Kapitel 86

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Pov Luca:

„Max, warte!", lachte ich. Max war gerade durch die Hecke geschlüpft, die seinen Lieblingspatz vor den anderen geheim hielt. Sofort krabbelte ich hinterher und schon stand ich auf der kleinen Lichtung, die direkt am Wasser war. Max stand dort und schaute sich den Sonnenuntergang an. Ich lief zu ihm und umarmte ihn von hinten. Mit dem Kopf auf seiner Schulter, schauten wir beide der Sonne zu, wie sie immer rötlicher wurde und schlussendlich hinter den Bäumen verschwunden war. Kaum war das Licht der Sonne erloschen, kamen die ersten Sterne zum Vorschein. Max löste sich aus unserer kuscheligen Position und schaute mir in die Augen. Verträumt schaute ich dem Funkeln in seinen Augen zu. Diese pure Wärme, die sie ausstrahlten, war einfach bewundernswert. „Warum schmunzelst du so?", fragte mich Max und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Ich bewundere dich nur und bin sehr glücklich. Deshalb schmunzle ich", murmelte ich ein wenig verlegen. Max legte seine Hände an meine Hüfte und zog mich näher zu sich heran. Ich beugte mich langsam hinunter, bis unsere Lippen auf einander lagen. „Ich liebe dich, Luca!", flüsterte Max, nachdem wir uns gelöst voneinander hatten. „Ich dich auch, Max. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Versprich mir, dass du immer an meiner Seite sein wirst, egal was passiert" „Ich verspreche es", antwortete Max, bevor er unsere Lippen wieder vereinte...

Meine Lippen wurden immer feuchter. Es fühlte sich an, als würde Max meine Lippen ablecken. „Max, das ist ekelig", murmelte ich, doch Max ließ nicht von mir ab. Er schleckte jetzt an meiner Nase und an meiner Wange herum. „Kannst du mich nicht noch ein bisschen schlafen lassen?", maulte ich und machte langsam die Augen auf. Plötzlich sah ich das Gesicht von Mauz vor mir. Ein kurzer Schrei entfuhr mir, der Mauz ebenfalls zusammenzucken ließ. Ich brauchte ein bisschen, um mich wieder zu sammeln. Und dann stürzten alle Erinnerungen wieder auf mich ein. Der Vorfall auf der Hochzeit, die Trennung, der Unfall und Max, der im Koma lag. Ich ließ meinen Kopf hängen. Wieso konnten wir nicht bei Max Zuhause sein, an seinem Lieblingsort, wie ich es gerade geträumt hatte? Mauz hatte sich offenbar wieder von dem Schock erholt, denn er sprang nun auf meinen Schoß herum und wollte meine Aufmerksamkeit. Geistesabwesend kraulte ich ihn hinter dem Ohr, was er sichtlich genoss. Er bellte einmal, was mich wieder zurück ins hier und jetzt holte. „Wollen wir etwas essen?", fragte ich ihn, vorauf er von meinem Bett sprang und freudig auf dem Boden herumwuselte. „Wie kann man so früh, nur so fit und aufgedreht sein?", fragte ich mich selber und stand nun auch auf. Mauz und ich liefen in die Küche, wo ich ihm Hundefutter in eine Schüssel füllte und mir einen Toast in den Toaster steckte. Nachdem wir beide satt waren, setzten wir uns auf die Couch. Ich schnappte mir meinen Laptop und rief meine E-Mails auf. Mein Posteingang wurde mit tausenden Mails überflutet. Beim genaueren Hinschauen, wurde mir auch klar, warum. Offenbar hatte die Community mitbekommen, dass Max etwas passiert war, denn alle fragten nach ihm. Ich fragte mich, wie sie das herausgefunden hatten und ob sie wussten, wo Max nun war. „Ich muss zu ihm!", sagte ich und wollte gerade aufspringen, da fiel mir wieder ein, dass ich ja einen Termin mit dem Mädchen hatte, welches Mauz in dem Video wiedererkannt hatte. Hin- und hergerissen machte ich mich fertig. Ich entschloss mich dazu, mich mit dem Mädchen zu treffen, da es nicht fair wäre, ihr ihren Hund vorzuenthalten. Also setzte ich mich wieder vor meinen Laptop und schaute nach, ob sie mir geschrieben hatte. Tatsächlich fand ich ihre Mail. Sie wollte sich in einer Stunde mit mir in dem Café treffen, wo Max sich mal mit Christopher getroffen hatte. Die Erinnerung an diesen Tag kam hoch, und ich schämte mich ein wenig für das, was ich ihm damals vorgeworfen hatte. Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich ihn niemals so angeschrien.

