// Nineteen //

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>> Massive Attack - Teardrop

// Rebecca //

Noch immer stehe ich wie angewurzelt in dem kleinen Flur. Starre auf die Tür, welche hinter dem Mann ins Schloss gefallen ist, von dem ich geglaubt habe, dass ich ihn kennen würde.

Ich stehe nur da und starre die Tür an. Warte. Worauf? Ich weiß es selbst nicht.

Die Minuten vergehen, vielleicht zehn, vielleicht zwanzig, vielleicht ist auch eine Stunde vergangen. Doch, wenn ich gehe, dann ist es endgültig. Bleibe ich hier einfach stehen, ja dann steht vielleicht auch die Zeit still.

Aber will ich denn, dass die Zeit still steht? Nein, will ich nicht. Stattdessen will ich, dass Harry zurück kommt, dass er einsieht, dass er überreagiert hat.

Wie konnte diese Situation so schnell und unerwartet eskalieren? Was ist denn nur passiert? Ich versuche meine wirren Gedanken zu sortieren, mir einen Überblick zu verschaffen. Aber es will mir nicht gelingen. Dieser Mann, der mich eben noch geküsst hat, so leidenschaftlich, voller Hingabe, aber auch wütend und fordernd. Ich bin erschrocken. So kenne ich ihn nicht. So impulsiv, so wütend.

Natürlich hatten wir immer mal wieder Streit. Das ist doch auch normal, in so einer langen Beziehung und ja manchmal ist er dann wütend aus dem Haus gestürmt. Hat sich beim Sport abreagiert. Aber noch nie hat Harry seine Sachen gepackt. Und der Reisepass. Warum hatte er den? Wir hatten nie geplant zu verreisen und falls er es doch geplant hat, warum haben wir nicht gemeinsam die Dokumente beantragt?

Hat der Lockenkopf schon immer geplant abzuhauen? Ohne mich und unsere Tochter. Warum ist mir das entgangen? Harry hatte zwar erwähnt, dass er verreisen möchte, aber ich konnte doch nicht ahnen, wie ernst es ihm ist. Ich habe geglaubt, dass wir vielleicht in meinen ersten Semesterferien ein paar Tage wegfahren könnten. Es kann doch nicht sein, dass ich so blind war.

Stocksteif stehe ich in unserem stillen Haus, welches sich plötzlich so kalt und leer anfühlt. Nicht mehr, wie ein sicherer Zufluchtsort, eher als würde man flüchten wollen. So, wie es Harry getan hat.

Nach aussen hin wirke ich vermutlich völlig ruhig. In meinem Innern tobt ein Sturm. Die Wut über das plötzliche Verschwinden meines Mannes, kämpft gegen die Sorge, welche erbitterten Widerstand leistet.

Ich muss ihn aufhalten. Abrupt stürze ich zur Tür, reiße diese auf und rufe seinen Namen. Es ist mir egal, was die Nachbarn denken. Die können mich mal. Ich wurde gerade verlassen. Verzweifelt stolpere ich in die Kälte nach draußen. Laufe den Weg runter zur Straße, rutsche beinah auf der dünnen Schneeschicht aus. Fieberhaft suche ich die Gegend ab. Ich kann den Lockenkopf nicht sehen, brülle dennoch seinen Namen. Aus den Augenwinkeln nehme ich war, wie die ersten Lichter in den umliegenden Häusern angehen. Diese Gaffer! Vermutlich drückt Dursleys Frau sich schon jetzt, ihre Nase an der Scheibe platt. Es soll mir egal sein. In diesem Moment zählt nur Harry. Verzweifelt laufe ich, so schnell es mir auf dem glatten Untergrund möglich ist, zurück ins Haus. Stürze mich auf meine Tasche, wühle darin nach meinem Handy.

„Verdammt, wo ist dieses Scheißteil", fluche ich genervt, bis mir einfällt, dass es vermutlich noch auf dem Couchtisch im Wohnzimmer liegt.

Ich behalte recht. Als ich die Nummer meines Mannes wählen will, leuchtet das Display auf. Mein Herz setzt aus, die Hoffnung ein.

Matt. Prangt dort in großen Buchstaben. Ohne zu überlegen drücke ich seinen Versuch, mich zu erreichen, weg. Auch er kann mich mal. Seine Andeutung, von vorhin, ob er mich mit Harry alleine lassen kann, ist mir sauer aufgestoßen. Niemals würde Harry mir körperliche Gewalt antun, dass Matthew sich wagt, sowas überhaupt zu denken, macht mich wütend.

DropOut || Harry StylesWhere stories live. Discover now