Kapitel 51 - ...

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Ich habe Human während des Schreibens gehört. Vielleicht macht euch das Lied ja auch so fertig...

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Wir sitzen bestimmt eine halbe Stunde auf dem Boden, während ich meine Tränen in Tobis T-Shirt vergieße. Als dann auch die letzte versiegt ist, wende ich mich von ihm ab, versuche die Spuren des Weinens aus meinem Gesicht wegzukriegen. Mehr als schwierig, wenn ich das alles hier um mich herum sehe. All das, was er angefasst hat. Was er essen wollte, was er trinken wollte. Die Dinge, die er kaputt gemacht. Mein T-Shirt, ist damit gemeint. Es ist einfach widerlich! Er ist widerlich!

„I-Ich muss duschen", flüstere ich und springe auf. Ich ignorie komplett die Tatsache, dass ich nackt bin, ignoriere die Schmerzen, die sich von meinem Hintern in meinem ganzen Körper ausbreiten. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, was noch alles hätte passieren können, wenn ich ihn erst langsam kennengelernt hätte. Wenn ich mich nach und nach in ihn verliebt hätte und er mir immer nur was vorgespielt hätte. Dann wären die Schmerzen viel größer gewesen.

Wie ein Zombie laufe ich ins Bad, bin viel zu unfähig, auch nur einem Gegenstand aus dem Weg zu gehen, weshalb ich mir wahrscheinlich tausende blaue Flecken abhole. Vor der Badezimmertür brauche ich mindestens zehn Anläufe, bis ich es schaffe, sie zu öffnen. Zu sehr verschwimmt die Sicht vor meinen Augen, wegen der immer wieder neuaufkommenden Tränen. Ich verstehe einfach nicht, wieso das gerade mir passiert! Man darf das nicht falsch verstehen! Ich wünsche es keinem, dass er so was erleben muss. Aber ich möchte auch nicht, dass mir das passiert! Und schon gar nicht zweimal hintereinander.

Als die Tür offen ist, gehe ich mit langsamen Schritten auf die Dusche zu. Ich stelle mir das Wasser auf warm, ehe ich mich unter den Strahl stelle. Meine Augen fallen wie von selber zu, mein Kopf lehnt sich gegen die kalte Duschwand. Die Gänsehaut, die sich auf meinem Körper ausbreitet, gehört ab heute zu den Dingen, die ich ganz sicher in nächster Zeit nicht mehr als positiv deuten werde... Wieder sammeln sich Tränen in meinen Augen, die ich jetzt nicht zurückhalte. Es ist so scheiße! Warum kann dann nicht wenigstens Tim da sein, der mich tröstet? Tobi ist zwar ein guter Freund, aber Tim ist...halt Tim! Er wüsste, was mich beruhigt. Er müsste nur da sein und mir würde es besser gehen! Aber ich dummes Stück musste ihn ja gehen lassen! Habe ihn nicht aufgehalten! Habe es zugelassen, dass er mich geküsst hat und ich dann noch mehr Sehnsucht nach ihm hatte! Wieso? Wieso bin ich so dumm? Wieso bin ich so naiv?
„Wieso?" Meine Beine knicken unter mir zusammen, weshalb ich unsanft auf dem Boden der Dusche aufkomme. Das Blut, das von meinen Knien kommt, vermischt sich mit dem Wasser und rinnt zum Abfluss. Mir egal! Meinetwegen könnt man mir das Herz rausreißen! Mich foltern oder sonst was! Ich will doch nur Tim bei mir! Nur Tim! Wieso ist er nicht da? Warum hat er mich alleine gelassen!? Hätte er das nicht gemacht, dann wäre ich doch gar nicht erst auf die Idee gekommen, Tobi zu fragen, ob er herkommt! Dann hätte er die Idee mit dem Club nicht gebracht! Und dann hätte ich Henry niemals kennengelernt! Hätte ihm nicht meine Nummer gegeben und er wäre gar nicht erst zu mir gekommen! Hätte mich nicht vergewaltigen können!

Ich spüre zwei Arme, die mich von hinten an sich ziehen, während ich mich in die Haut kralle und mich laut schluchzend hin und her wiege. „Ich bin für dich da", flüstert Tobi. „scht..." Er drückt mich noch dichter an sich, was mir nach dieser ganzen Situation als viel zu dicht vorkommt. Es ist, als würde er mir mit seiner Umarmung die Luft abdrücken, als würde er mich, wie Henry, festhalten, um mich danach als Seins zu bezeichnen.

Und da macht es bei mir Klick. Ich versuche seine Arme von mir zu lösen, was mir nach gefühlten Jahren auch gelingt. Meine Beine zusammenpressend, sehe ich ihn mit Tränen in den Augen an. „Geh."

„Was?"
„Du hast richtig verstanden! Tobi, verschwinde!"

„A-aber...ich..."
„Ich brauche gerade niemanden um mich herum, der in mich verknallt ist!"
„Stegi, ich-"
„Nein, bitte! Komm zurück, wenn du dir sicher bist, dass du nichts mehr von mir willst. Bitte! Ich will dich nicht auch noch als Freund verlieren!" Tränen rinnen über seine Wangen, während ich ihm das sage. Er tut mir so leid! Aber was soll ich denn machen? Ich kann ihn nicht auch noch verletzen. „Bitte..." Flehend sehe ich ihn an. Ein paar Tränen von mir reichen, dass er seine Sachen packt und mich in meiner kleinen trostlosen Wohnung alleine lässt. Vielleicht habe ich ihn auch dadurch verloren. Aber lieber so, als dass ich ihm irgendwann das Herz endgültig breche.

Ein Klingeln verleitet mich dazu, mich aufzurappeln, mit immer noch nassem Körper zur Wohnungstür zu gehen, lediglich mit einem Handtuch, dass ich vor mich halte. Aber auch dafür verlässt mich die Kraft, weshalb ich die Tür nur ein kleines Stück öffne. Müde, immer noch weinend lehne ich am Türrahmen, während ich im Treppenhaus die lauten Schritte höre, die zu mir nach oben kommen. Ich kann durch den kleinen Spalt nicht sehen, wer auf mich zukommt, kann nicht sehen, wer die Tür aufreißt und mich damit auf den Boden katapultiert. Ich höre nur die Stimme, die mir Vorwürfe darüber macht, dass ich den Vlog hochgeladen habe, dass ich mich mit einem anderen Typen unterhalten habe, obwohl ich geschworen habe, auf ihn zu warten.

Und als dann alles verstummt, sich dieser vertraute Geruch um mich breit macht und ich mich in einen warmen Hoodie krallen kann, weiß ich, dass er da ist...


Nach dem Fickificki kommt die Trauer...

Okay, WAS?! XDD

Ja, das war es mit dem Kapitel. Das nächste kommt am Freitag (:
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend.
Liebe Grüße,
Eure Lucyyyy :)

Vloggingtime - #Stexpert Where stories live. Discover now