Genau eine Stunde später, was für mich eher ungewöhnlich war, da ich fast immer zu spät kam, stand ich vor dem Café und wartete auf meine Verabredung. „Luca!", kreischte plötzlich jemand hinter mir. Erschrocken drehte ich um und schon klammerte sich ein Mädchen an mich. „Hey, bist du Isabell?", fragte ich ein wenig überfordert. „Ja", piepste sie in einer ziemlich hohen Tonlage. „Okay, ähm, wollen wir vielleicht reingehen und schauen, ob Mauz dir gehört?", fragte ich um aus dieser Situation herauszukommen. „Mauz?", fragte Isabell verwundert. „Ja, Max und ich haben ihn so genannt, da wir nicht wussten wie er wirklich heißt", lachte ich und kratze mich verlegen am Hinterkopf. Endlich löste sie sich von mir, sodass wir uns hinsetzen konnten. Wir bestellten uns beide einen Eiskaffee, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass sie sich den nur bestellt hatte, weil ich einen wollte. Nachdem der Kellner unsere Getränke gebracht hatte, lenkte ich unser Gespräch wieder auf den Welpen. „Und? Ist es dein Hund?", fragte ich nach. „Ich bin mir nicht ganz sicher- wie sind du und Max eigentlich zusammengekommen?", lenkte Isabell von Thema ab. „Wir haben uns durch unsere Schwestern kennengelernt", antwortete ich genervt. „Was soll das heißen, dass du dir nicht sicher bist?" „Ich weiß es halt nicht genau- Und wusstest du schon vorher, dass du schwul bist, oder bist du es nur, seit du Max kennst?", fragte sie weiter, ohne auf mich einzugehen. Ich bekam langsam das Gefühl, dass es bei diesem Treffen nicht darum ging, Mauz seiner richtigen Besitzerin zurück zu geben, sondern dass es sich um ein Fantreffen handelte. Ich verlor die Geduld und stellte sie zur Rede: „Ich möchte wirklich nicht unhöflich sein, aber ich bin nur hier, weil ich dachte, dass du deinen Hund vermisst. Ich sollte jetzt eigentlich bei Max sein und ihm zur Seite stehen, also was ist hier los?" Isabell wurde plötzlich still und rutschte nervös auf ihrem Platz hin und her. Ich schaute sie erwartungsvoll an, da ich so schnell wie möglich wissen wollte, was hier Phase ist, damit ich zurück zu meinem Max gehen konnte. „Also, es- es ist so", murmelte sie. „Ich hatte wirklich meinen Welpen Beni verloren. Doch er ist kurz nachdem ich mit dir Kontakt aufgenommen hatte wiedergekommen. Ich hatte mich aber so gefreut, dich oder Max kennen zu lernen, dass ich nichts gesagt hatte und es zu diesem Treffen hab kommen lassen", beichtete sie weiter. „Was?", verärgert stand ich auf. „Es tut mir leid. Du bist doch nur so ein Vorbild für mich", murmelte sie verlegen. „Max liegt im Koma im Krankenhaus und ich sollte eigentlich bei ihm sein, doch du hältst mich davon ab, nur weil du dich mit mir treffen wolltest? Das ist wirklich mies", regte ich mich weiter auf. „Es tut mir wirklich leid. Es war dumm von mir", bereute es Isabell. Der traurige und enttäuschte Blick von ihr, ließ mich wieder runterkommen. Ich wollte sie nicht anschreien, doch war ich momentan ziemlich empfindlich, da ich so aufgewühlt war. Ich setzte mich wieder. „Es tut mir auch leid. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen. Es geht mir nicht so gut, weshalb ich ein bisschen empfindlich bin", erklärte ich ihr. Sie nickte nur. „Wenn Mauz nicht dir gehört, würde ich jetzt gehen. Ich muss wirklich zu Max. Ich hoffe, du verstehst das." „Ich habe gehört, was passiert ist. Es war in den Nachrichten zu sehen. Ich verstehe es, dass du zu ihm möchtest", lächelte sie mir verständnisvoll zu.

Nachdem ich bezahlt hatte und mich von Isabell verabschiedet hatte, lief ich schnell mit Mauz zu meinem Auto. Erst jetzt begriff ich, was das nun heißen würde. Mauz hatte keinen Besitzer mehr. Er gehörte nun zu Max und mir. Ich konnte nicht anders, aber ich nahm Mauz hoch und küsste ihn. Ich war so glücklich, dass ich jetzt nicht alleine war. „Wenn Max das erfährt, wird er überglücklich sein", strahlte ich den kleinen Welpen an. Mauz würde nun bei MAUZ bleiben. An meinem Auto angekommen, setzte ich ihn in den Kofferraum. Ich stieg vorne ein und wollte gerade den Motor starten, um zum Krankenhaus zu fahren, da klingelte mein Handy. Als ich sah, wer dort anrief, stockte mir der Atem.

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Wer da wohl anruft? :P

Ein Gefühl, das dein Leben verändert || MauzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt