Kapitel 31

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Heute ist der Tag an dem wir alles packen und nachhause fliegen. Hendrik, Erik und ich gehen noch an Krücken aber ansonsten sieht man nur noch an den Narben und an den erschöpften Gesichtern, dass dieser Gruppe etwas Aussergewöhnliches zugestossen ist. Charmant wie er ist trägt Roman meinen Koffer gleich mit, da ich noch etwas mit den Krücken zu kämpfen habe.

Ich verstehe gar nicht wie jemand tagelang mit diesen Dingern herumstaksen kann, ohne sich dabei ernsthaft zu verletzen. Würde nicht Julian neben mir hergelaufen um mich zu stützen, würde ich womöglich unten an der Treppe im Flughafen liegen und postwendend zurück ins Krankenhaus gefahren werden.

Beim Check-in piepsen natürlich die Metallplatten in Hendriks Bein und die Schraube in meinem Knie. Und als ob dies noch nicht genug wäre erleidet Milli beinahe eine Panikattacke weil er sein Handy nach fünf Minuten Suche noch immer nicht gefunden hat. Roman winkt ihn zu sich und kramt im Aussenfach von seiner Tasche. Et voilà, das vermisste Stück hat sich in der Aussentasche versteckt. Ohne weitere Komplikationen laufen wir weiter bis zum Gate, wo wir natürlich von mehreren Menschen erkannt werden. Was heisst wir, die Jungs werden alle erkannt. Doch sofort ziehen sie sich ihre schwarzen Kapuzenpullis tief ins Gesicht.

Seufzend setze ich mich auf die unbequeme Bank im Wartebereich. Roman setzt sich zu mir und legt einen Arm um mich, sodass ich mich an ihn anlehnen kann. Natürlich sind auch einige Betreuer des BVB anwesend, die halten sich jedoch mehr oder weniger im Hintergrund. Und eben auch diese Betreuer verhindern jetzt, dass wild gewordene Fans uns stören oder sich auf uns stürzen können.

Als unser Flug aufgerufen wird stehen wir alle auf und laufen den langen Gang nach hinten, um ins Flugzeug einzusteigen. Die Sitze können wir auswählen, es ist ein ganzes Abteil für unsere Gruppe reserviert, damit wir nicht belästigt werden. Selbstverständlich setze ich mich neben Roman, zu dessen rechten Seite Milli und Jule sitzen. Till hat sich gemeinsam mit Felix in eine andere Reihe gesetzt. Die beiden haben sich richtig ins Herz geschlossen und ich muss zugeben, ich denke dass mein Cousin in dem jungen Fussballer einen besten Freund gefunden hat. Hinter mir sitzt Erik neben Hendrik und Nuri und der Rest hat sich auf die anderen Plätze verteilt.

Der Flug dürfte ganze drei Stunden gehen, ausserdem ist dank des schlechten Wetters mit Turbulenzen zu rechnen. Hendrik, der ohnehin noch etwas von Übelkeit geplagt wird, da das Antibiotikum seine Nebenwirkungen nicht verfehlt hat, sorgt sich etwas um sein Wohlbefinden während des Fluges. Nuri hat vorsichtshalber gleich 10 Spucktüten eingepackt und versorgt das ganze Team mit Tabletten gegen Reiseübelkeit. Ich lehne mich entspannt zurück als der Pilot die Durchsage macht, dass sich doch bitte alle anschnallen sollen. Jetzt geht's raus aus dieser Hölle.

Keine zehn Minuten später sind wir in der Luft. Als die Zeichen zum Abschnallen ertönen löse ich den Gurt, klappe die Armlehne nach oben und lasse mich nach rechts fallen. Roman legt einen Arm um mich und streicht mir eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. „Hey, wir haben es geschafft. Wir haben es wirklich geschafft. Raus aus Russland, raus aus dem Überlebenskampf.", flüstert er feierlich. Ich muss erst vor Freude grinsen. „Ja, aber ich kann jetzt mehr als zwei Monate nicht arbeiten. Ausserdem kann ich dich jetzt lange Zeit nicht sehen.", meine ich schon etwas trauriger.

„Denk daran, alles wird gut. Ausserdem habe ich noch eine Idee. Aber ich müsste erst einmal schauen ob das überhaupt funktionieren würde." „Was denn?" „Lass dich überraschen, Kleines.", zwinkert er mir zu. Ich schüttle den Kopf. „Ich mag keine Überraschungen, komm schon. Bitte." „Nein, du erfährst es schon noch früh genug.", verkündet er schliesslich und lehnt sich auch zurück. Ich schliesse meine Augen und döse weg, die anstrengenden Tage sind gezählt und es geht wieder nach Hause.

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Und raus aus der Hölle. Ich meine, ich mag Russland als Land selber richtig und möchte es auch einmal selber bereisen. Allerdings hätte ich echt keinen Bock ein solches Abendteuer zu erleben wie Sarah.

Mir fällt auf, dass Nuri in meiner Story alles kann und alles weiss. Irgendwie mag ich ihn aber richtig, nicht nur in der Story. Also ich hoffe ihr hattet Spass beim Lesen. Bis bald.

T.

47 degrees north (Roman Bürki FF)Where stories live. Discover now