// Three //

2.3K 261 644
                                    

Ungläubig scrolle ich durch den Anhang der Mail. Eine kitschige Einladung, stümperhaft entworfen, mit einer billigen Grafikapp vermutlich, prangt auf dem Display. Ein Klassentreffen, das hat mir noch gefehlt. 

„Ich gehe nicht hin", platze ich heraus. Meine Aussage entlockt Niall nur ein müdes Lachen.

„Als ob du eine Wahl hättest. Becky will sicherlich hin, also wirst auch du mit müssen", erklärt mir mein bester Freund sachlich.

Genervt lasse ich die Luft aus meinen Lungen entweichen. Der Blonde hat recht. Ich werde mich um dieses dämlich Ehemaligentreffen nicht drücken können, sollte ich nicht gerade schwer verletzt im Krankenhaus liegen. Was angesichts der ausweglosen Situation, tatsächlich eine möglich Option darstellt. Ich sollte eine Pro- und Contra-Liste erstellen, um zu sehen, ob es das wert wäre, damit ich mich vor dem Treffen drücken kann, denke ich ironisch.

Noch einmal überfliege ich die Einladung. Kommenden Freitag schon. Na super.

„Kommt Amber auch mit?", erkundige ich mich.

Auf der Einladung steht, dass man gerne in Begleitung erscheinen darf. Ambi, die Ehefrau meines besten Freundes, war keine Schülerin unserer Schule. Die beiden haben sich erst später kennengelernt. Um genau zu sein, haben sie sich auf einem der bekannten Online-Dating-Portale gefunden. Ich verurteile diese Art der Partnersuche nicht. Niall hatte nie besonders viel Glück mit seinen Frauengeschichten, was zum Teil wohl an ihm selbst lag. Er hat sich einfach nie die hellste Kerze auf der Torte ausgesucht. Aber bei Amber ist das anders. Sie ist eine erfolgreiche Autorin und hat dem Blonden schon, via E-Mail-Kontakt, gehörig den Kopf verdreht. Nicht zuletzt, ist das vermutlich ihren Schreibkünsten anzurechnen. Die beiden sind wie geschaffen füreinander.

„Ja klar, ich muss doch zeigen, was für ein Glück ich hatte. Die Jungs von damals werden Augen machen, wenn sie meine Süße sehen", schwärmt mein Kumpel.

Ich schmunzeln kurz über seine Aussage. Ich kann es ihm nicht verdenken, dass er etwas angeben möchte.

„Harry?", höre ich Becky's Stimme, aus der Küche, nach mir rufen.

„Okay Niall, ich muss auflegen. Ich danke dir, dass du, nachdem ich Madison mit ihrem Casanova im Bett erwischt habe, meinen Morgen noch schöner gestaltet hast."

Weiter komme ich nicht, denn ich werde durch ein ohrenbetäubendes Lachen, am andere Ende der Leitung unterbrochen.

„Du hast was?", brüllt mir mein bester Freund durch den Hörer und zwischen seinem Lachen entgegen, sodass ich gezwungen bin das Telefon kurz von meinem Ohr wegzuhalten.

„Ja meine Tochter hat ihren ersten Freund", antworte ich resigniert.

Ich schicke ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, dass es wirklich der erste ist, der meiner Prinzessin an die Wäsche will.

„Wie bitte unsere kleine Mady hat einen Freund? Erzähl wie ist der so?"

Augenblicklich entwickelt sich mein bester Freund von einem gestandenen Mann zu einem Waschweib, welcher über den neuesten Klatsch und Tratsch informiert werden möchte. Doch ich weigere mich, jetzt weiter auf dieses Thema einzugehen und vertröste ihn auf unseren Männernachmittag, welcher für morgen geplant ist.

„So ich muss jetzt wieder zum Frühstück mit meiner Frau, Tochter und ihrem Freund."

Die Bezeichnung Freund kommt mir nur schwer über die Lippen. Jedes mal fühlt es sich an, als müsste ich Rosenkohl runter würgen und den kann ich nun wirklich nicht leiden.

„Na dann guten Appetit", antwortet Niall. Sein Lachen ist noch immer nicht verstummt.

Bevor mich mein bester Freund noch weiter aufziehen kann, entscheide ich mich dazu, dass Gespräch zu beenden, in dem ich auf den roten Hörer drücke.

DropOut || Harry StylesKde žijí příběhy. Začni objevovat