Kapitel 61: Mondscheingespräch

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Fünf Uhr morgens in Paris.

Ich wusste nicht was ich tat, oder weshalb ich es tat, aber aus einem unerfindlichen Grund konnte ich nicht aufhören an Camerons Kissen zu schnüffeln und mein Gesicht darin zu wälzen.
Es roch intensiv nach ihm und nur nach ihm.
Nach seinen Haaren, seiner Haut, seinem Aftershave, seinem Shampoo.
Ich stellte mir vor, wie er hier sicherlich schon reingelüllert hatte und es war mir eigenartigerweise egal.

Cameron schlief auf dem Sofa. Er hatte sich mit einer dünnen Schlafdecke zugedeckt und machte leise Schnarchgeräusche. Alle zwei Minuten drehte er sich oder zuckte und zitterte. Er schlief unruhig. Wahrscheinlich hatte er einen schlechten Traum oder irgendetwas schien ihn zu beschäftigen.

Ich jedenfalls konnte nicht schlafen. Ich hatte bisher kein Auge zudrücken können und lag inzwischen schon geschlagene fünf Stunden lang einfach nur wach im Bett, starrte an die Decke oder zu Cameron und dachte nach.
Nash war mein Freund. Carrie war Camerons Freundin. Wir waren also beide in festen Händen und unzweifelhaft vergeben.
Warum also schliefen wir gerade in einem gemeinsamen Raum?

Ich meine, er schlief wenigstens nicht in dem selben Bett, wie ich, jedoch ging ich jede Wette ein, dass Carrie mich trotzdem erdolchen würde, wenn sie hiervon Wind bekäme.
Auch, wenn es eigentlich absolut keine Bedeutung hatte. Cameron war nunmal fast mein Halbbruder und er wollte mir allein einen netten Gefallen tun...

Ich fühlte mich schlecht.

Mir war übel, wenn ich Cameron dabei zusah wie er unter seiner dünnen Decke bibberte und ich allein in einem riesigen Doppelbett, wie eine verwöhnte Kronprinzessin mit drei Decken zugedeckt war. Und das alles nur, weil ich darauf bestand, getrennt zu schlafen, um unsere Partner nicht zu verärgern.

Ich seufzte und setzte mich auf. Langsam schwang ich ein Bein nach dem anderen aus dem Bett und hüpfte von der Bettkante. Mit leisen Schritten tapste ich auf dem Holzboden barfuß zu Cameron. Ich nahm meine dicke Federdecke und legte sie ihm vorsichtig über. Dann zog ich ihm die dünne Decke weg und schlich langsam auf das Doppelbett zurück, als plötzlich etwas am Zipfel der dünnen Decke zog. Erschrocken drehte ich mich herum und blickte in Camerons verschlafenes Gesicht mit verwuschelten Haaren.

"Was hast du vor?", fragte er mit rauer Stimme.

"Nichts, schlaf weiter.", antwortete ich flüsternd.

"Ich habe heute nicht geschlafen. Keine einzige Sekunde lang."
Er setzte sich auf und reibte sich träge die Augen.

Ich musste aufatmen. Gut, dass ich nicht die Einzige von uns beiden war. Der Mondschein von draußen schimmerte leicht durch die Vorhänge des Fensters. Ich konnte nur sanfte Umrisse von Cameron erkennen und wusste dennoch, dass er gerade zum Anbeißen gut aussah.
"Warum nicht?"

Er drehte seinen Kopf zu mir. "Ich weiß nicht. Das ganze hier ist seltsam."

Ich nickte und mir fiel innerlich ein Stein vom Herzen. "Du hast Recht." Ich dachte genau dasselbe.

Cameron biss sich auf die Unterlippe.
"Ich habe mir die erste Nacht mit dir ganz anders vorgestellt-"
Und- ZACK- schon landete mein Kissen mit voller Wucht in seinem Gesicht.
Cameron lachte unterdrückt, als er das Kissen zurückwarf. "Kleiner Scherz, Hallington."

Ich schüttelte grinsend den Kopf legte mich wieder zurück ins Bett. "Ist das Sofa eigentlich gemütlich?"

"Nicht mal ansatzweise."

California Boys (Magcon FF)Where stories live. Discover now