Julian & Erik @VfL/BVB

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"Hold tight, you're slowly coming back to life, I'll be keeping your head up."

Julian P.o.V

Draußen war es schon dunkel und kalt. Ich saß zwar drinnen, fröstelte aber trotzdem. Meine Augen brannten wie Feuer vom vielen Weinen, weshalb auch mein Gesicht vollkommen verquollen sein musste. Ich drehte mich um und schaute auf die Wanduhr. 4:38. Irgendwie versuchte ich, meinen schmerzenden Nacken zu massieren, was nicht wirklich funktionierte.

Körperlich und seelisch war ich eigentlich fix und fertig und unfähig einem klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn aufhören zu heulen, aber ich konnte ihn einfach nicht alleine lassen. Sein Gesicht war noch genauso blass wie vor sieben Stunden, als ich ihn nach seiner OP in Empfang genommen hatte.

Erik wurde am Meniskus operiert, was eigentlich keine große Sache gewesen war, doch während der OP hatte er plötzlich einen Herzstillstand gehabt. Niemand wusste so recht warum, weil bisher alles in Ordnung gewesen war, schließlich wurden wir Fußballspieler ständig medizinisch durchgecheckt. Die Ärzte hatten ihn auch sofort wiederbeleben können, allerdings war er noch nicht wieder bei Bewusstsein. Die Narkosemittel waren längst herabgesetzt, er könnte also theoretisch jede Minute aufwachen, tat es aber nicht.

So saß ich hier, vollkommen verzweifelt und panisch und hoffte, dass Erik einfach aufstehen und mit mir nach Hause gehen würde.

Das regelmäßige Piepen im Raum hörte ich schon nicht mehr richtig, sieben Stunden Ungewissheit um meinen Freund waren eine einzige Qual für mich.

Erik und ich waren schon länger ein Paar, wir hatten uns bei der WM 2014 im Trainingslager kennen gelernt. Nach dem gewonnen Finale waren wir beide sturzbetrunken und Erik hatte mir seine Liebe gestanden. Am nächsten Morgen war zwar alles ziemlich peinlich gewesen, wir hatten aber schnell gemerkt, dass uns die Nacht vom 13.Juli nicht nur fußballerisch viel bedeutet hatte.

Das alles half mir aber im Moment nichts, ich wollte einfach nur meinen Erik zurück.

Kurz darauf wurde die Tür hinter mir geöffnet und ein mir vertrautes After Shave näherte sich mir. Mein Nacken war so steif, dass ich mich nicht zur Tür drehen konnte, ich wusste aber sowieso, wer es war.

Bene legte mir eine warme Decke über die Schultern, zog mich auf die Beine und hielt mich an sich gedrückt in seinen Armen. Er versuchte mich zu wärmen.

"Was machst du denn hier?" Fragte ich ihn. "Ich passe auf, dass mein bester Freund nicht erfriert." Bene war der allerbeste beste Freund, den man sich nur vorstellen konnte. "Deine Mama hat mich aus ihrem Urlaub angerufen und mir gesagt, dass etwas mit Erik nicht stimmt und dass ich ein Auge auf dich werfen soll." "Aber es ist mitten in der Nacht. Musst du nicht schlafen?" "Beste Freunde wären keine, wenn sie schlafen würden, wenn man sie braucht, oder?"

Ich drückte mich noch ein bisschen fester gegen ihn und war so dankbar, dass er da war, viel länger hätte ich das allein nicht ausgehalten.

"Bene er wacht einfach nicht auf." Zurück zum Thema, fast hätte ich vergessen, wie verzweifelt ich war. Verzweifelte Tränen bahnten sich ihre Weg über meine Wangen.

Natürlich wusste Bene dazu auch nichts zu sagen, er strich mir einfach durch die Haare, seufzte und war einfach nur da. Das war schon ein ziemlicher Fortschritt, dass jemand neben mir saß und mich warm hielt.

Bene vertraute ich so sehr, dass ich es wagte, kurz auf Toilette zu gehen und die beiden allein zu lassen.

Als ich zurück kam, hörte ich, wie Bene Erik "Komm schon Erik, wach auf, mein kleiner Jule braucht dich" zuflüsterte.

Und dann, ein kurzes Zucken in Eriks Hand und auf einmal verschnellerten sich seine Herztöne. Ich drehte mich zu Bene um, der mich näher zu Erik drückte, aufstand und den Raum verließ. "Ich komme später wieder". Ungläubig streichelte ich Eriks Wange, die irgendwie wärmer war, als die ganzen letzten Stunden zuvor. Ein kleines Flattern seiner Augenlider. Jetzt bewegte er sogar seinen Kopf und seine Hand schloss sich um mein Handgelenk, als wollte er es festhalten. "Erik? Schatz?" Meine Tränen tropften auf seine Matratze. Schwerfällig öffnete er seine Augen und sah mich direkt an. Sein Griff um mein Handgelenk verstärkte sich. "Jule" flüsterte er und lächelte mich müde an.

Mir fehlten die Worte, ich war fix und fertig und heulte vor Freude. "Mein Baby"  flüsterte ich mit belegter Stimme. Ich schaute in seine Augen und kam ihm immer näher. Schließlich berührten sich unsere Lippen und ein sanfter vorsichtiger Kuss entstand.

"Wie fühlst du dich?" Fragte ich ihn vorsichtig. "Ganz okay, Hauptsache du bist da, Jule" lächelnd strich ich ihm eine blonde Haarsträhne aus seiner Stirn und streichelte seine jetzt wieder gesund aussehenden rosa Bäckchen. "Hauptsache ich hab dich wieder, Schatz". 

In diesem Moment kam Bene mit zwei Bechern wieder und schien überrascht über Erik, der fast aufrecht im Bett saß und schon wieder lachen konnte.

"Oh Gott, blau in der Überzahl" stöhnte Erik leise. "Spinner" antwortete ich grinsend und küsste meinen Schatz auf die Stirn

Erste Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne blinzelten in das kleine Zimmer.

Im Nachhinein hatte sich herausgestellt, dass Erik allergisch auf ein Medikament reagiert hatte, dass die Ärzte ihm während der OP gespritzt garten und er deswegen Probleme mit dem Herz bekommen hatte.

Alles war wieder gut und mein Baby machte große Fortschritte in der Reha. Und Bene? Bene hatte mittlerweile dem Status eines Heiligen bei mir, eben mein bester Freund.

FOOTBALL is LOVE {BOY X BOY/ONESHOTS}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt