05 Sony & Nate: Großeltern

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Irgendwie sind alte Leute sympathischer und netter, als andere. Nun ja, außer Mrs Sparks und Nates Opa, die mich nicht ausstehen können.

Dabei bin ich doch so sympathisch?

"Meine Großeltern freuen sich bestimmt dich kennenzulernen", grinste Nate und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel.

"Nate, deine Großeltern kennen mich bereits. Sie nennen mich immer Samantha, weil sie denken Sony wäre ein Kosename. Außerdem hasst dein Opa mich."

"Nun ja, du hast seine Frontscheibe kaputt gemacht", sagt mein Freund.

"Das ist sieben Jahre her! Eigentlich ist es deine Schuld. Ich hab dir gesagt, ich kann keinen Basketball fangen", rechtfertige ich mich.

"Erwähnen wir das gleich einfach nicht, wahrscheinlich haben sie das eh vergessen", meint er zuversichtlich und nimmt seine Hand von meinem Oberschenkel, um einen anderen Gang einzulegen.

"Hoffentlich sagt deine Oma nicht wieder, ich soll backen lernen", seufze ich.

"Bestimmt nicht", lächelt Nate.

"Ich wette doch. Oh Gott, ich bin total traumatisiert von deinen Großeltern, dabei hab ich sie das letzte Mal vor vier Jahren gesehen!"

"Übertreib's nicht, Sony!" Nate lacht leicht.

"Du hast gut reden. Deine Großeltern müssen dich mögen, ob sie wollen oder nicht. Immerhin bist du ihr einziger Enkel", brumme ich und lasse mich tiefer in den Autositz sinken.

"Deine Großeltern werden mich gleich noch mehr hassen."

"Sony-"

"Jetzt bin ich auch noch deine Freundin!"

"Sony!"

"Wäre ich doch mal zu Hause geblieben!"

"Sony, beruhig dich! Selbst wenn meine Großeltern dich hassen sollten, mag ich dich immer noch und das ist das einzige, was zählt! Mach dir keinen Kopf."

Okay, ich übertreibe eventuell. Aber nur eventuell!

Es ist viel schwerer dafür zu sorgen, dass alte Leute dich mögen, als junge. Sie können dich fertig machen.

Ich drehe durch.

Nate legt wieder seine Hand auf meinen Oberschenkel und streicht beruhigend drüber.

Wir halten kurz an einer roten Ampel. Nathan lächelt und sieht liebevoll zu mir.

"Beruhig dich." Er küsst mich auf die Lippen. "Dich kann man gar nicht nicht mögen. Du bist wunderschön und toll."

"Und du bist ein Schleimer!", grinse ich und küsse ihn nochmal.

Die Ampel springt um und wir fahren weiter.

Doch nicht besonders lange. Wenig später biegt Nate in eine Straße ab und fährt in die Auffahrt eines Einfamilienhauses.

Es ist ein kleines Häuschen mit weißen Zaun und hellblauer Farbe. Es schreit quasi Vorort und Rente.

"Denkst du, du schaffst es?", neckt mich Nate leicht.

Er ist clever. Er weiß genau, dass ich drauf anspringe, wenn man jemand herausfordert. Schlau.

"Cleverer Zug, Johnson. Na klar!"

Wir steigen aus und klingeln.

Sie werden mich hassen, sie werden mich hassen.

"Nathan!", öffnet seine Oma umschwänglich die Haustür und zieht ihn in eine Umarmung.

"Grandma. Wie geht es dir?", lächelt Nate, ganz der perfekte Enkel. Ich unterdrücke ein Augenrollen.

"Großartig! Können doch rein", lächelt seine Oma. Ich glaube sie heißt Annie.

Ähm, ich bin auch hier.

"Oma, das ist meine Freundin Sony."

Seine Oma sieht mich lächelnd an. "Samantha!"

"Ich heiße Sony", murmel ich leise.

"Hallo", erwidere ich lauter und lächel charmant. Sie kommt auf mich zu und drückt mich kurz.

Wenigstens scheint seine Oma mich zu mögen.

Wir folgen seiner Oma ins Haus und setzen uns ins Wohnzimmer auf die Couch. Sein Opa sitzt dort ebenfalls. Ich wette er hasst mich immer noch.

"Hey Opa", grinst Nate und schüttelt seine Hand. "Das ist Sony, meine Freundin."

"Guten Tag", lächel ich. Einschleimen ist doch toll.

"Die Samantha, die meine Frontscheibe auf dem Gewissen hat", lacht er.

Wow, was ich für einen guten Eindruck hinterlassen habe.

"Ja, genau die", lache ich gefaket mit.

"Also erzähl, Junge, wie läuft es in der Schule?", fragt sein Opa und seine Oma holt kurz Kuchen.

Ich beiße mir nervös auf die Unterlippe. Wir würden in einem halben Jahr aufs College gehen, allerdings an zwei verschiedene. Darüber richtig gesprochen haben wir nicht.

Nate legt seinen Arm um meine Taille. "Ich wurde am Jeffrey College angenommen", antwortet er. Ich sehe ihn überrascht an. Davon hat er mir nicht erzählt.

"Das ist ja toll!", freuen sich seine Großeltern. Seine Oma betritt gerade den Raum.

Nate sieht mich an. Ich entferne seine Hand von meiner Taille.

Ich will jetzt nichts mehr vom College hören.

"Samantha, wie geht es deinen Eltern?", fragt Annie, Nates Oma, liebevoll.

"Sehr gut. Meine Mutter ist schwanger", antworte ich.

Meine Eltern haben bemerkt, dass sie langsam wirklich alt werden und wollen ein zweites Kind. In drei Monaten werde ich große Schwester mit fast 18.

"Oh, das ist ja wunderbar! Gratuliere deinen Eltern bitte von uns", lächelt Annie.

"Und wie sieht es bei euch aus?"

Ich verschlucke mich fast. Auch Nate sieht geschockt aus.

"Wir sind erst ein einhalb Jahre zusammen. Und ich will keine Kinder", meine ich und stottere etwas.

"Oh, tut mir leid. Ich meinte es nicht zum Thema Kinder", lacht Annie.

Nate und ich lachen nervös.

Die Großeltern zu besuchen ist doch immer peinlich und schön.

Wenigstens gibt es Kuchen.

This is L-O-V-EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt