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Emilias P.o.v

Gelangweilt schaute ich auf die schwarze Uhr an der weißen Wand des Klassenzimmers. In regelmäßigen Abständen bewegte sich der schwarze Sekundenzeiger auf dem weißen Ziffernblatt. Meinen Biologielehrer hatte ich schon vor mehreren Minuten ausgeblendet. Er laberte mal wieder über die Evolutionstheorie. Es war ja nicht so, dass wir dieses Thema schon letztes Jahr durchgenommen hatten. Und das Jahr davor. Aja, und das Jahr DAVOR auch schon. Jetzt war es drei Jahre später und er erzählte immer noch das Gleiche. Manche Dinge würden sich wohl nie ändern.

Der Sekundenzeiger hatte wieder eine Runde hinter sich. Noch fünf Minuten bis zum Wochenende. Wie ich mich doch darauf freute. Endlich mal wieder Ausschlafen und keinen einzigen Gedanken an die geliebte Schule verschwenden.

Noch vier Minuten. Das ersehnte Wochenende rückte immer näher. Ja, komm zu Mama.

Noch drei Minuten. Unauffällig nahm ich meine Stifte und ließ sie in meiner Tasche verschwinden.

Noch zwei Minuten. Nun verschwand auch mein Block vom Tisch und leistete meinen Stiften Gesellschaft.

Noch eine Minute. Wochenende, ich komme!

Noch 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, ...

"Was ist eigentlich mit den Hausaufgaben?"

Oh Gott. Mit einem lauten Knall machte mein Kopf Bekanntschaft mit der Tischplatte.

Hatte dieses Kind gerade ernsthaft nach den Hausaufgaben gefragt? Was war falsch mit dem?

Ihr habt doch bestimmt auch diese Art von Schüler in eurer Klasse, der drei Sekunden, man betone DREI SEKUNDEN, vor Schluss nach den Hausaufgaben fragt. Der Lehrer hatte diese EIGENTLICH schon vergessen, aber dann kommt dieses Superbrain von Schüler und erinnert ihn auch noch daran.

"Gute Frage, Markus. Ich hatte sie eigentlich schon vergessen. Aber Danke, dass du mich daran erinnert hast."

Mit diesen Worten drehte der Lehrer sich wieder zur Tafel und schrieb die Hausaufgaben an.

Was hatte ich gesagt?

Genervt holte ich meine Stifte und meinen Block wieder aus meiner Tasche, um mir die Hausaufgaben zu notieren. Markus hingegen schob sich seine Brille (Streber-Cliché? Streber-Cliché!) zurecht und saß dämlich grinsend auf seinem Stuhl. Als sein Blick meinen traf, warf ich ihm einen Todesblick zu, worauf sämtliche Farbe aus seinem Gesicht wich. Wenn Blicke töten könnten, sage ich da nur. Dann würde Markus schon lange nicht mehr hier sitzen.

Genau wie ich. Denn unser Biologielehrer hatte uns nun, endlich, aus dem Klassenraum ins Wochenende entlassen. Aber nicht ohne eine schön fette Hausaufgabe. Danke Markus.

Zuhause angekommen ging ich als erstes auf mein Zimmer. Dort schmiss ich meine Tasche auf mein Bett und mich gleich hinterher. Lange konnte ich mich aber nicht ausruhen, da meine Mum mich zum Dinner rief. Schwerfällig hievte ich mich aus meinem Bett und schlürfte die Treppe runter.

Als ich am Tisch saß wurde mir auch schon sofort ein Teller dampfender Suppe unter die Nase gestellt.

"Guten Appetit.", sagte mein Dad, bevor er einen Löffel Suppe nahm und begann diese kalt zu pusten. Auch ich wünschte ihm einen Guten Appetit und begann meine Suppe zu essen.

"Emilia, hast du eigentlich Hausaufgaben für das Wochenende aufbekommen?", fragte meine Mum, als ich gerade einen Löffel Suppe im Mund stecken hatte. Genervt rollte ich die Augen, als ich an Markus denken musste und schluckte meine Suppe herunter. Innerlich verfluchte ich Markus immer noch.

"Ja. Wir sollen ein paar Fotos heraussuchen und einen Aufsatz über unsere familiäre Revolution schreiben, so wie es Mr. Schmidt genannt hatte. Er ist momentan mal wieder voll auf seinem Revolutionstrip. Ich mein, es ist ja nicht so, dass wir das die letzten Jahre schon gemacht haben."

Nach dem Essen räumte ich noch schnell den Esstisch ab, ehe ich mir aus dem Keller eine Taschenlampe holte. Mit dieser bewaffnet wagte ich mich dann auf den Dachboden. Irgendwie hatte ich immer Schiss hier oben.

Jep, ich hatte definitiv zu viele Horrofilme geschaut.

Mit wackeligen Beinen stieg ich die alte Holztreppe empor ohne zu wissen, dass das was ich dort oben finden werde mein Leben um 180 Grad ändern wird.

My Brother's Friend | Liam Payne ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt