Kapitel 28

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Als ich aufwache werde ich sogleich von hellem Licht geblendet. Die Sonne scheint zum Fenster rein und man sieht die kleinen Staubflusen auf und abtanzen. Ich erschrecke mich schrecklich ab meinem neuen Zimmernachbarn, bis ich merke dass es Roman ist, der ein Bett neben mir im Zimmer bekommen hat. „Morgen Roman, gut geschlafen?", begrüsse ich ihn, als er sich gähnend räkelt. „Zum ersten Mal seit mehr als 10 Tagen wieder in einem Bett mit Matratze. Natürlich habe ich gut geschlafen.", grinst er.

„Ach übrigens Sarah. Milli wird in einer Stunde von der Intensivstation in dein Zimmer verlegt. Die Vergiftung ist abgeklungen, er braucht keine Intensivmedizin mehr.", meint mein Freund lächelnd. „Ach wie toll. Ich frühstücke bald, dann besuchen wir beiden Hendrik und Erik und dann gehen wir wieder ins Zimmer, zurück zu Milli. Wie wär's damit?", schlage ich vor. „Du hast aber einen vollen Terminkalender für heute Fräulein. Es sollte auch noch Zeit bleiben um dich auszuruhen. Jetzt wird gegessen!", meint Roman lachend und macht sich über sein Frühstück her. Doch bereits nach dem ersten Bissen verzieht er das Gesicht.

„Igitt, Spitalessen macht mich ganz krank. Ich mag das nicht!", schimpft er vor sich hin. „Dann fahr schnell rüber zu Mc Donalds und hol dir einen Burger. Und bring mir auch einen, ich hätte gerne einen Cheeseburger bitte!", sage ich beiläufig und wische mir mit der Serviette imaginären Schmutz vom Mund. Roman schaut mich nur komisch an. „Jetzt mach schon.", reisse ich ihn unsanft aus seinen Träumen. „Geh bevor die Schwester noch was sagen kann.", stupse ich ihn an und er schnappt sich sofort seine Jacke.

Keine zwanzig Minuten später steht Roman grinsend mit zwei Tüten von Mc Donalds vor meinem Bett. Meine Augen beginnen zu leuchten. „Moment, darfst du das überhaupt essen?" „Ja Roman, ich hatte weder eine Blutvergiftung noch bin ich sonst irgendwie krank. Bloss meine Kniescheibe ist kaputt und meine Hände, naja. Aber sonst bin ich vollkommen gesund mein Lieber.", meine ich und blicke gierig auf die Burger, die er gerade auspackt.

Burger. Zum Frühstück. Im Spital. Verrückter geht's wirklich nicht. Die Schwester schaut einmal zur Tür rein, verlässt den Raum lachend wieder. Als ich fertig bin wische ich mir die Hände an der Serviette ab. „So, jetzt gehen wir zu Hendrik bitte." Roman lacht nur und schiebt mich mit Schwung aus dem Raum.

Bei Hendrik werden wir wieder eingepackt wie im Operationssaal. Im Bett liegt ein anderer Mensch als gestern. Hendrik hat wieder etwas mehr Farbe im Gesicht, er liegt nicht mehr wie halb tot da. Sein Bein mit der Wunde ist hochgelagert und gut verbunden, ansonsten hat er gleich viele Geräte und Schläuche wie gestern. Natürlich ist der Tubus im Mund nicht mehr. „Morgen Hendrik! Wie fühlst du dich?", frage ich ihn leise. Er räuspert sich und will sich dann aufsetzen, aber Roman drückt ihn sanft aber bestimmt zurück ins Kissen. „Du sollst dich nicht zu sehr anstrengen. Ganz ruhig, wir sind da." Ich rücke sein Kissen zurecht und lächle ihm zu. „Alles okay, ich fühle mich einfach, als ob ich von einem Lastwagen überfahren worden wäre. Das Atmen fühlt sich noch etwas komisch an und mein Kopf ist auch noch nicht der Alte.", meint Hendrik schliesslich.

„Das ist aber normal hat der Arzt gesagt. Aber Schmerzen hast du keine?" „Ne. Zum Glück nicht. Bin auch mit Medikamenten vollgepumpt. Aber wie geht es euch denn? Und den anderen?", fragt Hendrik und räuspert sich erneut. Roman ergreift meine Hand und ich lächle wieder.

„Alles gut bei uns. Ich hatte einen  Knochensplitter, der sich von der Kniescheibe ins umliegende Gewebe gebohrt hat, meine Wunden an den Händen haben sich entzündet und beinahe eine Blutvergiftung ausgelöst. Milli wird in etwa einer Stunde auf die normale Station verlegt, der hatte eine Lebensmittelvergiftung weil er wohl was Falsches gegessen hat. Erik hat ein Band im Fuss gerissen und musste operiert werden, jetzt geht es ihm aber wieder gut. Und Roman, ja, ihm geht es auch gut glaube ich." Plötzlich merke ich, dass ich mich in den letzten zwei Tagen noch nicht eine Sekunde um ihn gekümmert habe, er hat immer alles für mich gemacht. Ich drücke seine Hand noch fester.

„Und... seid ihr jetzt... naja, seid ihr zusammen?" Roman sieht mich strahlend an. „Ja. Seit etwa zwei Tagen. Oder so.", meine ich zögerlich. Hendrik nickt. „Tut mir leid dass ich das nicht mitgekriegt habe." „Kein Problem, wirklich. Was ist denn die letzte Erinnerung an letzte Woche?" „Naja, ich weiss nur noch, dass wir lange gelaufen sind und sich dann der ganze Berg in Bewegung gesetzt hat. Und dann kann ich mich lange an nichts erinnern. Anschliessend weiss ich wieder, dass wir gelaufen sind und ich kaum mehr konnte. Dann ist Erik irgendwo stecken geblieben, keine Ahnung, ich habe nur so Bruchstücke von Erinnerungen."

Ich nicke. „Ja, du hast dich bei einem Felsrutsch verletzt. Hendrik, du hast mir das Leben gerettet. Ohne dich würde ich jetzt womöglich hier liegen und wäre noch viel schlimmer dran!" Hendrik überlegt und versucht sich zu erinnern. Roman zieht mich nach hinten und küsst mich auf die Stirn, da er sieht dass ich Tränen in den Augen habe. „Aber so rum ist's besser Sarah. Ich bin ehrlich gesagt froh dass du nicht hier liegst.", antwortet Hendrik mit krächzender Stimme. Ich lächle ihn glücklich an, auch wenn ich ihm die Schmerzen und Qualen gerne abgenommen hätte. Eine halbe Stunde quatschen wir noch, dann verlassen wir den Raum, da Hendrik sich noch etwas ausruhen muss.

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Hi Guys!

Sorry für diesen doofen Unterbruch aber ich wusste nicht, wo ich den Cut sonst hintun sollte. Das Kapitel wäre sonst einfach zu lang geworden. Ich hoffe es unterhält euch trotzdem, danke an alle, die fleissigen Leser unter euch. Und auch willkommen an alle, die mittlerweile neu dazugekommen sind.

Noch einen schönen Sonntagabend.

T.

47 degrees north (Roman Bürki FF)Onde as histórias ganham vida. Descobre agora