Kapitel 91

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Pov Luca:

Müde rieb ich mir die Augen und richtete mich dann langsam auf. Mauz, der immer noch auf meiner Brust lag, rutsche an mir herunter und blieb auf der Decke liegen. Auch er machte müde seine Augen auf und blickte etwas genervt nach draußen. Da mein Besucher immer noch keine Ruhe gab, zog ich mir schnell einen Bademantel an und tapste zur Wohnungstür. „Hallo?", fragte ich lustlos in die Gegensprechanlage. „Luca? Ich bin's, Justin", ertönte es aus dem Hörer. „Justin? Was willst du hier?" „Lässt du mich rein? Dann erkläre ich dir alles", fragte er vorsichtig. Ich hatte nicht wirklich Lust auf besuch, schon gar nicht von Justin, doch ich wusste auch, dass er nicht so schnell locker lassen würde. Also öffnete ich mit einem leichten seufzen die Türe. Sofort konnte ich seine Schritte hören, die die Treppe hoch kamen. Kurz darauf stand Justin vor mir und schaute mich mitleidig an. „Du siehst schlecht aus", begrüßte er mich, was meine Stimmung nicht gerade besserte. „Danke", gab ich ihm nur trocken als Antwort. Ich ging einen Schritt zur Seite, damit er eintreten konnte. „Also, was machst du hier?", fragte ich ihn erneut. „Mir ist aufgefallen, dass es dir nicht gut geht und auch, dass Max seit den Ferien nicht mehr zur Uni gekommen ist. Als du heute gefehlt hast, habe ich Luisa gefragt, was bei euch los ist. Sie hat mir alles erzählt. Da sie sich auch sorgen macht, habe ich beschlossen nach dir zu sehen", erklärte er mir. Es war süß, dass die Beiden sich so um mich sorgten, doch ich wollte wirklich lieber alleine sein. „Danke, aber ich komme schon klar", versuchte ich so überzeugend wie möglich zu sagen, was mir aber nicht so recht gelang. „Kann ich dir irgendwie helfen?", erkundigte sich Justin. Ich ließ meinen Kopf hängen und schaute zu Boden. „Ich wüsste nicht wie", murmelte ich. „Du hast dich die letzten Tage die ganze Zeit um Max gekümmert. Ich glaube es wird Zeit, dass sich jemand um dich kümmert." Ich wollte etwas erwidern doch schon nahm mich Justin in den Arm. „Das ist wirklich nicht nötig", versuchte ich ihn noch einmal von seinem Vorhaben abzubringen. „Doch! Komm, zieh dir erstmal etwas Bequemes an und dann mache ich dir etwas zu essen", schlug er meinen Widerstand nieder und schon wurde ich an meinem Handgelenk in mein Schlafzimmer gezogen. Während ich überlegte, wie ich aus dieser Situation wieder rauskommen konnte, durchwühlte Justin meinen Kleiderschrank. Ich fand es ein wenig dreist von ihm, doch ich hatte keine Lust eine Diskussion anzufangen. „Hier, zieh dir das an." „Justin, das ist wirklich nicht..." „Keine Widerrede. Zieh dir das jetzt an", unterbrach er mich. „Komm schon." Er machte einen Schritt auf mich zu und öffnete ohne Vorwarnung meinen Bademantel. „Justin!", fuhr ich ihn an. Da ich direkt nach der Dusche ins Bett gegangen war, hatte ich unter diesem nichts an. Für einen kurzen Augenblick stand ich nackt vor ihm. Justin fuhr nur zurück, biss sich aber auf die Unterlippe. „Spinnst du?", frage ich ihn sauer. „Tut mir leid", murmelte er ein wenig verlegen. „Aber keine Sorge, du brauchst dich wirklich nicht zu schämen", grinste er. Ich verdrehte nur die Augen und schob ihn dann aus meinem Schlafzimmer. Es war zwar lieb von ihm, dass er mich aufmuntern wollte, doch so wie er es versuchte, half es mir nicht weiter. Seufzend zog ich mir die Sachen an, die Justin für mich rausgelegt hatte, und ging dann ins Wohnzimmer, wo er mit Mauz auf dem Arm auf der Couch saß. „Der ist ja süß. Ich wusste gar nicht, dass du einen Hund hast", strahlte mich Justin an und setzte Mauz neben sich auf die Couch. Dieser schaute ihn nur ein wenig verstört an, als ob er nicht recht wusste, was er von ihm halten sollte. „Geht es dir denn jetzt schon ein bisschen besser?", erkundigte Justin sich. „Es geht", murmelte ich. „Setzt du dich mal zu deinem Hund. Ich mache dir einen Tee und schiebe dir eine Pizza in den Ofen", sagte Justin voller Tatendrang und schon war er wieder verschwunden. Erschöpft ließ ich mich auf die Couch fallen. Mauz kam sofort zu mir und ließ sich von mir kraulen. Seine Anwesenheit war mir definitiv lieber, als die von Justin. Mauz schien immer genau zu wissen was ich brauche. Er war einfach immer für mich da und half mir, nicht komplett zu verzweifeln. Dieses kleine Lebewesen hatte einfach so viel Liebe in sich. Ich hörte, wie der Wasserkessel anfing zu pfeifen und kurz danach, wie Wasser in eine Tasse gefüllt wurde. Keine Minute später kam Justin mit einer dampfenden Tasse Pfefferminztee ins Wohnzimmer. „Hier, bitte", lächelte Justin und überreichte mir die Tasse. Vorsichtig nahm ich sie entgegen. Justin setzte sich zu mir und streichelte Mauz, der noch immer auf meinem Schoß lag. Ich nippte immer wieder an meiner Tasse. Es tat wirklich gut und ich merkte, wie sich die Anspannung ein wenig löste. „Was ist das eigentlich für eine Kette?", unterbrach Justin irgendwann das Schweigen. Ich schaute auf meine Brust. Durch den tiefen Ausschnitt von dem Shirt, dass mir Justin rausgelegt hatte, konnte man gut die Kette mit dem Anhänger sehen. „Die habe ich für Max und mich gemacht. Er hat auch eine", murmelte ich. Sofort kamen die Erinnerungen an den Tag wieder, an dem ich ihm sie geschenkt hatte. „Max, kann sich wirklich glücklich schätzen", sagte Justin leise. Verwundert schaute ich ihn an. „Dass er einen Freund wie dich hat. Nicht dass er jetzt im Koma liegt", fügte Justin noch schnell hinzu, damit ich ihn nicht missverstehe. „Ich liebe ihn so sehr", sagte ich nur, während eine einzelne Träne auf meinen Schoß tropfte. „Ich wünschte er wäre jetzt hier. Ich vermisse ihn wirklich. Ich wünschte ich könnte seine Stimme nur einmal kurz hören. Ich hoffe, dass er wenigstens keine Schmerzen hat", redete ich einfach weiter, während weitere Tränen meine Augen verließen. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und schaute zu Justin hoch. „Luca, es- es tut mir so leid. Auch die Sache in dem Club. Ich sehe wie sehr du ihn liebst. Ich hätte das fast kaputt gemacht. Ich wünschte ich hätte auch jemanden, der mich so liebt, wie du Max liebst", sagte Justin nun traurig. „Du wirst schon jemanden finden. Du bist doch ein lieber Kerl. Ich meine, Schau doch mal wie du dich um mich kümmerst. Es ist da draußen bestimmt jemand, der so jemanden wie dich gerne hätte", versuchte ich ihn nun aufzumuntern. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. „Du bist so süß und stark. Eigentlich bin ich hier um dich zu trösten und jetzt tröstest du mich, obwohl es dir so schlecht geht. Du bist ein toller Junge, Luca und das macht es nur noch schlimmer, dass du so etwas durch Machen musst" Ich ließ den Kopf wieder hängen. Alle sagen mir, dass ich stark sei, doch in Wirklichkeit zerbrach ich innerlich.

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Hättet ihr gedacht, dass Justin auch so eine Seite hat? :)

Ein Gefühl, das dein Leben verändert || MauzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt