Benni & Jule @FCS04/VfL

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'cause I'm only human and I bleed when I fall down'

Benni P.o.V.

Gerade hatte ich die kuschelige Vließdecke geholt und sie zusammen mit einer heißen Tasse Tee und einem Buch auf mein Sofa gelegt, als ein gewaltiges Gewitter aufzog und ein lauter Donner durch mein Haus hallte. An die ruhigen, fast langweiligen Abende hier allein hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, trotzdem hätte ich oft gerne jemanden zum Reden, Lachen oder auch nur für eine herzliche Umarmung.

Mit einem Seufzer ließ ich mich nach hinten aufs Sofa fallen und schaute kurz auf mein Handy. '7 Anrufe von Jule in Abwesenheit'. Erschrocken versuchte ich es zu entsperren, als es nach dem zehnten Versuch meinen Fingerabdruck aber immer noch nicht annehmen wollte, wurde ich hektisch und tippte sauer den Code ein, Scheißteil.

In der Sekunde in der ich auf Rückruf getippt hatte, klingelte es an der Tür und erschrocken sprang ich auf. Mein Handy wählte bereits Jules Nummer, als ich die Haustür öffnete.

Als ich begriff, wer da vor meiner Haustür stand und klatschnass und fröstelnd von dem einen Fuß auf den anderen trat, beendete ich schnell den Anruf und zog meinen Jule am Handgelenk in den Flur. "Was machst du denn hier, Juli?" Fragte ich besorgt. "Du holst dir den Tod, wenn du da draußen in den nassen Klamotten stehst. Komm rein, ich geb dir was zum Anziehen." Der braunhaarige starrte auf den Boden und nickte nur stumm. Schnell lief ich in mein Schlafzimmer und brachte ihm eine meiner Jogginghosen und einen dicken Pulli.

Ich drückte ihm die Sachen zusammen mit einem großen Handtuch in die Hand und schob ihn in mein Gästeklo. Als er einigermaßen trocken herauskam packte ich ihn an den Schultern und drückte ihn bestimmend aufs Sofa. "Bitte, ich hab dir einen Kakao gemacht, mit vier Löffeln Pulver, so wie du ihn magst." Natürlich hatte ich gleich gemerkt, dass ihn etwas bedrückte und das irgendetwas mit ihm nicht stimmte, ich kannte ihn aber zu gut, als dass ich ihn gleich ausgequetscht hätte.

Sein Gesicht hellte sich etwas auf und er rieb sich mit den Händen durchs Gesicht. "Es tut mir Leid, Benni." Setzte er leise an und ich legte den Kopf schief, nun verstand ich überhaupt nichts mehr. Jule zog seine Beine an und ich legte meine Hand beruhigend auf sein Knie. "Was ist denn los?" Fragte ich vorsichtig. "Ich....es ist alles meine Schuld." Er schien wirklich verzweifelt. "Was meinst du denn?" "Ich bin so weit weg und so allein und keiner will etwas mit mir zu tun haben, es gibt bei mir keinen Freundeskreis mehr, niemand hat Zeit für mich." Das war es also, was ihn so bedrückte. "Und niemand ist da, der sich für mich interessiert." Er schniefte ganz leise und sah mich traurig an. "Aber du warst immer da als ich noch hier war und dann bin ich gegangen, weil..." Er machte eine Pause. "Weil ich dachte dass mich Geld irgendwie glücklich macht und dass..." er redete nicht mehr weiter, weil ihm eine Träne die Wange herabtropfte und es ihm sichtlich unangenehm war, hier vor mir zu weinen. Vorsichtig begann ich zu reden. "Aber du hast doch gesagt, dass es dir gut gefällt, dass die Leute dort total cool sind und dass ihr viel mit den Mädels, die viel hübscher als hier sind, Feiern geht." Er wischte sich die Träne energisch weg. "Ach Benni, am Anfang war das ja auch so, ich hab mich dort echt wohl gefühlt, aber mit der Zeit hab ich einfach gemerkt, wie oberflächlich alle sind. Jedem geht es nur darum, so viel Geld wie möglich zu kassieren, dann damit anzugeben und letztendlich wieder zu einem richtigen Verein zu wechseln. Aber zuhause hab ich mich dort nie gefühlt." Ehrfürchtig strich er über das aufgestickte schalker Wappen auf dem Pulli, den ich ihm gegeben hatte. "Zuhause kann man sich da doch gar nicht fühlen."

Verzweifelt sah er mich an. "Du hattest so Recht, Benni und ich war so dumm und hab dich einfach versetzt und bin weggegangen, es tut mir so leid." Mittlerweile rannen seine Tränen endgültig über seine geröteten Wangen und ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht mitzuweinen, weil ich ihn doch mindestens genauso vermisste und weil ich ihn so unglücklich nicht sehen konnte. "Komm her, Juli" flüsterte ich sanft und schloss den Jüngeren tröstend in meine Arme. "Ich bin dir nicht böse, wenn ich ehrlich bin, bin ich sogar froh, dass es so gekommen ist, jetzt weißt du wenigstens, was ich immer gemeint habe, als ich dich warnen wollte, jetzt hast du es selbst herausgefunden." Innerlich musste ich zwar leicht über meinen kleinen Triumph schmunzeln, ich wollte Jule aber keinesfalls das Gefühl geben, dass ich mich über ihn lächerlich machte, ich war ja froh, dass er sich mir anvertraute.

Wir saßen eine kleine Weile auf meinem Sofa, Jule mittlerweile fast ganz auf meinem Schoß, das Gesicht dabei fest an meine Brust gedrückt und noch leise schluchzend. Tröstend hatte ich die Arme um ihn gelegt und ihn mit der warmen Decke zugedeckt, während meine freie Hand sanft seinen Rücken auf und ab fuhr.
Langsam schien er sich beruhigt zu haben und drückte sich etwas von mir weg, um mich anzusehen. "Weißt du Benni, genau das hat mir dort gefehlt, dass einfach jemand für mich da ist, das können auch diese aufgetakelten Tussis in den Clubs nicht, die wollen nur das Geld, das mir der Verein zuvor hinterhergeworfen hat, nie könnten die jemanden wie dich ersetzen, Benni." Ein deutlicher Rotschimmer legte sich auf seine Wangen und verlegen lächelte er mich mit seinen dunklen Teddyaugen an. "Ist das so?" grinste ich und zog ihm die Decke wieder fester um die Schultern, weil er immer noch vor Kälte zitterte. Schüchtern nickte er und sah mich weiterhin an. Selten hatten mich seine hübschen Augen so gefesselt. Und plötzlich passierte das, was ich mir so oft ausgemalt hatte, Jule schloss seine Augen und legte seine weichen Lippen ganz langsam  und vorsichtig auf meine. Er schien meine Reaktion kurz abzuwarten und fing dann an, mich behutsam zu küssen. Seine Lippen schmeckten leicht salzig von seinen Tränen, aber trotzdem war dieser Kuss der schönste in meinem ganzen bisherigen Leben. Wir lösten uns und Jule sah mich abwartend an. "Benni, ich...das...ich liebe dich." Stammelte er unsicher und löste seine Hände aus meinem Nacken. Glücklich drückte ich meinen kleinen wieder an mich und küsste ihn erneut liebevoll. "Ich liebe dich auch, mein Kleiner, ich hab dich so sehr vermisst." Gab ich wirklich erleichtert zu. "Ich geh hier nicht mehr weg" lächelte Jule glücklich und schmiegte sich erneut an mich. "Da bin ich aber froh" lachte ich ebenfalls überglücklich und fuhr ihm durch seine noch leicht feuchten Haare. "Willst du mich denn überhaupt noch, Benni? Ich versprech dir auch ich werd dich nie mehr allein lassen, das passiert mir nicht nochmal. Aber ich würde das echt verstehen, wenn-" ich schnitt ihm den Satz durch einen stürmischen Kuss ab und nahm sein Gesicht in meine Hände. "Juli, natürlich will ich dich, ich würde dich immer wollen, mein Kleiner. Du machst mich so glücklich und ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich freue, dass du wieder bei mir bist, neben mir aufwachst und einfach nur wieder mein Lieblingsjuli bist. Ich liebe dich auch schon lange über alles und bin so erleichtert, dass ich dich endlich küssen und meins nennen darf, Baby." Gerührt lächelte er und küsste mich sanft. Wir konnten einfach nicht genug voneinander bekommen. "Danke Benni für alles, danke dafür, dass du mir gezeigt hast was Liebe ist und wie es sich anfühlt, wirklich geliebt zu werden, das hätte keine Frau der Welt geschafft, Schatz." Dieser Typ war einfach Zucker pur und brachte mich mit jedem seiner Worte zum Strahlen.

Erschöpft ließ er sich wieder nach vorne auf mich fallen, vergrub sein Gesicht wie zuvor an meiner Brust und küsste meinen Hals liebevoll. Seine Arme schlang er wie ein Kleinkind um mich, was mich erneut zum Lachen brachte, bestimmt hatte er Angst, dass ich nicht mehr da wäre, wenn er wieder aufwachte, aber ich würde genau hier sitzen und auf meinen kleinen aufpassen.

Fürsorglich deckte ich uns wieder zu und verteilte kleine Küsse auf seinem Kopf. Mit meinem Zeigefinger strich ich vorsichtig über Jules Stupsnase, der seine Augen genießerisch geschlossen hatte.

So saß ich mitten in der Nacht mit einem kleinen schlafenden Päckchen auf dem Bauch in meiner Wohnung und strahlte vor mich hin. So glücklich war ich lange nicht mehr gewesen.

FOOTBALL is LOVE {BOY X BOY/ONESHOTS}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt