Kapitel 96

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Pov Luca:

„Wer bist du und warum umarmst du mich einfach?", fragte Max mich irritiert. Geschockt starrte ich ihn an. Seine Augen musterten mich misstrauisch. Das Funkeln, was vor dem Unfall zu sehen war, war nun verschwunden. Er schaute mich so an, als wären wir uns nie begegnet. Als wäre ich nie Teil seines Lebens gewesen. „Luca, wir müssen reden", mischte sich nun Stephan ein. „Aber Max, ich bin's...", weiter kam ich nicht, da ich von seinem Vater aus dem Zimmer gezerrt wurde. Nun standen wir vor der Tür. Ich schaute Stephan erwartungsvoll an, doch er wich meinen Blicken aus. „Was hat das zu bedeuten?", brach ich nun die Stille und ich merkte, wie mir schon wieder Tränen die Wange runterliefen. Stephan kratzte sich verlegen am Hinterkopf, als wüsste er nicht, wie er es mir sagen sollte. „Nun ja, Max... Er...", murmelte er und seufzte. „Luca, Max hat sein Gedächtnis verloren. Er kann sich nicht an dich erinnern. An niemanden, den er in Köln kennengelernt hat. Es ist so, als wäre seit er aus der Schule raus ist, nichts passiert. Er weiß nichts über sein Studium, seine neuen Bekannten aus der Uni und auch nicht, dass ihr zusammen wart." Ich zerbrach innerlich. Die letzte Hoffnung die ich hatte, war gerade zerstört worden. Max, erinnerte sich nicht an mich. Er empfindet nichts mehr für mich. All die schönen Sachen die wir erlebt hatten, waren gelöscht, ausradiert, als wäre es nur ein Traum gewesen, den ich geträumt hatte. „Aber er muss sich doch an mich erinnern können. Er hat mich geliebt", weinte ich und lehnte mich an die Wand, da meine Kraft mich wieder verließ. „Die Ärzte sagten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er sich jemals wieder an alles erinnert sehr gering ist", überbrachte er mir nun den restlichen Teil der Diagnose. Ich sackte an der Wand entlang und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Bitterlich weinend saß ich nun auf dem Boden und konnte es nicht glauben. Alles was Max und ich durchgemacht hatten, war für nichts. Ich fühlte mich zerstört, leer, verzweifelt, unfähig weiter zu leben. „Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann doch nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Als hätte ich Max niemals kennen gelernt. Ich liebe ihn doch. Ich brauche ihn! Ich wollte doch mein Leben mit ihm verbringen", eine Träne nach der anderen lief meine Wange herunter und fiel dann auf den Boden. „Vielleicht solltest du lieber wieder nach Hause fahren", sagte Max Vater sanft und setzte sich zu mir. „Und dann? Ich weiß nicht, was ich ohne ihn machen soll. Ich bin nicht ich, ohne ihn", gestand ich mir selber ein. „Du wirst über ihn hinweg kommen", versuchte Stephan mich aufzumuntern. „Nein, niemals. Er hat mir alles bedeutet", sagte ich tonlos. Ich habe immer geglaubt, dass es das schlimmste wäre Max sterben zu sehen, ihn verlassen zu müssen, doch ich habe mich geirrt. Zu sehen, dass die Person, die einen mal so geliebt hat einen mit diesen fremden Augen anschaut und einen nicht mehr erkennt, ist tausendmal schlimmer. „Kannst du Max bitte diese Kette geben?", fragte ich und hielt Stephan die Kette hin, die ich Max vor einiger Zeit geschenkt hatte. Traurig nahm er sie entgegen und schaute sie sich genauer an. Ich stand wieder vom Boden auf und wollte gerade mit Mauz gehen, als Stephan noch einmal das Wort ergriff: „Luca?" Ich drehte mich um und schaute in die Augen, die Max so ähnlich sahen. „Es tut mir so leid, wirklich" „Schon gut", log ich nur und lief dann den Gang entlang.

Ich blendete alles um mich herum aus, so sehr war ich in meinen Gedanken versunken. Ich bekam nicht mal mit, dass ich bereits vor meinem Auto stand und nichts tat, außer stur geradeaus zu schauen. Erst das Bellen von Mauz, riss mich zurück in die Realität. Ich machte mein Auto auf, hob Mauz in den Kofferraum und setzte mich dann vor das Lenkrad. Mir kamen die Erinnerungen wieder, die Max vielleicht nie wieder haben wird. Wie Max aus dem Zug gestiegen war, bepackt mit zwei Koffern. Wie wir schwimmen waren und unsere Schwestern bereits davon geredet haben, wie süß wir beide doch wären. Wie Max mir seinen Lieblingsplatz gezeigt hatte und wie wir dort das erste Mal Händchen gehalten hatten. Max, der mitten in der Nacht zu mir gefahren war, um mir seine Liebe zu gestehen und mich zu küssen, nachdem er meinen Brief gelesen hatte. Wie wir das Feuerwerk auf dem Riesenrad gesehen haben und das Ende nicht mal mitbekommen haben, da wir zu sehr mit uns beschäftigt waren. Wie wir zusammen die Wohnung von ihm gestrichen haben und er mir ein Herz auf die Brust gemalt hatte. Wie wir uns gestritten haben und fast für immer getrennte Wege gegangen wären. Max, der über den kompletten Campus mit einem Megafon geschrienen hatte, dass er mich liebt. Wie ich ihm die Kette geschenkt hatte und wir gemeinsam im Urlaub waren. Wie er sich gefreut hatte, als Mauz in unser Leben kam. All das wusste er nicht mehr. Diese Erinnerungen würden vielleicht immer nur Geschichten für ihn sein, die er niemals glauben wird.

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Überrascht, dass ich heute noch ein Kapitel geschrieben habe? Ich auch :D

Ein Gefühl, das dein Leben verändert || MauzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt