Kapitel 44: Lifesaver

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Es vergingen gefühlte Jahrhunderte, bis wir irgendwann wieder Besuch bekamen und Pablo sich vor uns eine seiner geliebten Zigaretten ansteckte.

"Sie sind hierr. Camerron und dein Brruderr.", hat er dann nur behauptet und ich wurde mit Mal angespannter.

Auch wenn ich total ausgelaugt von der Schlaflosigkeit und den Schmerzen des festen Drahtseiles an meinem Körper war, kratzte ich meine letzte Energie zusammen, um zu schreien.
Ich wollte, dass Cameron mich hörte. Dass er weglief, bevor es zu spät war.
Dass er Hilfe holte oder gar die Polizei anrief. Doch nein.

Er kam.

Er betrat den Raum mit Lucys Bruder. Der Typ, der eigentlich Schuld an dem Ganzen hier ist. Der Typ, der zu viel Stolz hatte, seinen Mist zu entsorgen, weshalb wir büßen mussten. Lucy und ich. Der Typ, den ich am liebsten ins Gesicht spucken würde.

Cameron trug ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt.
Seine braunen Haare waren total zersaust und unter seinen sonst so vor Selbstbewusstsein strotzenden Augen, haben sich dicke Ringe gebildet.

Ich weiß nicht wieso, aber irgendein Gefühl in mir sagte mir, dass ich den Bastard vermisst hatte. Und wie.
Ich wäre in diesem Moment am Liebsten aufgesprungen und auf ihn zugerannt, doch meine Fesseln hinderten mich.

Als Cameron mich sah, weiteten sich seine Augen. Sein Gesicht hellte auf. "A-amber."
Er wollte auf mich zulaufen, doch im selben Moment stellte Pablo sich vor mich und zwei seiner Latino-Gang-Kumpels packten Cameron und schubsten ihn ein Stück zurück.

"Ah, ah, ah." Pablo stellte sich zwischen meinem Stuhl und dem von Lucy. "Ich dachte ihrr seid hierr, um mirr etwas zu geben." Er wendete sich zu dem Bruder. "Dafürr bist du doch den langen Weg gekommen, nicht wahrr?"

Lucys Bruder schnaufte kurz auf und nickte Cameron dann vielsagend zu.

Camerons Blick verdunkelte sich, als er Pablo ansah und er kramte kurz in seiner Hosentasche, um einen kleinen Schlüssel vorzuholen und ihm Pablo zuzuwerfen, der diesen geschickt auffing.

"Sehrr gute Entscheidung." Er grinste siegessicher. "Germán, Miguel. Holt den Kofferr aus ihrrem Auto.
Leandro, Diego. Bindet die Mädchen los."

Endlich.

Ein befreiendes Gefühl, als unsere Fesseln endlich gelöst wurden. Sofort sprang ich auf und fiel Cameron in die Arme. Ich spürte, wie er mich enger an sich drückte. Sein Herz schlug schnell gegen seine Brust und jetzt konnte ich es nicht mehr zurückhalten. Tränen kullerten meine Wangen hinunter und ich fing an, leise zu schluchzen. Ich konnte es nicht kontrollieren. Es kam alles hoch. Sämtliche Ängste und Sorgen der letzten Tage. Das Weinen hatte ein befreiendes Gefühl.
Cameron hielt mich ganz fest im Arm und flüsterte mir mit seiner rauen Stimme beruhigene Worte ins Ohr.
"Alles ist gut, Am. Ich hol dich hier raus. Du kommst hier raus, das verspreche ich dir."
Mit jedem Satz, jedem Wort, jedem Luftzug nahm er mir die Angst für einen weiteren Moment.
Sein vertrauter Geruch gab mir Sicherheit und ich fühlte mich wohl in seinen beschützenden Armen.
Er legte sanft seine Hand auf meinen Kopf und strich mir langsam übers Haar.

Lucy schniefte neben mir, bei ihrem Bruder. Er weinte und entschuldigte sich, für alles, was er ihr angetan hatte. Und man musste ihm glauben, denn er sprach mit so viel Ehrlichkeit in seiner Stimme. Man konnte entnehmen, dass er alles bereute.
"Ich bin so froh, dass du hier bist.", flüsterte Lucy glücklich und zum ersten Mal seit Tagen, lächelte sie wieder.

Plötzlich wurde die schwere Tür wieder zugeschlagen und bei dem Geräusch zuckte ich instinktiv zusammen. Cameron drückte meine Hand.

Germán und Miguel trugen den schwarzen Koffer und warfen ihn Pablo vor die Füße. Pablo klappte ihn auf und seine Augen blitzten vor Freude.
Im Innenraum des Koffers waren tausende von Geldscheine gestapelt.
Er lachte hämisch. "Das gefällt mirr, Amigos. Das gefällt mirr."

California Boys (Magcon FF)Where stories live. Discover now