Kapitel 9- 6. Februar

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Essen bei den Johnsons bedeuten immer Peinlichkeiten! Wobei die Geschichte von Mr Popens, dem fröhlichen Pinguin und Nancy, der Seerobe, wohl noch die angenehmste ist.

Rettet mich, bitte!

Bitte!

Entspannt sitze ich auf dem Sofa und sehe irgendeine unnütze Serie im Fernsehen. Meine Eltern rennen währenddessen aufgeregt von einem Ort hin und her. Ich verdrehe genervt die Augen, als Mum sich vor den Fernseher stellt und auf dem Regal daneben irgendetwas wichtiges sucht. "Sony, Schatz? Weißt du wo ich meine echten Perlenohrringe und die Kette dazu hingelegt habe?", meine Mum dreht sich um und sieht mich fragend an. Ihre Haare sind in einem weißen Handtuch umwickelt und sie trägt ein schwarzes Etuikleid. "Keine Ahnung", murmle ich und versuche irgendwie an ihr vorbei auf den Fernseher zu sehen.
Gerade bekommen die Hauptcharaktere der Serien eine Aufgabe, die sie in 2 Minuten lösen müssen. Aber die Aufgabe ist geheim und der Zuschauer soll sie erraten und anrufen. Immerhin könntest du 10.000$ gewinnen!

"Ich hab sie gefunden, Schatz!", ruft Dad von irgendwo her, vermutlich aus dem Bad. Mum stürmt praktisch aus dem Wohnzimmer. Ich verstehe nur nicht, wieso sie sich wegen eines Abendessens so verrückt machen. Wir essen doch bloß bei den Johnsons!

Während Mum ja im Kleid rumläuft und Dad wahrscheinlich in Hemd und Hose, habe ich eine einfache Jeans und einen dunkelblauen Kapuzenpullover an. Wir gehen ja auch bloß essen bei den Johnsons.

Ein Blondie muss gerade einen Liedtext singen, aber nicht mit den richtigen Worten, sondern mit den Worten eines Tipps gegen Fußpilz. Das ist definitiv Can you feel the love tonight von Elton John. Wie passend auch gleich zum Valentinstag!

"Sony, kommst du?", fragt Dad. "Ja!", brülle ich zurück und erhebe mich. Ich schalte den Fernseher aus (diese Deppen haben das romantische Lied nicht erkannt. Pff, Anfänger) und gehe in den Flur um mir meine Converse anzuziehen.
Wir gehen ja auch bloß essen! Ich kann es nicht genug sagen.

"Was hast du denn an?", fragt meine Mum entsetzt. "Klamotten?", sage ich und ziehe einen Schuh an. "So kommst du nicht mit! Zieh dich bitte um. Immerhin sind wir zum Essen eingeladen!" Sie sieht mich mit einem Blick an, der keine, wirklich gar keine Widersprüche zulässt.
"Na gut", brumme ich und ziehe den Schuh wieder aus. "Soll ich dir noch ein Outfit rauslegen?", grinst Mum. Ich sehe sie böse an und gehe hoch in mein Zimmer.

"So kommst du nicht mit!", äffe ich meine Mum nach und öffne meinen Kleiderschrank. Ich will ja auch gar nicht mit!

Was zieh ich denn jetzt verdammt nochmal an? Verzweifelt (ja, das verzweifelt mich mal ausnahmsweise, wie jedes normale Girl) sehe ich die unordentlich aufeinander gestapelten Klamotten an. Auf keinen Fall ein Kleid, das ist klar!

Ich ziehe eine dunkelblaue Hosen aus einem zum Umfallen drohenden Stapel und schmeiße sie auf mein Bett. Ein weißes Top und eine helle Strickjacke folgen. Immer noch schlecht gelaunt ziehe ich den Pulli und die Jeans aus und die anderen Klamotten an. Danach nehme ich den für heute vorgesehenen Brief und stecke ihn in meine Hosentasche. Damit man ihn nicht sieht, ziehe ich mein Top und die Jacke darüber.

"So nehmen wir dich noch lieber mit!", grinst Dad, als ich die Treppe herunter gehe und schwarze Ballerina anziehe. Seit wann auch immer ich die besitze.
Ich sehe Dad mit einem Todesblick an. "Der Abend wird bestimmt klasse!", grinst jetzt auch Mum. "Ich wollt mich doch bloß provozieren!", brumme ich. "Nein, Schatz", lacht Dad und legt seinen Arm um meine Schulter, nachdem ich meine Winterjacke angezogen habe. Neeeein, gar nicht!

***

Der Weg zur Haustür. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte keine Angst. Vielleicht läuft dieser Kläffer hier ja wieder rum. Nervös blicke ich nach rechts und links. Zur Zeit ist nichts von diesem Kläffer zu sehen, aber das war ja gestern auch so! Außerdem sind meine Füße bestimmt eingefroren! Dämliche Ballerina!

This is L-O-V-EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt