,Ha-ha, du bist ja so lustig." Falsch lachend wendete sie sich mir wieder zu. ,,Jetzt mal im Ernst, warum schaust du so? Er arbeitet doch nur hier." Fragend hob ich eine Augenbraue. ,,Tu ja nicht so, als ob dein Herzchen gerade nicht so doll schlägt." Ihr vielsagender Blick borrte sich in meine Augen. Ich legte meinen Zeige- und Mittelfinger an meinen Hals, um meinen Puls zu messen.

,,Nein, mein Herz schlägt genau so, wie es schlagen sollte", sagte ich nachdem ich sichergehen konnte, dass es seinen angemessenen Rhythmus hatte. Chloé verdrehte ihre Augen und schnappte nach ihrem Getränk, um daran zu schlürfen, jedoch war es bereits leer. Traurig betrachtete sie den Pappbescher in ihrer Hand, bevor sie ihn auf mich warf. Irritiert wehrte ich es ab. ,,Was ist denn bei dir los?"

Sie zuckte ihre Schultern. ,,Mir ist langweilig und ich habe durst." Ich reichte ihr meinen halbvollen Pappbecher. ,,Kannst du haben."

,,Danke."

,,Lass uns bezahlen und abhauen." Ich stand schonmal auf und zog meine Jacke an. Chloé hob einverstanden ihren Daumen hoch. Ich ging zur Kasse, um besagtes zu tun.

Nachdem ich bezahlte und Chloé ihre Jacke anzog, konnten wir los, jedoch hielt uns jemand auf, der mir an die Schulter fasste. ,,Hey, Hailey", sagte Drew mit einem Lächeln im Gesicht. ,,Hey", erwiderte ich ebenfalls lächelnd. ,,Ich wollt schon vorher zu euch, aber wie ihr seht, ist der Laden heute voll." Er sah sich nochmal um, bevor er seine Augen wieder zu mir wandern ließ.

,,Jedenfalls wollte ich dich fragen, Hailey, ob wir uns am Freitag treffen könnten. Ich wurde zu so einer Buchmesse eingeladen, wo ich drei weitere Personen mitnehmen darf. Chloé kann mitkommen, wenn sie mag." Hoffnungsvoll sah er mich an.

Bevor ich überhaupt antworten konnte, kam mir Chloé zuvor. ,,Nein danke, Hailey ist hier der Bücherwurm. Ich lese gelegentlich in eine Zeitschrift rein." Ein leises Lachen entfuhr mir. ,,Um wie viel uhr ist das denn, Drew?", fragte ich. ,,So um sechs uhr Nachmittag ungefähr. Ich würde dich dann um halb sechs abholen." Fragend hob er eine Augenbraue. ,,Geht klar", erwiderte ich.

Mir war klar, dass ich gerade indirekt zugestimmt hatte, dass wir uns ab sofort wieder daten dürften, aber es sträubte sich komischerweise nichts dagegen. Kein schlechtes Gefühl, was an mir nagte, keine nervigen Gedanken an die Antwort, die ich ihm geben sollte und deshalb wahrscheinlich auch keine schlaflosen Nächte, die mit Gedanken gefüttert wurden.

Seine Gesichtszüge sahen viel entspannter aus und seine Lippen formten sich zu einem Grinsen. ,,Na dann, bis Freitag." Sein rechter Mundwinkel zuckte mach oben. ,,Bis dann!"

,,Ulala." Chloé stieß ihre Hüfte gegen meine und wackelte mit ihren Augenbrauen. ,,Aber ich muss mich beschweren. Du bist schon seid zwei Monaten hier und warst vielleicht zwei mal mit mir draußen und drei mal mit Drew. Weißt du was das bedeutet? Du warst einmal mehr mit Drew aus! Wobei das eine mal war ja kein Ausgehen, und das andere eigentlich auch nicht." Ich grinste sie schief an. ,,Du sprichst mir aus der Seele."

,,Da fällt mir ein, meine Mum hat eure Familie zum Essen eingeladen. Deine Mutter wird dich später bestimmt damit belästigen. Und es ist Freitag um drei." Ihre stimme senkte sich dem Ende zu, bevor sie mich mit großen Augen ansah. ,,Ich denke es wird am Freitag sehr knapp. Also das Essen dauert ja schon eine Stunde und von euch Zuhause zu uns, ist es mit dem Auto allein schon eine halbe Stunde. Außerdem haben sich unsere Eltern sicher viel zu erzählen und meine Mum hat ihren speziellen Nachtisch geplant, weshalb es noch lä-.."

,,Beruhig dich. Ich sag Drew, dass es später wird und ich einfach nachkomme." Also lief ich wieder in den Laden, um hinter die Theke zu gehen, jedoch stoppte mich Onkel Jeffrey. ,,Kein Zutritt ohne Haarnetz", sagte er. ,,Kriege ich denn ein Haarnetz von dir?", erwiderte ich. ,,Die sind in einer Box direkt neben der Tür."

Ich lief wieder zur Tür, um sie zu öffnen. Seufzend nahm ich mir ein Haarnetz aus der Box, in dem ich meine Haare stopfte. Als ich aufblickte, sah ich Drew, der auf eine Bestellung wartete, die er gleich zum Tisch bringen sollte. ,,Drew!", sagte ich laut. Verwirrt sah er auf. ,,Wolltest du nicht gerade gehen?"

,,Doch, nur hat mich Chloé informiert, dass wir am Freitag bei ihnen eingeladen sind, also wollte ich dir sagen, dass du mich nicht abholen brauchst. Ich komme dann so schnell wie möglich nach, aber ich denke nicht, dass ich viel zu spät komme. Vielleicht um die halbe Stunde. Du musst mir einfach nur die Adresse schicken." Ich lächelte ihn an. ,,Okay, so geht's auch. Könnt ich dein Handy kurz kriegen, damit ich meine Nummer einspeichern kann?", fragte er schmunzelnd. ,,Klar."

,,Okay, ist geklärt", sagte ich zu Chloé, als ich draußen ankam. ,,Wohin gehen wir jetzt?", fragte sie daraufhin. ,,Zu Tyler. Wusstest du, dass er tanzt?" Sie runzelte die Stirn. ,,Ja, Salsa", schob ich hinterer. ,,Hast du das nicht auch mal getanzt?" Sie legte einen Arm um meine Schulter. ,,Früher", antwortete ich auf ihre Frage. ,,Kannst du es mir beibringen? Bitte!" Sie sah mich mit einem Hundeblick an, den man nicht widerstehen konnte.

,,Geht klar."

Shit happens  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt