DropOut || Harry Styles

// Ten //

Meine Finger sind eiskalt, als ich ihr den Umschlag abnehme. Ich habe das Gefühl, als hätte ich meine Hände stundenlang in Eiswasser getaucht. Meine Lippen sind trocken. Auch das befeuchten mit Hilfe meiner Zunge, kann dem nichts entgegen setzten. Die Luft in diesem Raum, scheint zu stehen. Mein Körper ringt nach Sauerstoff, doch das Gefühl, als wäre nicht genug vorhanden, ergreift von mir Besitz.

"Harry ich habe keinen Anderen. Wirklich."

Ich sehe sie an. Ihren braunen Augen blicken sorgenvoll direkt in meine grünen. Doch neben Rebeccas offensichtlicher Sorgen kann ich auch die Aufrichtigkeit erkennen, die ihre Worte unterstreichen.

Ich nicke und mit meinen kalten Finger greife ich in den Umschlag, um einen Stapel schweres, weißes Papier hervor zu ziehen.

Ich drehe die bedruckte Seite nach oben. Es ist ein Schreiben, der Universität London. Sofort denke ich an Mady, obwohl sie noch viel zu jung ist, um zu studieren. Verwirrt sehe ich zu meiner Frau. Vorsichtig lächelt sie mich an, mit ihren Augen bedeutet sie mir, dass ich weiter lesen soll und das tue ich.

Meine Augen huschen über den Brief. Es ist ein Zulassungsschreiben der Universität London, in welchem bestätigt wird, dass Misses Rebecca Styles für den Studiengang Journalismus zugelassen wurde, dieser soll bereits in dem kommenden Wintersemester beginnen.

Immer wieder lese ich das Schreiben, trotzdem will mir die Bedeutung der Worte nicht klar werden. Unentwegt starre ich auf das Blatt Papier, solange, dass die Buchstaben vor meinen Augen verschwimmen.

Ich fixiere erneut meine Frau an, welche mich wiederum abwartend ansieht und wohl auf einer Reaktion meinerseits zu hoffen scheint. Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, schließen dieses aber wieder, trotz unverrichteter Dinge, da ich nicht weiß, was ich sagen soll.

Die Frau mir gegenüber wird zusehends unruhiger. Mein Schweigen macht sie nervös, aber ich weiß nicht was sie nun genau erwartet, wie ich reagieren soll.

"Ich wurde angenommen", beginnt sie kleinlaut und versucht meinem Blick auszuweichen.

In meinem Kopf geht es drunter und drüber. Wann hat sie sich beworben? Warum Journalismus? Ich wusste, dass es ihr Plan war nach der Schule zu studieren. Ich wusste allerdings nichts von Journalismus. Sie hatte schon immer gerne geschrieben, früher auch für die Schülerzeitung, aber nachdem Mady auf die Welt kam, hat sie nie wieder etwas in diese Richtung erwähnt. Wie stellt sie sich das ganze überhaupt vor? Was soll aus Madison werden, wenn sie den ganzen Tag in der Uni ist. Was will sie nach dem Studium machen? All diese Fragen und noch weitere gehen mir durch den Kopf, doch eine drängt sich in den Vordergrund.

"Warum hast du nicht mit mir gesprochen?"

Meine Stimme ist distanziert. Ich fühle mich ausgeschlossen und hintergangen.

Die Blonde hustet leise, bevor sie mir eben so leise antwortet.

"Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie mich nehmen würden. Ich wollte nicht, dass am Ende alle enttäuscht sind, wenn ich abgelehnt werde", erklärt sie mir aufrichtig.

Ich sehe noch einmal auf das Schreiben in meinen Händen. Blätter die Seiten durch. Informationen, über Gebühren, Kurse, Lehrmaterialien, den Campus im allgemeinen. Zu viel. Ich lege sie vor mir auf den Tisch und stehe auf. Gehe hinter dem Sessel auf und ab.

"Wirst du hingehen?", frage ich sie.

Auch wenn ich die Antwort schon ahne, besteht trotzdem noch die Möglichkeit, dass sie nur sehen wollte, ob sie eine Chance hat. Vielleicht reicht ihr dies schon als Bestätigung.

"Ja."

Ich nicke. Mit den Fingern an meinen Lippen, gehe ich weiter, unentwegte im Wohnzimmer auf und ab.