// Twenty-five //

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// Madison //

Müde starre ich aus dem Fenster. Der Schnee auf den Ästen der Bäume beginnt zu tauen und der Himmel ist wolkenverhangen. Mein alter Mathematiklehrer redet über irgendwelchen Formeln und Grafiken, die ich eh nie in meinem Leben werde anwenden müssen.

Es ist nun schon fast eine ganze Woche her, dass mein Vater uns verlassen hat. Kaum jemand in der Schule weiß davon. Eigentlich weiß es nur Evan und meine beste Freundin, beide habe ich gebeten es nicht weiter zu erzählen. Ich will nicht, dass man mir komische Blicke zu wirft und man hinter meinem Rücken über mich tuschelt. Es nervt mich eh schon, dass die Mädels aus meinem Schwimmteam sich immer wieder in Schwärmereien verlieren, wie heiß doch mein Dad ist und sie sich ebenfalls einen so jungen Vater wünschen würden. Ich stelle mir dann immer die Frage, was diese Mädchen für komische Daddykomplexe haben.

Ich hingegen würde mir wünschen, dass meine Eltern nicht ganz so jung sind. Immer wieder habe ich das Gefühl, dass sie beide alles für mich aufgegeben haben. Mum und Dad haben sicherlich geglaubt, ich würde es nicht mitbekommen, dass es zwischen ihnen nicht mehr so harmonisch abläuft, wie früher, aber da irren sie sich.

Es gab genügend Anzeichen, dass mein Dad auf der Couch schläft, während Mum im Schlafzimmer oben alleine ist, war nur eine Situation, welche eindeutig war.

Sein überraschender Abgang ist nun einfach eine Bestätigung dafür, dass es den beiden nicht mehr gut miteinander ging. Allerdings soll das nicht heißen, ich hätte erwartet, dass sich mein Dad einfach, ohne es irgendwie anzukündigen an das andere Ende, dieser verdammten Welt, absetzt. Wie kann dieser Egoist meiner Mum und mir das antun? Wir scheinen ihm scheiß egal zu sein und nur sein eigenes Vergnügen steht augenscheinlich für ihn im Vordergrund.

Ich kann ihm das nicht verzeihen, schon gar nicht, weil ich weiß und weil ich gesehen habe, wie meine Mum darunter leidet. Der Anblick, als sie heulend auf ihrem Bett gelegen hat, die Schubladen aufgerissen, das Bild meiner Eltern zerschellt an der Wand und keine Spur von meinem Vater, diesen Anblick werde ich nie vergessen. So hilflos, wie in diesem Moment kam ich mir noch nie vor. Ich wusste nicht, was ich tun kann, wie ich reagieren sollte. Auch nicht, als mir meine Ma offenbart hat, dass mein Vater uns verlassen hat. Kläglich habe ich versucht sie zu trösten. Ihr Halt und Kraft zu spenden. Es war vergeblich.

Verdammt nochmal, das sollte nicht meine Aufgabe sein. Mein Dad sollte für meine Mum da sein. Er ist dafür verantwortlich, dass es ihr gut gehen sollte. Stattdessen ist sie wegen ihm todunglücklich.

Die ersten Tage hat sie nur zu Hause verbracht. Hat geweint, sich zurückgezogen. Ich habe es nicht ertragen, konnte nicht länger in dem Haus sein, in welchem mich alles an unsere glücklichen Tage, als Familie erinnert hat. Meine Flucht vor alldem trieb mich zu Evan.

Seine Familie ist in meinem Augen perfekt, auch wenn mein Freund behauptet, es wäre bei ihnen auch nicht alles so rosarot. Doch ich weiß nicht, was er meint. Seine Eltern lieben sich, haben Jobs, die sie gerne machen. Jeden Abend sitzen alle gemeinsam, beim Essen am Tisch. Ich genieße dieses Bilderbuchfamilienleben.

Der Gedanke, dass ich vielleicht bald ein Scheidungskind bin, lässt mich verzweifeln. Mein Wunsch ist es, dass meine Eltern einfach wieder glücklich miteinander sind. Doch Wünsche und Realität gehen nicht immer Hand in Hand.

Jeden Tag schickt mein Vater mir eine Nachricht. Mum hat mich gefragt, ob ich sie lesen würde und was denn bei mir drin steht. Bis auf die erste, habe ich keine dieser beschissenen Nachrichten gelesen. Für mein Empfinden, sind das nur leere Worte geschickt von einem Egoisten. Ich hasse ihn, für das, was er getan hat. Mein Vater hat mich alleine gelassen und hat meiner Mum das Herz gebrochen. Wie sollte ich ihm das je wieder verzeihen können?

DropOut || Harry StylesWhere stories live. Discover now