DropOut || Harry Styles

// Forty-three //

// Maxin //

Mittlerweile ist das Gefühl in meinen Finger fast gänzlich verschwunden. Immer wieder versuche ich das Blut in den Gefäßen zum zirkulieren zu bringen, indem ich die Hände aneinander reibe. Seit zwei Stunden sitze ich in dieser zügigen Busshaltestelle, gegenüber dem imposanten Bürogebäude, in welchem einige namenhafte Firmen ihren Hauptsitz haben - darunter auch Tomsbury's.

Ich bin fast vom Glauben abgefallen, als ich gestern auf der Suche nach einer Wohnung, die Tageszeitung durchgeblättert habe. Meine Hoffnung war es, auf ein billiges Apartment zu stoßen, das vielleicht von einer alten Dame inseriert wurde, welche keine Ahnung vom Internet und all diesen neuen Medien hat. Mein Gedanke dahinter - weniger Bewerbe, somit höhere Chancen auf bezahlbaren Wohnraum in London.

Stattdessen lächelt mir auf einmal der Lockenkopf, Arm in Arm mit diesem aufgedrehten Kerl aus Thailand, von einer der Seiten im Wirtschaftsteil der Zeitung, entgegen. Minutenlang habe ich wie gebannt auf das Bild gestarrt, dem Artikel keinerlei Beachtung geschenkt.

Die Grübchen meines Geliebten traten deutlich hervor, machten sein Lächeln noch hundertmal sympathischer, als es ohnehin schon ist. Seine grünen Augen hatte er etwas zusammengekniffen, sodass links und rechts jeweils kleine Lachfältchen zu sehen waren. Auf dem Foto sah er glücklich aus und dies riss mich aus meiner Starre.

Wie konnte der Dunkelhaarige so gelöst wirken, wenn ich nicht bei ihm war? Mir ging es doch auch mit jedem Tag, den ich ihn nicht sehen konnte schlechter. Noch nie habe ich einen Mann so sehr vermisst, wie ihn.

Der Artikel erschien mir in diesem Augenblick, wie ein Rettungsring, der mir zugeworfen wurde und an den ich mich klammern konnte. Endlich hielt ich einen Hinweis in meinen Händen, der mir dabei half meinen Mann wieder zu treffen. Nie wäre ich darauf gekommen, dass Louis und Harry weiterhin Kontakt haben könnten. Geschweige denn, dass der junge Kerl Erbe einer riesigen Supermarktkette ist. Dieser Typ hatte bei mir nicht den Eindruck erweckt, als wäre er millionenschwerer, oder gar gewiefter Geschäftsmann. Im Grunde ist er mir allerdings egal.

Für mich zählte nur Harry. Jetzt, da ich wusste, was ich bei Google einzugeben hatte, war es ein leichtes, die Adresse des Hauptsitz rauszufinden. Den Gedanken, dass Harry vielleicht an einem anderen Standort, zum Beispiel in irgendeiner der unzähligen Fialen in London arbeitet, schob ich geflissentlich beiseite und klammerte mich an diese letzte Möglichkeit den Langhaarigen endlich einmal alleine anzutreffen. Ohne sein lästiges Anhängsel, dass er einfach nicht loszuwerden schien.

Sie war sicherlich auch der Grund, warum er mir auf meinen Neujahrsgruß nicht geantwortet hat. Vermutlich hat diese dumme Kuh heimlich in sein Handy gesehen, die Nachricht gelöscht und anschließend seine Karte deaktiviert. Ja, so muss es gewesen sein. Dieses alte Hausmütterchen, will uns voneinander trennen, weil ihr bewusst ist, dass Harry sich immer für mich entscheidet, wenn sie ihn vor die Wahl stellen würde.

Ich hasse sie!

Der Gedanke, dass sie abends in seinen Armen einschläft, während ich alleine auf der Couch liege, macht mich wütend. So sollte es nicht sein. Harry gehört zu mir! An meine Seite! Seine Frau wird lernen müssen, das zu akzeptieren.

Ich beruhige mich selbst immer wieder mit der Vorstellung, dass wir, sobald Harry seine Frau und Tochter verlassen hat, glücklich miteinander werden können. Der billige Wein, den ich mir dazu gönne, schmückt diese Träume noch weiter aus. Das alles macht es leichter einsam in den Überresten meines alten Lebens zu sitzen.

Es ist mittlerweile später Nachmittag geworden. Seit einer halben Stunde verlassen immer mehr Menschen eilig das Bürogebäude. Ein untrügliches Zeichen, dass die meisten bereits Feierabend machen. Natürlich weiß ich nicht, ob darunter auch Angestellte von Louis sind, aber ich hoffe es. Wenn es nötig sein sollte, würde ich am nächsten Tag und auch den darauffolgenden wiederkommen, bis Harry endlich aufkreuzt.