Robert & Joshua @ FCBM

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'The minute you think of giving up think of the reason you held on for so long'

Robert P.o.V.

Manchmal denken wir, wir haben unser Leben im Griff. Alles läuft rund und wir sind zufrieden mit uns selbst. So soll es sein, so kann es bleiben. Doch dann kommt dieser eine Augenblick, dieser Wimpernschlag, der alles was wir uns aufgebaut haben ins Wanken bringt und uns wieder vor Augen führt, was für winzig kleine, machtlose Figuren wir Menschen im Universum sind. Ein einziger Moment kann dein Leben von heute auf morgen komplett verändern und das schlimmste daran ist, dass du es verdammt nochmal nicht in der Hand hast.

Fröstelnd saß ich auf Joshuas Platz in der leeren Kabine und wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen. Wut, Trauer, Angst und Ratlosigkeit vermischten sich und ich war damit vollkommen überfordert. "Du fehlst so sehr, Kleiner." Flüsterte ich und strich mit der Hand über das Foto an Joshs Platz.

"Lewy kommst du, dann mach ich das Licht gleich aus." Rief unser Zeugwart durch den Gang zu mir und erinnerte mich damit daran, dass ich endlich gehen sollte. Ich stand auf, verabschiedete mich leise und setzte mich in mein Auto. Draußen war es schon dunkel, obwohl es gerade mal halb fünf war, was für Ende November aber leider nicht unüblich war.

Ich schaltete die Zündung ein und fuhr los. Wie die letzten Tage auch fuhr ich vom Training aus direkt ins Krankenhaus rechts der Isar zu Josh.

Es war genau heute vor zwei Wochen gewesen, als mich die Nachricht erreicht hatte, dass Joshua einen schweren Verkehrsunfall gehabt hatte und mehr tot als lebendig stundenlang im Krankenhaus notoperiert werden musste. Nach der OP hatten die Ärzte ihn in ein künstliches Koma versetzt, was für wenige Tage geplant war. Allerdings war er bis jetzt noch nicht aufgewacht und sein Zustand änderte sich auch nicht wirklich. Jeden Tag fuhr ich zu ihm, weil ich ihm noch so viel zu sagen hatte. Ich hasste mich abgrundtief selbst dafür, dass ich so lange damit gewartet hatte, Josh meine Gefühle zu gestehen, weil ich einfach zu feige war. Was, wenn ich nie wieder die Möglichkeit hätte, in seine babyblauen Augen zu sehen und ihm zu sagen, dass ich ihn liebte? Was hatte mich aufgehalten, es nicht einfach vorher zu tun? Ich fuhr mir mit der Hand über die Augen, um wieder klare Sicht zu bekommen und lenkte mein Auto durch die überfüllten Straßen Münchens.

Am Krankenhaus angekommen stieg ich aus und holte das Trikot für Josh von der Rückbank. Ich hatte ein Heimtrikot mit der Nummer 9 und dem Flock 'Never give up' für Josh besorgt, das ich ihm schenken wollte.

An seinem Zimmer angekommen bemerkte ich, dass sein Arzt gerade bei ihm war und bekam sofort Angst, dass etwas nicht stimmen könnte. Glücklicherweise kam der Mediziner gerade heraus und begrüßte mich. "Ich habe gute Neuigkeiten" lächelte er. Meine Augen weiteten sich. "Er atmet wieder selbstständig, ganz ohne Hilfe. Er ist zwar immer noch nicht wach, das ist aber ein gutes Zeichen." Glücklich sah ich ihn an und schüttelte seine Hand, als er sich zum Gehen wand.

Vorsichtig betrat ich Joshs Zimmer, legte meine Jacke über einen der zwei Stühle im Raum und setzte mich auf die Bettkante. Mein Trikot legte ich auf seine Bettdecke und betrachtete den jüngeren. Ohne die ganzen Schläuche sah er schon wieder etwas lebendiger aus. Ich war so unglaublich stolz, wie er ganz allein atmete, wie sich sein Brustkorb langsam hob und wieder senkte. Es hörte sich vielleicht bescheuert an, aber in meiner Situation war das schon ein Riesen Erfolg. Das kleine bisschen Leben das sich in Joshs Körper befand, hatte gekämpft wie ein Löwe und sich gegen den Tod durchgesetzt, der ihn mir fast genommen hätte.

