// Forty-five //

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// Maxin //

Wie viel Zeit vergangen ist, seit Harry mich in dieser Gasse, wie ein ungeliebtes Haustier zurück gelassen hat, kann ich nicht einschätzen. Doch meine Knie tuen bereits weh, die dunkle Jeans ist, aufgrund des feuchten Bodens, durchnässt und die unbarmherzige Kälte kriecht durch meine Glieder. Die Tränen sind verebbt, die Augen schmerzen, da der Mascara darin brennt. Es ist nicht so, dass ich nicht mehr traurig bin, nur irgendwann ist es mir schlicht nicht mehr möglich zu weinen.

Zitternd versuche ich aufzustehen. Meine Beine allerdings geben ein weiteres Mal nach und ich fange den drohenden Sturz mit den Händen ab. Fluchend lasse ich meinen Frust raus.

„Miss, ist alles in Ordnung mit Ihnen?", ertönt in diesem Augenblick eine Stimme hinter mir, welche ich dem Gehör nach, einem älteren Mann zuordne.

„Verschwinden Sie!", fahre ich den alten Sack an und mache eine abweisende Handbewegung in seine Richtung.

Die Schritte, als der Typ näher kommt, veranlassen mich dazu noch einen Versuch zu starten, um auf die Beine zu kommen. Ich stütze mich an der Hauswand rechts von mir ab. Während ich auf meine dreckigen Boots starre, tauchen blankpoliert Schnürschuhe in meinem Blickfeld auf.

„Ich möchte Ihnen doch nur helfen", bietet der Alte wieder an.

Meine Nerven liegen blank und für diesen aufdringlichen Trottel, habe ich, im Augenblick, absolut keine Geduld. Dies bringe ich deutlich zum Ausdruck, als ich mein Gegenüber wütend anfunkle.

„Verpiss dich endlich, Opi. Ich brauche deine verdammte Hilfe nicht."

Ohne diesem Typen noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken, mache ich mich auf den Weg. Ich verschwinde in die andere Richtung, als Harry es zuvor getan hat. Der alte Sack murmelt etwas, von wegen, dass ich unhöflich sei, aber das geht mir gelinde gesagt komplett am Arsch vorbei.

Mein Kopf dröhnt. Die abweisenden Haltung von Harry lässt mich nicht los. Warum nur verbietet er sich glücklich mit mir zu sein? Was veranlasst ihn dazu immer wieder zu dieser Schlampe zurückzukehren? Meine verzweifelte Lüge, ich wäre schwanger, das war der Moment, als er inne gehalten hat. Seine Tochter ist es, die ihn zurück hält, die dafür verantwortlich ist, dass er sich von diesem langweiligen Hausmütterchen nicht trennen will.

Ziellos streife ich durch die Straßen von London. Als die kommende Nacht den Tag ablöst und die arbeitende Bevölkerung durch ausgelassenes Partyvolk ersetzt wird, bin ich noch immer unterwegs. Meine Füße schmerzen, doch nach Hause will ich nicht, da ich dort nur wieder alleine bin.

Die ständige Einsamkeit macht mich kaputt. Ich erwische mich dabei, wie ich mich immer häufiger in Tagträumen verliere, wenn niemand um mich rum ist. Allesamt handeln von dem Lockenkopf und mir. Hier draußen, zwischen all den Menschen, die fröhlich schwatzend in eine der vielen Bars einkehren, bevor sie später die Clubs dieser Metropole unsicher machen, fühlt sich das Alleinsein nicht so präsent an.

Schlussendlich finde auch ich mich in einem Pub wieder. Allerdings nicht in irgendeinem beliebigen, sondern in dem, wo ich Harry das erste Mal begegnet bin.

„Dich habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen", begrüßt mich der Wirt, derweil ich meine müden Knochen auf einen der Hocker an der Bar fallen lasse.

„Ein Bier!", fordere ich und lasse die Begrüßung unter den Tisch fallen.

„Siehst gar nicht gut aus. Was ist passiert?", erkundiget er sich in einem weiteren Versuch, mir ein Gespräch aufzudrängen.

Genervt verdrehe ich die Augen und starre weiterhin auf die Maserung des Holzes, aus dem die Theke besteht.

„Magst dich wohl nicht unterhalten", mutmasst der Wirt völlig richtig, fügt aber dennoch hinzu. „Ich rede allerdings gerne."

DropOut || Harry StylesWhere stories live. Discover now