Kapitel 46 - Schwul

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Wir haben noch ungefähr sechs Leute gefragt, ob sie mich kennen würden, bis es uns dann zu viel geworden ist und wir uns einfach wieder an die Bar gesetzt haben. Jetzt schauen wir uns die vielen Menschen auf der Tanzfläche an, halten beide ein weiteres Glas Cola in der Hand und hängen unseren Gedanken nach. Ja, Cola! Wirklich Lust haben wir nicht darauf, uns heute noch zu betrinken...

„Du, Stegi?" Fragend sehe ich den Braunhaarigen an, bedeute ihm, weiterzusprechen. „Ähm... Würdest du eigentlich deine Freunde hassen, wenn die dir sagen würden, dass sie...eventuell schwul wären?"

„Junge, bist du blöd?! Dann würde ich mich praktisch selber hassen. Außerdem nenne ich meine Freunde nicht umsonst 'Freunde'."
„O-okay..." Schnell kippt er den letzten Schluck seines Getränks runter und springt von dem Barhocker. Wenn ich das mache, breche ich mir hundertpro die Beine... „Wollen wir nach Hause?", fragt Tobi, trippelt vom einen auf den anderen Fuß. „Jetzt schon?"
„J-ja! Bin ziemlich müde." Provisorisch gähnt er, wobei ich merke, dass das bloß Fake ist.

„Okay, was ist los?"
„Gar nichts. I-ich will nur ins Bett."

„Ah ja." Da ich aber selber keine Lust mehr habe, hier rumzusitzen, werfe ich dem Barkeeper einen Schein hin und verlasse, gefolgt von Tobi, den Klub. Während des Heimwegs, die Gasse lassen wir natürlich aus, herrscht zwischen uns eine merkwürdige Stille. Sie wechselt von normal bis unangenehm. Das finde ich nicht gut. „Wenn was ist, kannst du es mir sagen", meine ich schließlich, was Tobi zusammenzucken lässt. „W-was?"
„Och, Junge! Tu nicht so. Ich weiß ganz genau, dass mit dir irgendetwas los ist."

„Es ist doch gar ni-"
„Lüg' mich nicht an!" Mit weit aufgerissenen Augen schaut er mich an. Vielleicht sollte ich das nächste mal diesen bissigen Tonfall weglassen. „Tobi, sorry, ich wollte dich nicht so anfahren."
„Nein nein, alles gut. Hör mal, ich...Ich will noch nicht darüber reden, okay? Ich muss erst mal Herr über die Lage werden und sehen, was los ist." Nur bin ich es, der zusammenzuckt. Seine Worte erinnern mich so stark an Tims, dass es beinahe weh tut, sie zu hören. Zwar sind Tobis Worte aus einem ganz anderen Kontext herauszufassen, aber dennoch ähneln sie sich... Obwohl! Tobi hat doch vorhin irgendetwas mit Schwulsein gelabert...

Vorsichtig beginne ich mich an die Situation heranzutasten. „Was meintest du vorhin mit meinen Freunden im Zusammenhang mit Schwulsein?" Daraus, dass sich sein ganzer Körper verspannt, er seinen Blick von mir abwendet und stur auf die Straße schaut, schließe ich, dass meine Vermutung sich bestätigt hat. Eventuell! „Ähm..."
„Ja?" Nervös knabbert er auf seiner Lippe herum. Er verheimlicht mir doch was! Bis jetzt habe ich ihn nur ein einziges mal so erlebt. Und das war, als er mir gebeichtet hatte, dass er sich mit einem Typen geprügelt hatte. Okay, jetzt mache ich mir Sorgen! „Tobi? Kannst du mir sagen, was los ist! Ansonsten muss ich das aus dir rausprügeln!" Ein leichtes Lächelnd legt sich auf seine Lippen. Dann scheint es ja doch gar nicht SO schlimm zu sein. Beruhigt atme ich aus, da ich kurz die Luft angehalten habe. „Du würdest wirklich nichts dagegen haben, wenn einer deiner Freunde schwul wäre?", flüstert er vorsichtig, als wir an meiner Wohnung ankommen. Während dieser Frage vermeidet er erneut, mich anzusehen. Seufzend gehe ich neben ihm die Treppen hoch, warte gespannt darauf, dass er weiter redet oder einfach nur etwas macht. Doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen wischt er sich fast unmerklich über die Wangen, will anscheinend nicht, dass ich davon etwas mitbekomme, dass er weint. Doch da hat er sich zu früh gefreut. Sanft ziehe ich ihn durch meine Wohnungstür, schließe diese und nehme ihn in den Arm. Schluchzend erwidert er die Umarmung, vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Der obere Rand meines Oberteils saugt sich mit seinen Tränen voll, aber das stört keinen von uns. Ich will einfach nur für meinen Freund da sein. Und dieser scheint es zu genießen, dass jemand für ihn da ist. Verständlich. Wer will schon alleine sein, wenn man total verzweifelt ist und keine Lösung für seine Probleme findet. Richtig, niemand! „Komm, lass uns ins Wohnzimmer gehen." Noch immer schluchzend folgt Tobi mir zum großen Sofa, lässt sich sogleich neben mich fallen und kuschelt sich wieder an mich. Ich streiche ihm durch die Haare, was ihn etwas beruhigt. Als seine Tränen fast komplett versiegt sind, drücke ich ihn leicht von mir weg, sehe ihn ernst an. „Du brauchst keine Angst haben. Ich akzeptiere dich so, wie du bist. Ich bin doch selber schwul. Also hör auf zu weinen und mach dir keine Gedanken, ja?"
„U-und was ist mit den ande-anderen?", jammert er.

„Unsere Leute sind bestimmt genauso loyal. Hey, Tobi, sieh mich an!" Ich hebe mithilfe zweier Finger sein Kinn leicht an, damit er mir wieder ins Gesicht schaut. „Egal, was passiert: Du kannst auf mich zählen. Sollten die anderen irgendetwas sagen, wovon ich nicht ausgehe, kannst du zu mir kommen."
„D-danke, Stegi." Er drückt sich ganz dicht an mich, schluchzt erneut. Sofort lege ich meine Arme wieder um ihn, versuche ihn zu beruhigen. Klappt recht schnell, weshalb er mich los lässt. Aus roten geschwollenen Augen sieht er mich nur an, weiß nicht was er machen soll. Ich eigentlich auch nicht. Mich plagt bloß eine Frage, die ich ihm sehr gerne stellen würde. Allerdings habe ich Angst, dass er dann wieder weint. Oder total verzweifelt verschwindet und sich vor ein Auto wirft. Aber ich würde ihn das so gerne fragen, man!
„Jetzt bist du derjenige, der total nachdenklich ist", flüstert Tobi, sieht mich schief von der Seite her an.

„Ich...weiß nicht, ob ich das fragen soll..."
„Mach einfach. Mehr als antworten kann ich ja nicht." Ich wende meinen Blick ihm zu, lege einen fragenden Blick auf, ehe ich sage: „In wen genau bist du verliebt?"


Hat jemand damit gerechnet? D: Also ich ja XD

Leudeeee! Ich habe die ersten beiden Tage geschafft und heute bin ich gar nicht erst zum Training gegangen, weil ich heute Morgen einfach total müde war (ja, okay, ich gebe es zu: Ich war wieder zu lange wach xD) und so...
Deswegen habe ich mich einfach an dieses Kapitel gesetzt und hoffe, euch gefällt es :D

Hat jemand eigentlich die Andeutung mit Stegis Gedanken verstanden, wo er meint, dass er sich sicherlich die Beine brechen würde, wenn er von dem Hocker springt?  xD
Mal gucken, wer sich als Fangirl herausstellt :D

Vielleicht wird Freitag ein Kapitel kommen. Wenn nicht, dann Samstag/Sonntag :)

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!
Liebe Grüße,
Eure Lucyyyy :)

Vloggingtime - #Stexpert Where stories live. Discover now