// Five //

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Während ich durch die langen Regalreihen im Supermarkt schlendere und die verschieden Zutaten, welche Becky benötigt, in den Einkaufswagen packe, denke ich über die junge Unbekannte nach. Es ärgert mich noch immer, dass ich sie nicht nach ihrem Namen gefragt habe. Natürlich würde auch der mir jetzt nicht besonders viel weiter helfen, aber dass ich zu diesem hübschen Gesicht keinen Namen habe wurmt mich.

Was denke ich da, hübsches Gesicht? Was ist denn nur mit mir los? Bin ich mittlerweile so verzweifelt, dass mir eine willkürlich daher gelaufene Frau nicht mehr aus dem Kopf gehen will, nur weil sie mich kess angelächelt hat? Etwas in meinem Gedächtnis ermahnt mich, dass sie alles andere als willkürlich war, mit ihren Tattoos und dem modernen Kurzhaarschnitt.

Nachdem ich all die Sachen, welche ich einkaufen sollte zusammen habe, stelle ich mich an der Kasse an.

Vor mir ist gerade ein älteres Ehepaar dabei ihre Einkäufe auf das Band zu legen. Das kann dauern, denke ich und greife nach einem Schokoriegel, um mir die Inhaltsstoffe auf der Rückseite durch zu lesen. Vielleicht auch, um mich von der Unbekannten abzulenken, die mir nicht aus dem Kopf gehen will. Aber in erster Linie, um nicht die Geschichte hinter jeder einzelne Münzen mit anhören zu müssen, welche der ältere Mann, der Kassiere erzählt.

Als ich endlich an der Reihe bin, um meine Einkäufe auf das Band zu legen, entscheide ich mich dazu auch die Schokolade zu kaufen. Die clevere Marketingstrategie der Discounter funktioniert also hervorragend. Die sogenannte Quengelware zeigt nicht nur bei Kindern den gewünschten Erfolg, sondern auch bei frustrierten Mitdreißigern, die zu wenig Sex habe, denke ich ironisch.

Ich bezahle alles und verlasse den Laden. Wieder auf der Straße muss ich feststellen, dass die Sonne von dicken Wolken verdeckt ist und es so aussieht, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Das kann ich jetzt nicht auch noch gebrauchen.

Ich beschleunige meinen Schritt und laufe direkt nach Hause. Nach den ersten drei Metern habe ich die Süßigkeit bereits aufgegessen. Mein Weg führt mich an einem Blumengeschäft vorbei, kurz überlege ich, ob ich meiner Frau nicht ein paar schöne Blumen kaufen sollte. Entscheide mich aber schlussendlich dagegen, da Rebecca mich vermutlich nur fragen würde, was ich zu beichten hätte. Jede Frau wird misstrauisch, wenn der Ehemann ausserhalb von Geburtstagen, oder anderen, wichtigen Feiertage, wie dem Kennenlerntag mit Blumen ankommt.

Auf den letzten Metern bricht tatsächlich über mir der Himmel auf und dicke Tropfen fallen auf mich hinab. Völlig durchnässt betrete ich den Flur, noch bevor ich rufen kann, dass ich zu Hause bin, meldet sich Rebecca.

„Zieh deine Schuhe aus. Ich habe gerade erst gesaugt."

Natürlich ein "Hallo Schatz. Hattest du Spaß beim Sport?", ist zu viel verlangt. Wichtig ist, dass ich die Schuhe ausziehe.

Nun also barfuss betrete ich das Wohnzimmer und stelle kommentarlos und immer noch triefnass die Einkaufe neben ihr ab.

Die Blondierte löst ihren Blick vom Smartphone und sieht mich von unten nach oben an. Ich kann sehen, wie sie versucht nicht laut über meine Erscheinung zulachen. Ich muss aussehen wie ein begossener Pudel. Wären meine Locken nicht zusammen gebunden, würde sie dieses Bild nur unterstreichen.

„Es regnet", erkläre ich ihr nüchtern, doch kann auch mir kein Schmunzeln unterdrücken.

Das gibt meiner Frau genug Anlass mit ihrer Erheiterung nicht mehr hinter den Berg zu halten. Schallend beginnt sie mich aus zulachen. Augenblicklich sieht sie um Jahre jünger aus und versetzt mich zurück in unsere Anfange, als wir noch jung und unbekümmert waren.

Ich will ihren Spott, der mich nicht wirklich ärgert, nicht auf mir sitzen lassen. Kurzerhand ziehe ich meinen Haargummi aus meinen nassen Haaren und schüttle diese direkt über ihrem Kopf aus. Lauter kleine Regentropfen landen auf ihrem grinsenden Gesicht.

DropOut || Harry StylesWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu