// One //

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>> Moby - Porcelain

Meine Finger liegen auf der Maus, gelangweilt scrolle ich durch die Bilder karibischer Inseln auf dem Monitor vor mir.

Ich sehe die Darstellungen und fange an zu träumen.

Ich gehe am Strand entlang, der feine Sand, kitzelt unter meinen Füßen. Die Sonne brennt auf meiner blassen, britischen Haut. Ich genieße dir Wärme, neben mir rauschen die Wellen, der Geruch des Ozeans verführt meine Nase.

Ich kann nur davon träumen, noch nie habe ich den indischen Ozean gesehen. Ich habe Großbritannien nie verlassen.

Als ich jung war hatte ich so viele Träume. Ich wollte die Welt sehen, wollte reisen, Erfahrungen sammeln, Abenteuer erleben, Dinge tun, die ich später meinen Enkelkinder erzählen kann, wenn sie auf meinen Schoß sitzen und den Geschichten eines alten Mannes lauschen.

Aber was habe ich in Wirklichkeit vorzuweisen? Nichts, ich bin dreiunddreißig Jahre alt und kann keine spannenden Geschichten erzählen. Mein Leben ist jeden verdammten Tag gleich.

Schlafen, arbeiten, essen, alle zwei Wochen meine Frau vögeln.

„Styles", ich schrecke aus meiner Starre hoch, als ich die wütende Stimme meines Chefs wahrnehme, welcher vermutlich hinter mir steht und sieht, dass ich mich nicht den nächsten Anträgen über ein Darlehn widme, wie ich es hätte tun sollen.

Ich klicke die Bildersuche bei Google weg und drehe mich langsam mit meinem Bürostuhl Richtung Tür, in der mein Chef steht.

Er trägt wie immer einen Anzug. Heute in der aufregenden Farbe grau, schon fast gewagt. Darunter eine Weste, dessen Knöpfe nur mit Mühe zusammenhalten, da sich das Kleidungsstück über seinen dicken Bauch strafft.

„Haben sie gerade Pause?", schreit er mich schon fast an. Sein Blick zornig auf mich gerichtet, von oben herab.

Genau so, wie er sich am liebsten sieht. Er wacht über alles und jeden. Wir, die dummen Angestellten stehe ganz unten in der Rangordnung.

„Oder wie soll ich es mir sonst erklären, dass sie scheinbar ihren nächsten Sommerurlaub während der Arbeitszeit planen?" Kleine Speicheltropfen fliegen in meine Richtung, er ist ein Choleriker, wie er im Buche steht.

Seine kleinen schwarzen Augen fixieren mich aufs Neue, er holte Luft. Der Schnauzbart, welcher über seiner Oberlippe thront, zittert leicht.

„Erwische ich sie noch ein Mal, wie sie während ihrer Arbeitszeit privaten Dingen nachgehen, haben sie die längste Zeit an diesem Schreibtisch gesessen."

Ich will etwas sagen, will ihm sagen, wie leid ich diesen Job bin.

Jeden Tag bin ich dabei, irgendwelchen Idioten einen Kredit anzudrehen. Darlehn, die sie nicht benötigen, mit Zinsen, die sie kaum bezahlen können.

Ich will ihm sagen, wie sehr ich seine herablassende Art verabscheue. In meinem Inneren tobt das Verlangen, ihm mit meiner Faust in seine arrogante Visage zu schlagen.

Ich kann es nicht.

Ich selbst war einer dieser Idioten, die einen Kredit aufgenommen hatten. Für ein stinknormales Einfamilienhaus, am Stadtrand von London, welcher nun jeden Monat abbezahlt werden will.

Ich kann auf diesen Job nicht verzichten. Ich darf mir gar nicht ausmalen, was zu Hause los ist, wenn ich erklären müsste, dass ich meine Job verloren habe, weil ich meinem Chef, diesem selbstverliebten Arschloch, eine reingehauen habe.

DropOut || Harry StylesWhere stories live. Discover now