Kapitel 13- 9. Februar

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Shopping ist nicht so mein Ding.

Ende.

Da ich ja immer so aufmerksam bin, habe ich beschlossen meine weiteren sozialen Kontakte zu pflegen. Briefe und Hassgedanken gegenüber Collin sind keine netten Wegbegleiter, also muss Zoe herhalten. Außerdem ist sie die einzige, bei der auch zwei Stunden ausgefallen sind. Mrs Sparks ist leider heute nicht da. So wurde Geschichte in die erste und zweite Stunde verlegt. Glück für mich.

"Freust du dich schon auf den Ball?", fragt mich Zoe schmunzelnd, als wir den Gang entlang gehen. Ich seufze auf. "Überhaupt gar nicht."
"Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Idee ganz gut, als so das mit dem Ball, aber das mit Valentinstag ist etwas unpassend", meint Zoe und hält mir die Tür auf.
"Danke", lächele ich, "Ja, an und für sich ist es mal eine nette Abwechslung, aber bitte lasst doch dieses ganze so romantische Zeugs raus!"

Die kalte Luft empfängt uns, als wir den Schulhof betreten. Augenblick ziehe ich meine Jacke enger um meinen Körper.
"Für meinen Geschmack könnte es jetzt wieder warm sein. Die kalten Tage nerven mich", beschwert sich Zoe. Ich stimme ihr grummelnd zu. Schweigend gehen wir den leeren Schulhof entlang. Alle anderen haben jetzt Unterricht.

"Hast du denn schon eine Begleitung für den Ball?" Ihre Frage überrascht mich etwas.
Ich hab eigentlich noch nicht so viele Fragen an den Ball verschwendet, vielleicht, warum verdammt nochmal ich dafür was planen muss und warum er stattfindet, doch Begleitung und weiteres hab ich nicht wirklich infrage gestellt.

"Nein, ich geh wahrscheinlich sowieso nicht hin. Ich wette aber du hast eine Begleitung!" Grinsend sehe ich sie an. Sie schweigt nur und sieht lächelnd zur Seite.
"Wer ist es?", lache ich und stupse sie in die Seite.
"James Parker aus der 11", lächelt sie. Anscheinend hat auch sie die Kraft des Valentinstages gepackt. Bin ich hier eigentlich noch die einzige Normale?

"Komm noch gut nach Hause", grinst sie, als wir die Straße zu den Haltestellen erreichen. Sie muss weiter die Straße herunter, während ich auf den Bus warten werde.
"Du auch", erwidere ich und umarme sie. Zoe winkt mir nochmal zu und geht die Straße entlang. Ich hingegen muss die Treppen herunter.

***

"Wir sollten heute shoppen gehen!", meint Anna enthusiastisch und stößt mir mit ihrem Ellenbogen in die Seite. Nach der Schule bin ich spontan noch bei Anna vorbei.

"Shopping ist nicht so mein Ding." Ich sehe weiter auf den Fernseher, wo sie gerade eine Serie über eine depressive Teenagerin zeigen.

Die arme hat für Valentinstag noch keinen Partner, aber - keine Sorge!- Franzyn Macedonia, brasilianisches Supermodel, das aber irgendwie keiner kennt, hilft der armen Pearla.

"Aber Sony!", fängt sie an mit ihrer knuffigen Stimme, "Wir brauchen auch noch Kleider!"
"Ich geh nicht auf den Ball."
"Was?! Nein. Nein!", protestiert sie. Ich seufze laut und drehe mich zu ihr um.
"Was ist daran bitteschön interessant geschweige denn wichtig?"
"Alles."

Ich sehe sie ungläubig an. "Darauf kann ich aber echt verzichten."
"Nein, kannst du nicht und jetzt steh auf; wir gehen shoppen!"

**

30 Minuten stehen wir vor einer großen Mall. "Ich weiß auch schon genau wo wir die Kleider kaufen", strahlt Anna und zieht mich durch die Mall in eine kleine unscheinbare Boutique.
Ich hatte diese Boutique noch nie zuvor entdeckt, was vielleicht zum Teil daran lag, dass ich shopping nicht so unbedingt alltäglich mache und ich gezielt Gespräche über Boutiquen vermeide. Aber dieser kleine Laden schafft es durchaus meine Sympathie zu gewinnen.

Unser Eintreten wird durch ein leises Glöckchen angekündigt, als wir die Tür öffnen.

Eine fröhliche, aber nicht zu aufdringlich wirkende, junge Verkäuferin lächelt uns an. Sie ist mir sofort sehr sympathisch. Ihre Haare sind in einem natürlichen rot und ihre braunen Augen sehen einfach nur vertrauenswürdig aus.

"Hallo", grinst sie, "Wenn ich euch bei irgendetwas behilflich sein kann, sagt ruhig Bescheid."

