Kapitel 16

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Die Stunden streichen dahin und wir laufen ununterbrochen. Mittlerweile kann niemand von uns mehr sagen ob wir ständig im Kreis laufen oder nicht. Aber niemand beklagt sich, weder über Schmerzen noch über Müdigkeit oder sonst irgendwelche Probleme. Alle haben einen grossen Willen weiterzuleben. Ann und ich quatschen zusammen wie auf einer schönen Wanderung. Die Sonne blinzelt vereinzelt zwischen den Wolken hervor. Auch Hendriks Zustand hat sich verbessert, er humpelt an Romans Seite durch das Gebirge. Letzterer wirft mir immer mal wieder einen zwinkernden Blick zu, was mich auf der Stelle nervös werden lässt.

Je weiter wir ins russische Gebirge vorstossen desto kälter wird es auch. Kein Wunder, mittlerweile liegt Schnee. Wir haben uns schon nach dem Zwiebelprinzip gekleidet, so haben alle einigermassen warm. Und doch beginnen gegen Abend langsam alle zu frieren. Irgendwann bleibt Nuri stehen. „Was meint ihr? Machen wir hier Feuer?" Hendrik nickt. „Gerne. Ich glaube mein Bein macht nicht mehr lange mit." Verständnisvoll setzt sich Roman mit ihm auf einen Stein. „Dann machen wir das hier.", meint der Torhüter ruhig.

Schweigend setze ich mich zu ihnen auf den Stein und Roman legt sofort einen Arm um meine Schulter. Er beugt sich zu mir rüber und flüstert nur für mich hörbar: „Alles okay?" „Ja, alles klar. Und bei dir?" „Alles gut. Ich befürchte aber die Kälte setzt uns allen etwas zu. Lange können wir hier draussen nicht mehr überleben. Vor allem Hendrik muss auf seine Wunde aufpassen.", meint er besorgt. Seufzend lege ich meinen Kopf an Romans Schulter.

Vor uns steht Erik und grinst. „Was Erik?", meine ich fragend. „Ihr seid süss." Das Strahlen auf seinem Gesicht steckt an und ich lächle. „Lasst uns die Zelte aufstellen und ein Feuer machen. Vielleicht können wir uns daran etwas wärmen." Ich nicke und stehe auf um das Holz für ein Feuer zu suchen. Zum Glück liegt eine umgekippte Tanne keine 100 Meter weg von hier, denn sonst sind wir eigentlich über der Baumgrenze. Als das Feuer brodelt sitzen wir gemütlich rundherum auf unseren Picknickdecken. Mario erzählt Geschichten und wir sitzen eng aneinander gekuschelt rund ums Lagerfeuer. Die Stimmung ist ausgelassen und man könnte meinen wir seien auf Klassenfahrt.

Auch Hendrik und Erik können wieder lachen, meinem Knie geht es besser und Milli, der noch immer etwas blass um die Nase ist, grinst wie ein Honigkuchenpferd. Wir sind in diesen wenigen Tagen zu einem Team zusammengewachsen. Auch wenn ich die meisten vorher kaum oder nur vom Fernseher gekannt habe sind wir eine richtige Familie geworden.

„Was meint ihr, sind unsere Familien schon im Hotel eingetroffen? Schliesslich hätten wir genau heute, nach sechs Tagen, wieder zurückkommen müssen." Nuri nickt. „Meine Frau und meine Kinder machen sich bestimmt schreckliche Sorgen." Auch Roman stimmt ihm zu. „Ich glaube meine Familie hat direkt den nächsten Flug nach Russland genommen und wartet jetzt im Hotel sehnsüchtig auf ein Zeichen von uns." Ann und Mario, die Arm in Arm auf der Decke sitzen seufzen. „Schon beim Anschlag auf unseren Mannschaftsbus hatten unsere Familien beinahe einen Herzinfarkt. Was werden sie wohl jetzt denken?", meint Mario nachdenklich.

Ich denke über Till nach. Was er jetzt wohl macht? Und wie es ihm jetzt wohl geht, mit all seinen Sorgen? „Worüber denkst du nach?", fragt mich Roman, der neben mir sitzt. „Till." „Dein Freund?" Ich grinse. „Nein, mein grosser Cousin. Ich hätte diese Tour eigentlich mit ihm gemeinsam gebucht aber er hat sich am Tag vor der Abreise den Fuss verstaucht. Und mit einem kaputten Fuss kann man schlecht wandern." „Ja, das ist wahr. Aber du siehst ihn bestimmt bald wieder. So langsam müssten wir mal zu einem Ende kommen. Wir haben bald kein Essen mehr. Und hier oben findet man auch nichts." Seufzend lehne ich meinen Kopf gegen Romans Schulter, wie ich es in der letzten Zeit so oft mache.

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Hey, hier bin ich wieder.

Ja ich weiss, mal wieder etwas lange her, das letzte Kapitel. Und vor allem ist es nur sehr kurz diesmal. Wahrscheinlich wird morgen noch ein Kapitel kommen, wenn nicht schaue ich, dass ihr bis Samstag neuen Lesestoff kriegt. Danke für eure Geduld.

Besonders Danken möchte ich wieder einmal meinen treusten Leserinnen und Lesern, die fleissig Voten und kommentieren.

Momentan bin ich noch an einer zweiten Story dran, ich habe aber gerade erst begonnen. Wenn sie online kommt könnt ihr euch auf viel Drama und Emotionen freuen.

Aber jetzt gute Nacht, süsse Träume.

T. 😊❤

47 degrees north (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt