Kapitel 34

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Wenige Minuten später klingelt es an der Tür. Roman befindet sich jedoch gerade auf der Toilette, daher schnappe ich mir meine Krücken und stakse unbeholfen zur Tür. Bereits dort muss ich mir der ersten Herausforderung stellen. Wie zum Henker kriege ich diese Türe auf und behalte gleichzeitig mein Gleichgewicht? Cliff springt schon wie ein Verrückter bellend an der Türe hoch. Nach etlichen Versuchen hilft mir der Pizzabote von aussen mit und ich stehe schnaufend im Türrahmen.

„Entschuldigung, tut mir echt leid aber ich konnte die Tür nicht öffnen.", stammle ich verlegen. „Kein Problem, ich habe schon andere Fälle erlebt. Kann ich die Pizzen reinbringen oder schaffen Sie es alleine?" „Ich krieg das schon hin, danke." Ich drücke dem freundlichen jungen Mann eine Note in die Hand und nehme die Pizzen entgegen. „Behalten Sie den Rest. Auf Wiedersehen, vielen Dank.", verabschiede ich mich dann und schliesse die Tür. Die Krücken schmeisse ich achtlos in den Flur und so hüpfe ich von Cliff dicht gefolgt nach hinten ins Wohnzimmer.

Als Roman wiederkommt klappt ihm beinahe die Kinnlade runter. „Was.... Wie...." „Ich hab es schon irgendwie hingekriegt Roman. Setz dich jetzt einfach hin und iss.", dirigiere ich ihn auf die Couch. Als er sitzt wie er will, schmeisse ich mich auf ihn drauf und schnappe meine Pizza. „Boah, Sarah. Nicht auf mir rumhüpfen, auch wenn du federleicht bist!" Lachend rücke ich mich noch extra lange zurecht und nehme dann einen grossen Bissen von meiner Pizza Prosciutto.

„Was hast du denn da drauf?", frage ich Roman neugierig. Er wedelt mit dem Stück rum und zählt alles auf, was auch nur drauf sein könnte. Kurzerhand fasse ich sein Handgelenk und beisse in seine Pizza. Sofort verstummt er und guckt mich traurig an. „Hey, das war meine Pizza!" „Du kriegst von meiner auch was. Aber die ist wirklich lecker.", grinse ich und wische mir die Finger an der Serviette ab. Schon greift Roman nach meinem Karton. „Nix da, ich will das unter Kontrolle haben.", meine ich streng und schiebe ihm ein Stück von meiner Pizza entgegen, das er dankend annimmt.

Irgendwie artet das Ganze dann aus und endet in einer Kissenschlacht, wobei ich einen Nachteil habe, da ich nicht rennen kann. Gespielt beleidigt verschränke ich meine Arme und mache ein schmollendes Gesicht. „Ich hab ja keine Chance gegen dich du Muskelprotz!" Roman lässt das Kissen fallen und nimmt einen Schluck von seinem Wasser. „Natürlich hast du das.", raunt er mir zu und kommt näher. Schliesslich steht er so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Stirn spüren kann. Ich bin ja nicht die Kleinste aber Roman kommt mir vor wie ein Riese! Ich schlinge meine Arme um seinen Bauch und lausche seinem regelmässigen Herzschlag. „Bist du aufgeregt? Dein Herz schlägt so schnell.", frage ich ihn lächelnd während ich auf seinem Bauch kleine Kreise mit dem Finger male. „Kann sein, das liegt aber an dir.", flüstert er mir ins Ohr. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Weshalb kann er solche Dinge in mir auslösen? Ich bin völlig verwirrt! Roman scheint das zu bemerken und nimmt meine Hand. „Hier unten kuscheln oder raufgehen?" Ich überlege kurz. „Ich bin müde, lass uns hoch gehen."

Roman schnappt sich meine Krücken und eine Kuscheldecke und stellt sich mit dem Rücken zu mir vor sich hin, ehe er leicht in die Hocke geht. „Was wird das wenn's fertig ist?" „Spring schon auf Kleines!" Ich schüttle den Kopf, nehme aber dann Anlauf und hüpfe auf Romans starken Rücken. Meine Arme schlinge ich um seinen Hals und mein Kinn lege ich auf seiner Schulter ab. Jeden einzelnen Muskel kann man fühlen, trotz des dicken Pullovers, den er trägt. Oben setzt er mich vorsichtig auf dem Bett ab, Cliff springt sofort herausfordernd auf die Matratze und schmiegt sich an mich.

„Aber Zähneputzen darf ich noch alleine, Schwester Roman?" „Aber selbstverständlich, Patient Sarah. Gehen Sie einfach raus in den Flur und nehmen Sie dann die erste Tür rechts." Schmunzelnd greife ich nach meinen Krücken und gehe ins Bad, wo schon alles für mich bereitsteht. „Wahnsinn! Woher hast du das alles?" „Meine Mama wusste davon, dass du bleibst. Ich dachte es wäre das Beste, wenn du schon einige Dinge hier hättest. Ich habe sie gefragt ob sie alles für dich einkaufen würde. Ich hoffe einfach, dass alles da ist." „Oh wie lieb, danke viel Mal! Aber ich habe leider kein Pyjama. Kann ich was von dir haben?", frage ich ihn etwas schüchtern. „Ich hab genug im Schrank, bediene dich einfach. Du weisst ja wo man reingeht." Ich nicke und putze mir stillschweigend die Zähne, während Roman noch schnell die Küche aufräumt.

Nachdem ich im Bad fertig bin verschwinde ich im begehbaren Kleiderschrank. Die Tür lässt sich kaum öffnen, erst nach mehreren Versuchen bringe ich sie auf und das mit Schwung. Und ich dachte immer, diese neumodischen Türen rosten nicht ein. Schnell schlüpfe ich rein und die Türe knallt wieder zu. „Scheisse.", fluche ich leise und rüttle an der Tür, um sie zu öffnen. Doch es klemmt. Beim Aufprall muss etwas kaputt gegangen sein. Verzweifelt reisse ich an der Tür und klopfe wie verrückt.

Als sich nach fünf Minuten nichts tut sehe ich mich um. Meine Augen haben sich an die Dunkelheit des Schrankes gewöhnt, ich habe leider keine Ahnung wo der Lichtschalter ist, womöglich hat man ihn aussen angebracht. Auf dem Tablar über mir sind diverse Hoodies, welche geeignet sind um sie für die Nacht zu tragen. Ich schlüpfe aus meiner Kleidung und ziehe mir mein „Pyjama" über. Dann mache ich mich wieder daran, die Tür zu öffnen. Doch das Scharnier ist wahrscheinlich kaputt. Der Raum erinnert mich etwas an die Höhle in Russland und sofort jagen die Bilder dieser Nacht durch meinen Kopf. Hendrik, wie er da liegt. Nuri und ich, wie wir Nachtwache gehalten haben. Und Milli, wie er weggekippt ist. Wie es ihnen jetzt wohl geht, die erste Nacht zurück in Deutschland? Ob sie schlafen können oder in diesem Moment auch gerade an mich denken? Langsam steigt Panik in mir hoch. Was ist wenn ich hier nicht rauskomme und Roman am Ende noch denkt ich sei weggelaufen? Verzweifelt rüttle ich an der Tür und schreie aus Leibeskräften.

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Hallöchen ihr!

Ich hätte da eine kurze Frage. Ich habe die Fortsetzung schon beinahe fertiggeschrieben, jetzt hatte ich noch eine zündende Idee. Soll ich einfach die Fortsetzung länger machen oder die Idee mit anderen Charakteren umsetzen? Ihr könntet eure Wünsche (auch Wunschcharakter) gerne anbringen, einfach in die Kommentare schreiben. Bis bald.

T.

47 degrees north (Roman Bürki FF)Where stories live. Discover now