27: Neujahr

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Es war der erste Januar. Ich schlug meine Augen auf. Das erste Mal im neuen Jahr. Foxy war bereits auf den Beinen, was mich wunderte, da sie eigentlich die Langschläferin unter uns war.

„Was machst du schon auf?", fragte ich sie und streckte mich.

„Neues Jahr, neues Ich", sagte sie. Ich zog die Augenbrauen hoch. Sie lachte. „Nein, es gibt kein neues Ich, mach dir keine Hoffnungen, ich werde weiterhin so nervig bleiben wie ich jetzt bin. Bin aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen."

„Gut, ich habe mir schon Sorgen gemacht." Ich schwang meine Beine aus dem Bett, stand auf und zog mir einen Pullover, den ich mir von Louis geborgt habe, über den Kopf. Draußen lag eine zentimeterdicke Schicht Schnee. Wir hatten noch fünf Tage, bis die Ferien aus waren und der übliche Schulalltag wieder anfing. Die Schüler und Schülerinnen, die über die Ferien bei ihren Eltern waren, werden an dem kommenden Wochenende ebenfalls wieder eintrudeln. Manche waren jetzt schon wieder zurück, die meisten jedoch werden erst Ende der Ferien wieder kommen. Das zweite Semester verging viel schneller als das Erste, ich könnte wetten, dass ich so schnell gar nicht schauen konnte, bis das Schuljahr schon zu Ende war und dann in den Sommerferien, würde ich nach einem Jahr wieder nach Hause fahren. Nach einem Jahr würde ich meinen Eltern und Geschwistern wieder gegenüber stehen.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Wir sollten uns beeilen, wenn wir das Frühstück nicht verpassen wollten. Foxy und ich trafen vor unserer Türe auf Kadee, Rina und Brittany, mit denen wir dann die Treppe hinunterliefen und uns beeilten, um so schnell wie möglich in den Speisesaal zu kommen, damit wir noch etwas frühstücken konnten, bevor es abgeräumt wurde. Wir holten uns Essen, ehe wir uns an unseren Tisch setzten, der an dem Panoramafenster lag und betrachteten die schneebedeckte Landschaft. Der Schnee glitzerte in der Sonne, wie Millionen winziger Kristalle. Ein paar Schäfchenwolken zogen über den Himmel und verdeckten die Sonne. Ich zog mir die Ärmel meines Pullovers über die Hände. Mir war kalt, ich fror ein wenig. Britt stellte mir eine Tasse mit dampfendem Kaffee hin. Sie hatte mir einen mitgenommen, ohne dass ich sie darum gebeten hatte.

„Danke Britt." Breit lächelnd warf ich ihr Kusshände zu. Sie wusste ganz genau, wie sehr ich sie liebte. Ich war so unfassbar froh, dass ich sie hatte. Sie war in unserer kleinen Familie wie eine Mutter, die sich um alles und jeden kümmerte, auf uns aufpasste und einfach am erwachsensten und logischsten dachte. Einfach wie eine Mutter. Und sie war eine wahnsinnig tolle Mutter, das musste man dazu sagen.

„Gehen wir." Rina war die Erste, die aufstand. Wir wollten uns in einem Gemeinschaftsraum zusammensetzen und ein bisschen plaudern, ich musste Kadee noch fragen wie es zwischen ihr und Antonio lief. Die Beiden verbrachten auffällig viel Zeit miteinander. Kadees Interesse an ihm war noch mehr gestiegen und man konnte auch deutlich erkennen, dass das Interesse auch von seiner Seite kam. Jessica hasste Kadee womöglich dafür, das war ganz klar, immerhin hatte sie von Anfang mit Kadee Krieg um den Brasilianer geführt, aber meine Freundin hatte von Anfang an die besseren Chancen und auch Antonio schien von Beginn an Interesse an ihr gefunden zu haben. Jessica hatte gar keine Chance.

Wir waren, wie eigentlich immer, die Einzigen im Gemeinschaftsraum. Kadee und ich saßen nebeneinander auf einer Couch und plauderten, über dies und jenes, dabei war natürlich auch der brasilianische Austauschschüler Thema.

„Ja", meinte sie und sah verlegen auf den Boden.

„Ja was?", stocherte ich.

„Wir haben uns geküsst."

„Wie bitte was?", fragten alle gleichzeitig. Die Blondine lief rot an. „Wie oft?"

„Die letzten paar Male, immer wenn wir uns getroffen haben", antwortete sie.

„Warum hast du uns das nach dem ersten Mal nicht schon erzählt?"

„Weil ich nicht wusste, ob es einmalig war. Ihr wisst ganz genau, dass ich es euch trotzdem erzählt hätte, so ist es ja nicht, aber ich wollte einfach einmal abwarten." Sie machte eine kurze Pause. „Er kann so gut küssen, dass glaubt ihr mir gar nicht", schwärmte sie. Wir lachten. Kadee war ein toller Mensch, sie hatte echt einfach nur das Beste verdient. Und ich denke, Antonio ist definitiv das Beste, was ihr hätte passieren können, er passt zu ihr, sowohl äußerlich, als auch charakterlich, einfach, weil er in beiden Fällen das komplette Gegenteil von der Blondine war.

Es freute mich, dass jede von uns zur Zeit glücklich war. Auch zwischen Britt und Donald war es kurz vor einer Beziehung. Sie waren ein super Team, wie Mama und Papa von einer Horde kleiner Kinder. Und was mich auch richtig freute, war, dass sich Foxy immer besser mit Sam verstand und sie ihn auch schon zu ihren besten Freunden zählte. Ich war schon am Anfang froh, dass sie ihn mochte, aber dass sie sich mal so gut verstehen würden, hätte ich nie gedacht, immerhin hat Foxy ihn ja beinahe gehasst, deshalb machte es mich jetzt umso glücklicher, dass sich so eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt hatte.

Ich hatte das Gefühl, dass das neue Jahr gar nicht besser hätte beginnen können.  

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 14, 2017 ⏰

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