"Danke", grinse ich zurück. Die Verkäuferin wendet sich mit einem letzten Grinsen ab und kümmert sich um einen Papierstapel, der vor ihr auf dem Tresen liegt; wahrscheinlich Rechnungen oder Aufgaben.
Anna stürmt gleich los zu den Kleiderbügeln und inspektiert die Kleiderauswahl. Ich folge ihr einfach.

"Hast du schon irgendeine Idee, wie in etwa dein Kleid für den Ball aussehen soll?", fragt sie mich, jedoch ohne den Blick von den Kleidern zu heben.
Ich zucke mit den Schultern. "Mal sehen, was ich finde. Ich gehe mal dort drüben gucken", meine ich und zeige auf einen Kleiderständer am Ende des Raumes. Anna beachtet mich schon gar nicht mehr. Sie hat nur noch Augen für die Kleider.

Shopping ist insgesamt nicht so mein Ding und jetzt auch noch ein Kleid kaufen. Ich habe Anna vorhin gefragt, ob ich nicht einfach normale Klamotten anziehen kann oder überhaupt eine Hose, doch sie meinte es steht ein unausgesprochener Dresscode im Raum. Unausgesprochener Dresscode? Aha.

"Sony?", ruft Anna auf einmal aufgebracht, "Ich hab was!" Ich lege das grüne T-shirt, was meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, wieder auf den Stappel und drehe mich zu ihr um.

Sie hält Freude strahlend ein dunkelgrünes Kleid hoch. "Schöne Wahl", lächelt die Verkäuferin, die sich gerade neben mich gestellt hat, "Es strahlt Frühling aus."

"Probier es an!!", lache ich. Anna nickt stürmisch und läuft in den hinteren Teil des Ladens, wo die Umkleidekabinen sind. Wir folgen ihr.
Total aufgedreht zieht sie den dunkelblauen Vorhang zu. Ich setze mich auf einen kleinen roten Sessel, der vor einer großen Spiegelwand steht.

"Brauchst du auch ein Kleid?", fragt mich die Verkäuferin.
"Nee, ich wollte eigentlich nicht auf den Ball gehen", antworte ich.

"DOCH! DU GEHST", schreit Anna aus der Kabine. Ich seufze auf. "Ich bin fertig!", sie zieht den Vorhang vor und tritt aus der Kabine.

"Woow."
Sie sieht wirklich gut aus in dem Kleid. Ihr Hautton und ihre Haarfarbe passen perfekt zu dem Grünton.
"Du siehst echt richtig gut aus!", grinse ich.
"Das Kleid steht dir wirklich gut", grinst auch die Verkäuferin.
"Danke", lächelt Anna. "Jetzt wo ich mein Kleid habe, suchen wir eins für dich!"

"Bitte nicht!"

"Oh doch!", grinst sie fies.

*

"Das sieht dämlich aus!", protestiere ich. Seit gefühlten Stunden probiere ich jetzt schon Kleider an. In dieser Zeit hat die Verkäuferin an Sympathiepunkten bei mir verloren. Sie und Anna haben es sich als Lebensaufgabe ernannt mir ein Kleid anzudrehen, was mir auch gefällt, damit ich ja auf den Ball gehe.

"Nein, sieht es nicht!", erwidert die Verkäuferin. Anna nickt zustimmend.

"Ihr tut die ganze Zeit so, als ob ich heiraten werde!"
"Nein, wir wollen, dass du dich wohl fühlst und genial aussiehst!", verbessert mich Anna, meine eigentliche beste Freundin.
"Um mich wohl zu fühlen, muss ich einfach kein Kleid anziehen!"

"Du ziehst keine Jeans und kein einfaches Shirt an!"
"Und was ist wenn doch?", meine ich beleidigt. Wow, und ich bin siebzehn Jahre alt.
"Ich warne dich!" Sie übrigens auch.

"Ich will eure Diskussion nur ungern unterbrechen, aber ich denke, ich habe ein Kleid gefunden!", meint die Verkäuferin.

Wir drehen uns zu ihr um. Sie hält ein einfach blaues Kleid hoch. Es ist schlicht, einfach und nicht übertrieben auffallend. Perfekt für eine, die einfach keinen Bock auf den Ball hat. Also für mich!
"Das ist echt schön", murmel ich.

"Zieh es an, zieh es endlich an!!", grinst Anna. Ich nehme das Kleid entgegen und eile in die Umkleidekabine.

Als ich es angezogen habe, trete ich aus der Kabine und werde von einer quietschenden Anna empfangen. "Das passt perfekt zu dir!"

"Scheint so, als ob ich doch auf den dämlichen Valentinstag muss!", lache ich.

This is L-O-V-EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt