Milli & Roman @BVB

1.4K 124 11
                                    

Für die liebe @Anilena , Kopf hoch! 💛

‚Remember those walls I built, well, baby, they're tumbling down and they didn't even put up a fight, they didn't even make a sound'

Milli P.o.V.

Fassungslos saß ich in der Kabine, den Kopf in die Hände gestützt, mit Blick auf den Boden. Wie konnte es nur so weit kommen? Jeder einzelne aus dem Team hatte die Ernsthaftigkeit der Situation begriffen und musste irgendwie damit klar kommen, wir alle steckten im selben Schlamassel. Niemanden jedoch schien es so sehr zu beschäftigen, wie Roman. Er hatte sein Gesicht hinter einem dicken Handtuch versteckt und saß regungslos auf der Holzbank mir gegenüber. Die anderen schien es nicht zu ahnen, doch ich wusste es, wusste es weil ich ihn kannte, wie ihn kein anderer kannte. Er weinte.

Kurz nach seinem Wechsel von Freiburg nach Dortmund hatten wir uns getrennt. Seit wir zusammen beim BVB spielten, waren wir uns immer erfolgreich aus dem Weg gegangen, zumindest in unserer Freizeit, während den Trainings und Spielen ließ es sich kaum vermeiden, Kontakt zu haben.

Obwohl wir uns einvernehmlich voneinander getrennt hatten und ich bislang gut damit zurecht gekommen war, brach es mir das Herz, wie mein Exfreund in der Kabine saß, weinte und niemandem hatte, der ihn trösten würde, wie sollten die anderen auch, sie merkten ja nicht einmal, dass es ihm schlecht ging. Ich wusste doch zu gut, wie ehrgeizig, gleichzeitig aber auch verletzlich und sensibel unser Torwart doch war. Er war etwas ganz besonderes, einer der wenigen Menschen die man einen ‚feinen Kerl' nennen würde.

Die ersten Jungs hatten die Kabine schon verlassen und zogen mutig in Richtung Medienzone, die sie passieren mussten, um zum Bus zu gelangen. Roman hatte sich immer noch keinen Zentimeter bewegt. Beim Gedanken daran, dass er später wieder von den Medien und unseren eigenen Fans in der Luft zerrissen werden würde, er dann alleine zuhause sitzen und die ganzen Beschimpfungen lesen müsste, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich wusste doch, wie persönlich er das ganze nahm und wie traurig er dabei war; Wie lange würde er diesem Druck noch standhalten, wenn er jeden Abend alleine mit diesem Hass fertig werden musste? Mit einem Mal fühlte ich mich unglaublich schlecht. Wieso hatte ich ihn einfach ignoriert, wenn ich doch genau wusste, dass er eine starke Schulter gebraucht hatte?

Ich fasste einen Entschluss und erhob mich langsam. Mein Herz raste, war ich überhaupt auf das vorbereitet, was ich hier vorhatte? Zögerlich ging ich auf den Schweizer zu und ging vor ihm in die Hocke. Ich streckte meine zitternde Hand nach ihm aus und fuhr durch seine Haare, bis zu seinem Hinterkopf, an dem ich meine Hand verweilen ließ. Er bewegte sich noch immer nicht. Entschlossen legte ich nun auch meinen anderen Arm um Romans Hals und drückte ihn fest an meine Brust. „Nicht weinen" flüsterte ich dazu fast tonlos an seinen Nacken und legte mein Gesicht an die warme Haut, die immer noch genau gleich duftete, wie damals. Als er sich nicht wehrte, oder mich wegschubste, schloss ich meine Augen und fühlte förmlich das Durcheinander zwischen meinem Kopf und meinem Bauch. Sanft fing ich an, uns ein wenig hin und her zu wiegen, das hatte zumindest früher immer geholfen, ihn zu trösten.

Einerseits waren wir getrennt und hatten uns auch nicht wirklich vermisst, andererseits fühlte sich das gerade so richtig an. Warum fühlte ich mich für Roman so verantwortlich und ertrug seine stummen Tränen nicht, wenn ich ihn anscheinend nicht mehr liebte? Durch Romans Arme, die sich nun fest um mich gelegt hatten, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und atmete erleichtert durch. Der Größere klammerte sich förmlich an meinen Körper und verbarg sein Gesicht wieder an meiner Brust.

„Lass mich nicht allein Milli". Weinte er aufgelöst gegen meinen Pullover. Das saß. Meine Achterbahn der Gefühle war soeben direkt aus dem Looping ungebremst gegen die Wand gekracht. Das ganze Kartenhaus aus Lügen und unterdrückten Gefühlen war soeben zusammengeklappt. Nun sammelten sich auch Tränen auf meiner Wange. „Niemals Romi" flüsterte ich mit erstickter Stimme und verfestigte meinen Griff um seinen Nacken. Wie hatte ich ihm gegenüber nur so kalt sein können? „Niemals" wiederholte ich mich unter Tränen und klammerte mich an Romans Körper. Nun hob er seinen Kopf aus den Händen und brachte mich dazu, ihn anzusehen. In seinen roten, verquollenen Augen spiegelte sich die Verzweiflung nur so wieder, dieser Anblick war wirklich nur schwer zu ertragen. Ich spürte, dass er etwas sagen wollte, doch fehlten uns beiden die Worte, dieses Gefühlschaos auszudrücken.

Mittlerweile hatte sich der Raum geleert und nur noch wir beide saßen hier nebeneinander auf der kühlen Holzbank. Still war es geworden, langsam beruhigten wir uns. Unsicher sah ich erneut zu Roman und streckte meine Hand zögerlich nach ihm aus. Nur mit der Fingerspitze berührte ich seine Handfläche und strich darüber. Wie weich seine Haut nicht wieder war, es brachte mich zum lächeln. Sanft schob ich meine ganze kleine Hand in Romis große die sich sofort schloss und mit dem Daumen über meinen Handrücken streichelte. Ich traute mich nicht, ihn anzusehen, sondern starrte vielmehr auf unsere Hände, die doch so vertraut miteinander waren.

„Ich liebe," Setzte ich plötzlich wie fremdgesteuert an und atmete noch einmal durch. „Ich liebe dich Roman Bürki. So sehr, dass es nur noch wehtut. Ich weiß nicht, was die letzten Monate in uns gefahren ist, es-" Weiche Lippen unterbrachen mich und stoppten die Worte, die eh unnötig waren. Wie hatte ich darauf nur verzichten können? Vollkommen in Gedanken spürte ich, wie er sich von mir löste und riss die Augen auf. „Hey, alles gut, ich wollte dir nur sagen, dass ich dich auch über alles liebe, mein kleiner Milli." Wie hatte ich diesen Mann bloß verdient? Ungläubig schüttelte ich den Kopf und grinste vor mich hin. Glücklich rutschte ich noch näher an ihn, strich seine Wangen so gut es ging trocken und küsste ihn erneut. Er war der eine, den ich wirklich wollte, ich liebte ihn und er liebte mich, darüber waren wir uns mehr als bewusst geworden. Vielleicht lag es daran, dass Stuttgart so nah an Freiburg war, wo alles angefangen hatte, die Hauptsache aber war, dass wir uns wieder hatten, alles andere würde schon wieder werden.

FOOTBALL is LOVE {BOY X BOY/ONESHOTS}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt