16|Down-Phase?

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,,Und diese Chips noch."

Wir waren gerade im Supermarkt, auf dessen Parkplatz Chloé ihr Aute geparkt hatte, als sie gehetzt durch die Gegend lief und die Süßigkeiten regelrecht in den Korb pfefferte, welchen sie in ihrer linken Hand hielt.

Ich versuchte gar nicht erst sie zu beruhigen, da ich sie schon gut genug kannte, um zu wissen, dass nichts auf dieser Welt sie beruhigen könnte, wenn sie wirklich aufgeregt war.

,,Warum bin ich eigentlich so aufgeregt? Solltest du nicht die jenige sein? Und warum bist du so ruhig?", brabbelte sie drauf los, wobei ihre Stimme dem Ende zu immer hysterischer wurde.

Als ich nichts darauf erwiderte blieb sie stehen und drehte sich zu mir um. ,,Ist alles okay mit dir?" Fragend hob sie eine Augenbraue. ,,Im Gegensatz zu dir, bin ich eher ruhig, wenn ich schokiert bin." Als wäre es selbstverständlich, sah ich sie ungläubig an.

Sie lief weiter gerade aus und holte zwei Tüten Chips aus einem Regal. ,,Was wirst du jetzt machen?"

Fragend sah ich sie an.

,,Na, wegen Drew." Erwartungsvoll sah sie mich an. ,,Was soll ich denn machen?", fragte ich irritiert. ,,Wirst du versuchen ihn zu kontaktieren? Falls es so sein sollte, ich kenne seinen Instagram-Namen." Nickend lief sie weiter, den Blick starr auf die Süßigkeiten gerichtet.

Ich hob meine rechte Augenbraue, aus dem einfachen Grund, dass ich meine linke nicht anheben kann. ,,Ich werde gar nichts machen und mich mit Sicherheit auch nicht anders verhalten."

,,Aber er hat dich do-", ich unterbrach sie.

,,Ich muss dir noch einiges erzählen. Darunter gehört übrigens ein Ex-Freund." Verlegen sah ich zur Seite.

,,Du hattest einen Freund? Meine Güte, ich hätte mir früher ein Handy besorgen sollen. Da fällt mir ein, dass wir noch ein anderes Thema hatten: Was ist mit Drew?" Sie sah mich mit großen Augen an und lief tigernd umher.

,,Das ist jetzt ein Jahr her, Chloé." Nachdenklich legte ich meinen Kopf zur Seite. ,,Es ist vielleicht ein Jahr her, wobei ich mir sicher bin, dass es ein und halb sind, aber es war sehr traumatisch. Nicht nur für uns, sondern auch für die anderen", sagte sie und blieb mit hochgezogenen Augenbrauen vor mir stehen.

Ich schnaubte.

,,Die anderen haben doch sowieso bewiesen, dass sie keine echten Freunde sind." Mein Blick wanderte zurück zu Chloé.

Sie zuckte mit ihren Schultern und lief auf die Kasse zu. Ich lief ihr langsam hinterher, da die Kasse sowieso eine lange Schlange schmückte.

Ich seufzte.

,,Das ist ein heikles Thema, ich weiß, aber du kannst doch nicht einfach so tun, als wäre nie etwas gewesen", sagte Chloé.

,,Chloé, ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich machen soll, aber lass uns bei dir darüber reden, weil ich abgesehen davon noch sehr viel zu erzählen habe."

Sie schaute, über ihre Schulter, zu mir und nickte anschließend. ,,Das machen wir."

,,Glaubst du, er weiß, dass wir hier hergezogen sind?", fragte ich Chloé, als wir im Auto saßen und auf den Weg zu ihr waren.

,,Schon möglich. Warum?" Sie warf mir einen fragenden Blick zu.

Ich überlegte, warum. Warum ich es wissen wollte. Warum wir früher so dumm waren. Warum alles sich immer so schnell wenden kann. Die Fragen schwirren quasi in meinem Kopf.

,,Hör auf zu denken! Ich kann es sogar schon hören." Ihr Blick war stur auf die Straße gerichtet, weshalb ich mich fragte, wie sie das überhaupt bemerkt hatte.

Ich seufzte. ,,Ich hab so viele Fragen. Zu viele. Wie kann ein einziger Mensch, mit dem du strengesehen nur vier Mal eine richtige Konversation geführt hattest und von dem du mehr als einen Jahr nichts gehört hast, was eigentlich ziemlich lang ist, aber dann wiederum auch kurz, weil das Leben einfach so kurz ist, so viele Fragen in deinen Kopf setzen."

Chloé legte ihren Kopf schief und runzelte die Stirn. Dann seufzte sie. ,,Ich denke, dass du dich wirklich beruhigen solltest."

,,Aber er hat mich wahrscheinlich nicht einmal gesehen, Chloé und ich denke, dass er sich gar nicht an mich erinnert." Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen und nahm einen tiefen Atemzug.

,,Hey, dieser Ort hier ist viel zu klein, um unbemerkt zu bleiben.", sie zuckte mit ihren Schultern.

,,Glaubst du, dass das zu eine Down-Phase führen wird?", fragte ich nach einer langen Stille. Mit zusammengezogen Augenbrauen sah ich zu ihr. Sie warf mir einen verstörten Blick zu.

,,Wo denkst du schon hin?"

Ich seufzte, wie so oft an diesen Tag. ,,Ich hab keine Ahnung."

,,Wir sollten erst einmal deine Gedanken sortieren."

,,Nein, erst werden wir ankommen und dann werde ich dir über James erzählen, aber dann können, nein müssen, wir meine Gedanken sortieren", plapperte ich hastig drauf los.

,,Jup, so machen wir es."

Shit happens  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt