01|Shit happens

8.6K 252 64
                                    

,,Hailey! Beweg deinen Hintern hier runter, sonst verpassen wir noch unseren Flug!", ruft meine Mutter nach mir.

Ich sitze gerade auf der ersten Treppenstufe von dem langen Flur und sehe hinunter. Eigentlich will ich ja gar nicht hier weg, also kann ich hier sitzen bleiben.

Mein Vater trottet die Stufen hoch und setzt sich neben mir. ,,Ich weiß, dass es hart sein wird. Neue High-School, neue Freunde, ein neues Land und noch mehr, aber du solltest das Positive darin sehen. Du wirst Clary und James vielleicht nie wieder sehen", sagt er mit seiner tiefen Stimme.

Clary ist meine Ex-beste Freundin und James mein Ex-Freund. Clary hat mich Jahre lang nur ausgenutzt. Im Laufe der Jahre wurden wir beste Freundinnen, aber dann stellte sich heraus, dass sie sich ins Negative veränderte und irgendwann wollte sie einfach nur noch beliebt werden. Ich war einer der Beliebten, die jeden akzeptieren und keinen verstoßen. Clary war jedoch das komplette Gegenteil.

Aber einmal ging sie viel zu weit.

flashback

,,Na los! Sag es!" Ich hörte wie jemand, der wahrscheinlich im anderen Flur war, rumbrüllte. Ich lugte um die Ecke und erkannte Clary, die ein Mädchen fest am Arm hielt und ihr mit ihrer gehobenen Hand drohte, sie zu schlagen.

Es schmerzte ihr am Arm, was ich an ihrem Gesichtsausdruck sehen konnte. Sie verzog nämlich schmerzhaft die Miene und war kurz vor den Tränen.

Schnell eilte ich zu ihr.

,,Clary, lass sie sofort los!", rief ich. Ich nahm das Mädchen und schob sie hinter meinen Rücken.

,,Hailey, Hailey, Hailey. Du willst mal wieder die Heldin spielen. Sie sollte nur sagen, dass ich die Beliebteste auf dieser Schule bin", sagte sie mit einem arroganten Blick.

,,Du hast dich so mies verändert", sagte ich mit einen herablassenden Blick. ,,Wir sind geschiedene Leute", schob ich noch hinterher, obwohl ihr das eigentlich schon klar sein sollte.

,,Das waren wir schon immer", lachte sie verächtlich. Sie klang wie eine hinterhältige, böse Hexe.

End of flashback

Ach und James?

Der hat mich betrogen, mit der Begründung ich sei zu langweilig geworden. Er war früher mal ganz anders, aber ich hatte schon bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte.

Er wurde viel gemeiner und kühler. Außerdem viel abweisender. Er war ganz anders als ich ihn kennengelernt hatte. James war immer so fröhlich und hat es auch so ausgestrahlt. Er war offen und hat versucht immer jedem zu helfen, den er konnte. Ich wollte ihm helfen, aber da hatte er in Erwägung gezogen mich zu schlagen und als er mich dann noch betrogen hat, habe ich ihn komplett aufgegeben.

,,Hailey?" Geschockt löse ich mich wieder von meinen Gedanken. ,,Dad, ich lasse aber auch Luke zurück", flüstere ich melancholisch gestimmt.

Luke war schon von klein auf, immer ein Freund von mir gewesen, mein bester Freund. Wir waren echt unzertrennlich und sind es immernoch.

Ich werde ihn vermissen.

,,Heutzutage gibt es doch Whatsapp. Könnt ihr das nicht einfach benutzen? Sonst benutzt du das ja auch immer, wenn du mich etwas fragen willst, obwohl ich nur ein Zimmer nebenan bin", sagt mein Vater grinsend. ,,Das ist aber nicht das Selbe, Dad", sage ich geknickt. ,,Wir werden doch sowieso manchmal in den Ferien wieder hier her fliegen, wegen Oma und Opa", sagt Dad. ,,Na gut, du alter Optimist", sage ich grinsend und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.

Erst jetzt bemerken wir, dass Mum und Jared unten standen und uns beobachtet haben. Ich stehe auf und nehme meinen Koffer in die Hand. Meine ganzen Kartons sind schon in Arizona, bei meiner Tante, die das Haus für uns vorbereiten wollte.

Jared ist mein kleiner Bruder.

Was heißt hier kleiner?

Er ist ein Jahr jünger als ich, aber einen Kopf größer. Ich bin vor kurzem siebzehn geworden. Jared ist noch fünfzehn, aber er hat in genau einer Woche Geburtstag.

Jared und ich spielen gemeinsam Basketball, seit dem er denken kann. Wir waren schon in mehreren Vereinen, aber das war's dann wohl. In Arizona müssen wir wieder von vorn beginnen, was nicht unbedingt ganz negativ ist.

,,Komm her, Schwesterchen", sagt Jared und nimmt mich in die Arme. Ich liebe meinen kleinen Bruder echt über alles. Er ist mein aller bester Freund und mein treuer Begleiter.

Umgekehrt aber genau so.

Wir lösen uns voneinander und laufen nach unten, wo unsere Eltern mit den Johnsons, das heißt Luke und seine Familie, auch schon warten.

Ich wollte Luke gerade in die Arme springen, als ich auf einem Stein ausrutsche, der ungeeignet auf dem Weg lag. Ich falle auf mein Knie, welches jetzt eine Platzwunde trägt, die stark blutet und meine Hose zerstört hat.

Tja.

'Shit happens', würd' ich dann mal sagen.

Shit happens  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt