Kapitel 21

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*Romans Sicht*

Das Flugzeug ist längst wieder ausserhalb unserer Sichtweite und wir helfen Hendrik wieder auf die Beine. Plötzlich sehe ich, dass Sarah zusammenzuckt. „Sarah, alles gut mit dir? Du bist so blass.", frage ich sie und nehme besorgt ihre Hand.

Sie starrt auf meinen Pullover und wendet ihren Blick nicht ab. Ängstlich lasse ich ihre Hände los und fasse sie an beiden Schultern. „Sarah, antworte mir. Was ist los mit dir?", frage ich sie lauter. Sie reagiert nicht, ihre Atmung wird hektischer, ihre Hände zittern und sie klammert sich an mich. „Nuri, komm. Schnell, etwas ist mit Sarah!", rufe ich meinen Teamkollegen zu mir. Sofort kommen Mario und Nuri angerannt. Sarahs Blick ist noch immer starr nach vorne gerichtet, dann geben ihre Knie nach. Ich kann sie gerade noch festhalten bevor sie auf den harten Boden fällt. Schnell lege ich sie hin und knie mich vor sie hin.

„Sarah, hörst du mich?", fragt Nuri die ganze Zeit und kneift sie in die Schulter. Doch von ihr kommt keine Reaktion. „Erik, bring uns die Apotheke, ich verbinde ihre Hände und ihr Knie neu. Hoffen wir, dass sich ihre Wunden an den Händen nicht entzündet haben. Ansonsten könnte es für sie auch lebensgefährlich werden. Jedenfalls bis Rettung kommt sind wir aufgeschmissen.", meint er besorgt. Ich setze mich zu ihrem Kopf und halte ihn mit beiden Händen fest.

In mir zieht es alles zusammen, mein Herz setzt vor Angst beinahe aus. Sie darf uns jetzt nicht verlassen, nicht jetzt. Heisse Tränen laufen über meine kalte Wange. Ich war die ganze Zeit stark, jetzt ist es damit vorbei. Diese schreckliche Angst und die Ungewissheit ob sie stirbt, das ist einfach nur der absolute Horror. Nicht in meinen schrecklichsten Albträumen hätte ich mir das so ausgemalt.

Weinend sitze ich vor Sarah, halte ihren Kopf und streiche ihr die nassen Strähnen aus dem Gesicht. „Nuri, sie ist kaltschweissig.", bemerke ich besorgt. „Sie hat wahrscheinlich Fieber.", meint dieser bedrückt und wechselt gerade den Verband am Knie, welches alles andere als gesund aussieht. Erik setzt sich neben mich ins Gras und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Komm, wir bringen Hendrik auf den Hügel. Hier können wir vorerst nichts tun, wir lassen Nuri und Marc machen. Sie können das, hab Vertrauen. Aber ich brauche jetzt deine Hilfe." Seufzend löse ich meine Hände von Sarah und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. „Kämpf jetzt meine Kleine. Du schaffst das.", flüstere ich ihr zu. Dann greife ich Eriks Hand um aufzustehen und wir laufen gemeinsam zu Hendrik, der schon auf uns wartet. Auch er sieht nicht gesund aus.

Innerhalb von einer Stunde haben wir es auf den Hügel geschafft. Oben angekommen breite ich eine Decke aus und setze die beiden drauf. Eilig hetze ich wieder runter, wo Sarah noch immer auf dem Boden liegt. Schnell lasse ich mich wieder neben ihrem Kopf nieder. Nuri schüttelt besorgt den Kopf. „Wir können sie nicht auf den Hügel bringen, die müssen hier irgendwie landen." Fünf Minuten später taucht ein Hubschrauber am Himmel auf. Alle lächeln glücklich. Alle ausser Nuri, Marc und mir, denn es steht echt ernst um Sarah.

Nuri schickt Marc auf den Hügel um dort das Team des Hubschraubers zu informieren, der dort zur Landung ansetzt. Gemeinsam mit zwei Männern rennt er den Hügel wieder runter. Der eine trägt einen roten Rucksack, der andere eine brettartige Trage. Als sie ankommen erklärt Nuri professionell was vorgefallen ist und ich muss noch einmal den Absturz schildern. Die beiden Männer kümmern sich sofort um Sarah und melden etwas auf Russisch über Funk. Zum Glück können sie auch Deutsch, sonst hätte ich womöglich nichts erklären können.

Nach einer Weile hat Sarah eine Infusion im Arm, deren Beutel ich in die Luft halte. Nuri assistiert dem Arzt und seinem Sanitäter während Marc bereits wieder auf dem Hügel ist. Nach einer Weile meint Nuri, dass sie sie jetzt in den Heli bringen müssen und so schnell wie möglich ins Spital fliegen müssen. Sie habe wahrscheinlich eine Blutvergiftung erlitten, da durch ihre Wunden an den Händen Bakterien in ihr Blut gelangt sind.

Eilig laufe ich mit der Infusion neben der Trage her, welche von Nuri und dem Sanitäter getragen wird. Beim Helikopter angekommen wird sie eingeladen. Gerade höre ich die Rotoren eines zweiten Hubschraubers, der im Anflug ist. Schliesslich steht es um Hendrik auch ernst. Besorgt sehe ich zu wie Nuri noch etwas mit dem Arzt bespricht, der dann auch einsteigt.

„Jemand muss mit." Ich sehe mich um. Erik nickt mir zu. „Geh du. Du bist ihr hier am nächsten. Na los." Nickend gehe ich zum Arzt. „Kommen Sie mit? In welcher Beziehung stehen Sie zu ihr?" „Ich... sie... sie ist meine Freundin, ich muss mit.", erwidere ich unter Tränen. Sofort zieht er mich rein und schliesst die Tür, keine 10 Sekunden später heben wir ab. „Anschnallen, der Flug ist nicht ohne. Wir müssen jetzt auf schnellstem Weg ins Spital.", ruft mir der Arzt durch das Dröhnen des Hubschraubers zu und reicht mir Ohrschützer mit integriertem Mikrofon.

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So, hier das versprochene Kapitel, liebs Steindli. Nein im Ernst, danke fürs fleissige kommentieren, Voten, lesen etc. Ich freue mich jedes Mal wenn ich etwas von dir höre. 🌸❤

Hier noch etwas Werbung. An alle, die spoonymyunicorn noch nicht kennen, sie schreibt echt tolle Geschichten. Einige ihrer Charaktere werden in meiner Geschichte wahrscheinlich auch noch vorkommen und ich bin wirklich ein Fan von ihrem Schreibstil. 😍😍😏

Ohne hier zu spoilern, in ihrer neusten Geschichte geht es um ein junges Mädchen, das durch mehrere glückliche oder auch unglückliche Zufälle mehrere verrückte Dinge erlebt. Es hat natürlich alles auch mit Fussball zu tun. 🔥❤

So und jetzt viel Spass beim rätseln ob unsere Crew das überleben wird.🤔😏

T.

47 degrees north (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt