// Twenty-seven //

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Die Sporttasche rutscht mir aus den Fingern. Mit einem dumpfen Knall landet sie auf den Boden, derweil ich meine Arme, um meine Frau schließe.

Mein Herz, welches bis eben noch damit drohte aus meiner Brust zu springen, beruhigt sich zusehends, als würde es wissen, dass es richtig ist. Das Rebecca schon immer die Richtige für mich war.

Ich genieße dieses kleinen Moment vollkommenden Glücks, wohlwissend, dass er nicht ewig anhalten wird, vermutlich schneller vergeht, als ich es ahne.

Tief hole ich Luft, atme ihren unverwechselbaren Geruch ein. Dieser Duft, der für mich zu Hause bedeutet, den nur sie an sich trägt.

Mein Gesicht vergrabe ich in ihren weichen, dunklen Haaren. Dunkle Haare, sofort ist mir aufgefallen, dass sie ihre Haare gefärbt hat, sie nun fast wieder den Ton trägt, welcher ihrer Naturhaarfabe so nahe komme. Ich widerstehe dem Drang, mich ein Stück von ihr zu lösen, um mir die neue Frisur, meiner Frau, genauer anzusehen. Auch so weiß ich, dass sie bezaubernd aussieht. Wie früher, als ich sie kennen und lieben gelernt habe.

Meine Angst ist zu groß, dass sie diesen kleinen Augenblick nutzen würde, um die Umarmung zu lösen. Ich bin zu eigennützig, um den ersten Schritt zu machen. Lieber genieße ich jede Sekunde, die Rebecca es in meinen Armen aushält.

Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, als ich daran denke, dass eine fremde Frau mich vielleicht genauso berühret hat, zumindest körperlich. Emotional schafft es nur Rebecca so nahe an mich heran zukommen.

Ich hasse mich dafür, dass ich es habe so weit kommen lassen. Wenn ich die Chance hätte, die Zeit zurück zudrehen, ich würde es tun. Sofort und ohne nachzudenken. Es war dumm von mir, die Mutter meiner Tochter, von mir zu stoßen und alleine zu lassen.

Ich muss ihr die Wahrheit sagen, sobald sich die passende Gelegenheit bietet. Zu einem anderen Zeitpunkt, wenn Mady aus dem Krankenhaus entlassen ist. Wieder etwas Ruhe in unserem Leben eingekehrt ist.

Es herrscht absolute Stille um uns herum, nur vom Gang draußen hört man leise die Schwestern murmeln, welche an dem Zimmer vorbei gehen. Meine Arme weiterhin fest um den Oberkörper der Dunkelhaarige geschloßen, wage ich es nicht mich zu bewegen. Nicht einmal meine Hand anders zu positioniere, um ihr vielleicht über den Rücken zu streicheln, ihr Haar zu berühren. Jede Geste kann diesen Augenblick zerstören. Das will ich nicht zu lassen.

Ein müdes Ächzen lässt uns erschrocken die Köpfe Richtung Bett neigen. Unter einer, mit typischer Klinikbettwäsche, bezogenen Decke liegt der gebrechliche Körper meiner Tochter. Nun bin ich es doch, der sich von Rebecca löst, auch sie lässt ihre Arme sinken. Im Gegensatz zu mir, bleibt sie allerdings an Ort und Stelle stehen, während ich langsam auf das Bett zu gehen.

Die langen Locken von Madison sind wie ein Kranz um ihren Kopf aufgefächert. Auf ihrer Stirn prangt ein großes, weisses Pflaster. Durch den Verband kann ich erkennen, dass sich etwas getrocknetes Blut darunter befindet. Ihre Atmung ist ruhig und gleichmäßig. Die dichten Wimpern werfen Schatten unter ihre geschloßenen Augen. Um ihren Oberarm befindet sich eine Manschette, welche ihre Vitalzeichen überwacht. Meinen dilettantischen Kenntnissen und der Anzeige auf dem Monitor nach zu urteilen, scheinen diese im Augenblick unbedenklich zu sein.

Behutsam hebe ich zwei Finger und streiche sanft über ihre Stirn. Kaum merklich berühre ich ihre kühle Haut, welche so viel blasser ist, als gewöhnlich. Leicht öffnen sich ihre Lippen, als würde sie etwas sagen wollen. Doch scheint sie nicht genug Kraft dafür aufbringen zu können.

„Sie schläft, seid sie ihr, kurz nach ihrer Ankunft, etwas gegeben haben."

Rebecca steht plötzlich dicht hinter mir. Ich habe nicht mitbekommen, wie sie näher gekommen ist. Nun aber, kann ich spüren, wie sich ihr Brustkorb direkt hinter mir hebt und senkt. Ihr Atem kitzelt mich sanft im Nacken, so dass ich sich eine Gänsehaut an der betroffenen Stelle bildet.

DropOut || Harry StylesWhere stories live. Discover now