Ich griff nach seiner Hand und strich über die hervorstehenden Fingerknochen. "Ich bin so stolz auf dich, Kleiner, ich hab immer gewusst, dass du nicht aufgeben wirst. Du musst endlich wieder gesund werden, dass ich dir sagen kann, wie sehr ich dich liebe, Josh. Vom ersten Tag, an dem wir uns gesehen haben, hast du mich verzaubert. Ich liebe das Glänzen in deinen Augen, wenn du mir den Ball zupasst, ich liebe deine Grübchen beim Lachen und ich liebe deine rosafarbenen Bäckchen, wenn es kalt draußen ist. Josh ich liebe dich schon so lange und war immer zu feige, es dir zu sagen. Ich weiß jetzt, dass es keinen perfekten Zeitpunkt gibt, etwas zu tun oder jemandem etwas zu sagen, nein man muss es einfach tun, weil man es sonst vielleicht nie wieder tun kann und es dann auf ewig bereuen wird." Ich hatte meine Augen geschlossen und konzentrierte mich darauf, die richtigen deutschen Wörter zu finden.

"Dann tu doch endlich, was du tun wolltest" Antwortete mir eine schwache, brüchige Stimme nach einer kurzen Pause. War ich jetzt schon so verrückt, dass ich Stimmen hörte? Geschockt riss ich die Augen auf und sah nichts mehr, außer 'blau'. Ozeanblaue Augen sahen mich vorsichtig an. "Du, äh Josh, du...du bist wach?" Schrie ich schon fast und umklammerte seine kleine Hand dabei weiterhin. Er nickte schwach. "Hast du nicht was von Küssen erzählt?" Fragte er leise. Ich war vollkommen von der Rolle und musste meinen Blick kurz von ihm wegreißen. "Ja, hab ich...ich, du, willst du wirklich...jetzt?" stammelte ich vor mich hin. "Ja jetzt, bitte." antwortete er lächelnd. "Okay, Chef." lachte ich und sah ihm wieder in die Augen. Sanft legte ich meine Hände an Joshs kühle Wangen und kam ihm langsam näher. Ein Feuerwerk aus tausenden Schmetterlingen explodierte in meinem Bauch, als ich seine perfekten Lippen auf meinen spürte. Ich küsste ihn extrem vorsichtig und liebevoll, weil ich ihn auf keinen Fall überfordern oder überanstrengen wollte.

Als wir uns lösten lächelte er mich müde an. "Ich hätte nie gedacht, dass du so gut küssen kannst." Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen. "Danke gleichfalls" antwortete ich und stupste ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase. "Ich liebe dich, Joshua." Er strahlte. "Und ich liebe dich, Robert." Ich küsste seine Stirn und nahm seine Hand wieder in meine. Sofort verschränkte er seine Finger mit meinen und schien vor Erschöpfung gleich wieder einzuschlafen.

Ich war Josh die ganze Nacht nicht von der Seite gewichen und war halb auf ihm eingeschlafen. Am nächsten Morgen hatte eine Schwester mit meinem Handy ein Foto gemacht, auf dem wir uns küssten. Ich hatte es auf Instagram gepostet und #nevergiveup daruntergeschrieben. Dass wir damit die Sensation des Jahres ausgelöst hatten, muss ich nicht erwähnen. Dass wir allerdings so viele positive Nachrichten von Fans und Mitspielern erhalten würden, hätten wir uns niemals erträumen lassen. Das wichtigste war aber, dass ich meinen Joshua wieder hatte und dass ich ihm endlich gestanden hatte, wie ich für ihn fühlte.

Drei Monate später

Joshs Unfall hatte zum Glück keine bleibenden Schäden hinterlassen, weshalb mein Kleiner heute nach unzähligen Einzeltrainings und Reha-Übungen wieder ein Mannschaftstraining absolvieren durfte. Wir endeten das Training mit einem lockeren Dreißigminutenlauf über den großen Trainingsplatz und Josh lief strahlend neben mir her. Ich lief extra etwas langsamer, dass ich bei ihm war. Nach ein paar Runden lief er langsamer und blieb schließlich stehen. Sofort sprintete ich zurück zu ihm. "Alles okay? Gehts dir gut? Hast du Schmerzen?" Fragte ich besorgt und trat hinter meinen Freund, um ihn an den Seiten zu stützen. "Nein, alles gut, ich kann einfach nur nicht mehr. Mach dir keine Sorgen, Schatz" Lächelte er. Erleichtert küsste ich ihn auf die Schulter. "Lauf du weiter, ich komm nächste Runde dazu." Ermutigte er mich. Ich nickte lächelnd. "Vergiss nicht, wie stolz ich auf dich bin, Baby" flüsterte ich in sein Ohr und joggte zu den anderen, die sich gleich nach Joshi erkundigt hatten. So lief ich meine Runden und sah zu meinem Ein und Alles hinüber, der beim Trainer stand und mir sein schönstes Lächeln schenkte. Wie glücklich mich dieser kleine Kerl nur machte.

FOOTBALL is LOVE {BOY X BOY/ONESHOTS}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt