Kapitel 19 - 14. Februar ~ Valentinstag

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Briefe sind scheiße. Es hat ja nicht gereicht, dass ich davor schon 12 Tage Poetin und Postbotin spielen musste. Nein! Wie ich jetzt endlich mal begriffen habe, hasst mich das Schicksal wirklich bestialisch. Danke dafür. Hiermit erweitert sich unsere Feindschaft noch mehr.

Das einzige Positive oder vielleicht doch Negative am Briefeverteilen ist, dass ich Nate so nur kurz sehe. Vorgestern lief es wirklich falsch. Wobei das wohl noch eine Untertreibung ist.

"Ich finde, dass ich das Recht habe, dass mir jemand erklärt, warum ich schon um zehn Uhr morgens in der Turnhalle sein soll", murmle ich genervt und stochere in meinen Cornflakes herum, die mittlerweile schon ganz pampig geworden sind.
"Es war ja wohl deine eigene Schuld", erwidert Dad und liest weiter den Sportteil der Zeitung. Er hat heute frei. Der Glückliche, immerhin darf ich heute die Turnhalle schmücken und die Briefe austeilen - und das alles zusammen mit Nathan. Ich weiß noch ganz genau, was für Mitleid ich mit dem Verteiler der Liebesbriefe hatte. Nun ja, jetzt bin ich es selbst. Was für ein Glück!

"Als mein Vater solltest du lieber Mitleid mit mir haben." Ich esse ein bisschen von meinen Cornflakes.

"Zehn Uhr morgens ist ja auch so früh." Anscheinend hab ich das Ironische wirklich von meinem Vater geerbt.

"Du solltest dann gleich auch mal los. Fährt der Bus nicht in siebzehn Minuten?", fragend sieht er mich vom Rand seiner Zeitung aus an. Desinteressiert nicke ich. "Soll ich doch den Bus verpassen."

"Sony..", meint Dad warnend. Und zwar in diesem bestimmten Ton, der einen zurückhalten soll, wenn man jemanden unhöflich gegenüber war. "Ich mach mich ja schon fertig, aber ich hab einfach überhaupt gar keine Lust", murmele ich und stelle meine Schüssel in die Spüle. Dad liest weiter selbstsicher seine Zeitung. "Du schaffst das schon." Ohne eine Antwort verlasse ich die Küche und gehe in mein Zimmer, um mich fertig zu machen.

Als ich fertig bin und gerade das Haus verlassen will, werde ich von Dad aufgehalten. Typisch für Dad. Zuerst muss ich mich unbedingt beeilen und dann hält er mich selbst auf, wenn ich mal das getan habe, was er wollte.

"Wie geht es jetzt eigentlich Anna? Deine Mum hat mir gestern davon erzählt." Ich zucke mit den Schultern. "Sie ist wieder die alte. Ganz ohne Collin."
"Dann ist ja gut", lächelt Dad. Ich nicke. "Das ist es auf jeden Fall. Hoffentlich erleidet sie keinen Rückfall", grinse ich, "Ich muss dann jetzt aber auch unbedingt los sonst verpasse ich den Bus." Dad grinst. "Viel Spaß!" Ich verdrehe die Augen und verlasse das Haus.

Gestern hat Anna ungefähr noch eine weitere halbe Stunde lauter Schimpfwörter in Zusammenhang mit Collin gebracht und anschließend stumm einen Film ausgewählt und die Süßigkeiten gegessen. Ich habe geschmunzelt und es ihr gleichgetan. Nach dem Film bin ich gegangen. Ich hoffe sehr, dass es gestern nicht bloß eine Art Ausnahmezustand vom Alltäglichen war.

**

Das erste, was ich sehe, als ich das Schulgelände betrete, ist der Wagen von Nates Mum auf den Parkplatz. Er ist also schon da.

Ich hab schon öfter überlegt, ob ich meinen Führerschein machen soll, doch zurzeit kann ich auch noch mit den Bus fahren. Außerdem würden meine Eltern mich nicht alleine fahren lassen. Also gebe ich ihnen jetzt einfach mal die Schuld, dass ich keinen Führerschein habe.

Da die Turnhalle hinter der Schule liegt, ist der Weg nicht besonders lang. Ein riesen Banner hängt über der Tür, wo in gelben Druckbuchstaben auf lilanen Untergrund Go Jaguars!! steht. Es soll unsere klischeehafte Fußballmannschaft anfeuern, wo Nate auch mitspielt.

Ich ziehe die Tür auf und betrete die Halle. Durch eine Art Flur gehe ich in den Hauptraum der Halle, wo der Sportunterricht stattfindet.

"Hallo Sony!", begrüßt mich Mrs Sparks. Sie sitzt mit einer Kaffeetasse, auf der perfekter Start ins Leben steht und ein kleiner Panda abgebildet ist, auf einer Bank. Mary und weitere aus meinem Kurs kümmern sich gerade um die Luftballons - natürlich herzförmig - und die Girlanden. "Hallo", murmle ich. Nathan kann ich gerade nirgends sehen. "Du kannst gleich mit anpacken die Plakate aufzuhängen! Die anderen dürfen in einer halben Stunde gehen", teilt mir Mrs Sparks mit. Ich nicke, als Zeichen, dass ich verstanden habe. Aber das Auto seiner Mum steht doch draußen. Er muss hier sein.

This is L-O-V-EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt