Kapitel 51: Dicke Luft

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Ich war am selben Abend doch nicht zu Nash gegangen und ich hatte ebenfalls beschlossen, ihm vorerst noch nichts über den kleinen Vorfall mit mir und meiner besten... ähm ich meine natürlich Ex- besten Freundin zu berichten.

Ich wollte Nash erstens nicht belasten und zweitens, war es sowieso total unhöflich ihn nach zwei Tagen Beziehung schon kopfüber in mein chaotisches und von Problemen behäuftes Leben zu stecken.
Ich wollte uns noch ein wenig Zeit geben, also versuchte ich das Problem zunächst einmal alleine zu lösen.
Und wie ein weiser, alter Mann mal sagte: (Ich glaube jedenfalls, dass es ein weiser, alter Mann gewesen war, denn ich meine: Wer denkt sich sonst solche Sprüche aus, wenn nicht weise, alte Männer?)

Willst du ein Problem lösen, musst du dich vom Problem lösen.

Ich war mir nicht mehr ganz sicher, ob ich diesen Spruch in einem Buch gelesen oder in einer Spülmittelwerbung gesehen hatte, aber in einem war ich mir sicher: Der weise Opa hatte verdammt Recht.

Also tat ich alles, um mich abzulenken.
Ich räumte das Haus auf, fegte die Einfahrt unserer Garage, ging am Strand joggen und spielte mit Cora und Dad mindestens fünfzig Runden Memory, von denen Cora fast dreißig Mal gewann.
In der ganzen Zeit hatte ich nachgedacht. Und das echt viel.
Ich überlegte, wie ich Kylie am besten Montag in der Schule begegnen sollte und die Lösung war eigentlich ganz einfach:
Nämlich so gut, wie gar nicht.

Ich war jetzt clean von allen negativen Gedanken und Gefühlen.
Also wollte ich auch clean von allen negativen Menschen sein.
Ich hatte den tollsten Freund der Welt und eine gesunde Familie.
Außerdem hatte ich ja noch andere Freunde. Jake zum Beispiel.
Er war immer für mich da, wenn ich ihn brauchte.
Genauso wie Mr. Mcfibben, unser persönlicher Schulpsychologe.
So jemand wie Kylie, war da nicht mehr nötig.

Ich war sowas von bereit, wieder in die Schule zu gehen, ich konnte es gar nicht abwarten Kylie zu begegnen und ihr meine kalte, nackte Faust in den Hals zu stecken.
Sie sollte meine Wut spüren.
Ich schmiedete ausgeklügelte und grausig schöne Rachepläne, um es ihr richtig heimzuzahlen.
Sie sollte so leiden, wie ich damals!

***

"Das halte ich für eine ganz, ganz schlechte Idee."
Mr. Mcfibben betrachtete mich mit einem halb verstörten Ausdruck im Gesicht, nachdem ich ihm meinen Schlagplan haargenau demonstriert hatte.

"Was meinen sie damit, ganz ganz schlecht?"

"Nunja..." Er ruschte ein wenig in seinem braunen Ledersessel hin und her. "Ich weiß nicht genau, ob das Mitbringen von Kettensägen in einer öffentlichen Highschool erlaubt ist."

"Entschuldigen sie bitte? Ich war das Opfer einer miesen Mobbingattacke für die egoistischen Zwecke meiner besten Freundin!", warf ich ihm verärgert vor. "Ein bisschen Verständnis, wenn ich bitten darf!"

Mr. Mcfibben kratzte sich an seiner glänzenden Glatze. "Das Verständnis ist vorhanden, aber denken Sie wirklich, Mord ist eine Lösung für diesen Konflikt?"

Ich zögerte keinen Moment lang.
"Ja!"

"Für mich sieht das eher nach typisches Mädchengekabbel aus, nichts großartig Ernstes." Er warf einen Blick in seine graue Akte.
"Darüber hinaus, steht es mir lediglich zu, mit Ihnen über das Geschehniss in Las Vegas zu sprechen und wie sie diesen Vorfall psychisch überwunden haben."

"Darüber bin ich sowas von hinweg.", antwortete ich, ohne mit der Wimper zu zucken.

"Ach ehrlich?" Er hob interessiert seine Augenbrauen.

Okay. Könnte eventuell sein, dass ich hin und wieder Gewissensbisse hatte, aber das sollte ja bald vorbei sein. Kein Grund, ein Drama draus zu machen.

California Boys (Magcon FF)Where stories live. Discover now