Bene & Julian @S04/VfL

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Egal, vielleicht war alles ganz anders und er war nur kurz weg - ich würde ihn einfach kurz anrufen.

Ich holte mein Handy heraus und erschrak fürchterlich, als ich es entsperrt hatte. Eine lange Nachricht von Jule, die in mir absolute Panik auslöste. Ich musste mich setzen. Das konnte jetzt nicht wahr sein. Seine Nachricht hörte sich so an, als wolle er sich....nein? Das konnte er nicht! Ich sprintete zum Auto zurück und überlegte kurz. Wo könnte man sich umbringen? Gott, waren das abscheuliche Gedanken, ich musste ihn jetzt aber einfach finden und hoffen, dass es noch nicht zu spät war.

Wie von der Tarantel gestochen raste ich durch eine Stadt, in der ich mich kein bisschen auskannte und in der es zu dieser Uhrzeit stockdunkel war. Wo sollte ich ihn suchen? Auf meine unzähligen Anrufe der letzten Minuten hatte er nicht reagiert, bitte lass es nicht zu spät sein.

Tränen liefen meine Wangen hinab, ich wusste nicht mehr, wohin ich fahren sollte. Wo war mein Kleiner da hineingeraten?

Mit zittrigen Händen wählte ich die Notrufnummer 112 und hatte wirklich Schwierigkeiten damit, den Beamten ruhig zu erklären was passiert war. Glücklicherweise konnte mir der Mann am Telefon einen Park am Rande der Stadt nennen, in dem es eine höhere Brücke und somit auch einen Fluss gab, der eventuell als Ort für einen Freitod infrage käme. Ich gab die Adresse in mein Navigationsgerät ein und fuhr so schnell es ging in die vorgegebene Richtung.

Kurze Zeit späte kam ich endlich am besagten Park an und fuhr mit dem Auto die asphaltierten Wege ab, bis ich die Brücke erkannte, die mir die Beamten genannt hatten. Eigentlich hatten sie mir verboten, selbst hinzufahren, weil mich ja weißgottwas erwarten könnte, ich konnte aber nicht noch länger dasitzen und abwarten, das machte mich verrückt.

Völlig aufgelöst stieg ich aus meinem Auto aus und packte die Vließdecke von meinem Rücksitz unter meinen Arm, es war wirklich frisch hier draußen.

An der Brücke angekommen erkannte ich eine kleine, dunkle Gestalt, die über das Geländer geklettert war und immer wieder nach unten schaute. Es war mein Jule.

Nichts hielt mich mehr und ich rannte auf ihn zu, bremst aber ab, um ihn nicht zu erschrecken. In seiner Panik hatte er mich noch nicht bemerkt. Ungefähr noch 10m von ihm entfernt blieb ich stehen.

"Wenn du springst, spring ich auch" flüsterte ich mit brüchiger Stimme an Jule gewandt, der furchtbar erschrak und mit einem Mal zu mir gedreht dastand. Er weinte und frohr, das sah ich ihm an.

"Bene?.....Was?.....Woher?" Seine ebenfalls brüchige Stimme versagte immer wieder. Er zitterte. Ich machte einige Schritte auf ihn zu. Gottseidank blieb er stehen.

"Ich.....ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich dich....dass ich dich liebe, Julian. Nur dich und daran hat sich die ganzen letzten Monate nichts geändert. Ich vermisse dich jeden Tag, Kleiner. Ich vermisse es, neben dir aufzuwachen, mit dir zum Training zu fahren, mit dir essen zu gehen und abends mit dir in meinen Armen einzuschlafen. Es ist meine Schuld, dass es dir so schlecht geht, ich wollte dich spüren lassen, wie es ist allein zu sein, verlassen von dem, den man am meisten liebt. Das war falsch und es tut mir unendlich leid. Bitte komm da runter, bitte." Ich stand da und weinte hemmungslos. Wenn das hier nicht gut ausgehen würde, müsste ich mir mein Leben lang Vorwürfe machen.

"Es ist nicht deine Schuld, Bene. Ich hätte niemals gehen dürfen, hier hassen sie mich alle, weil ich Ihnen nicht gut genug bin und ihre Erwartungen nicht erfüllen kann. Ich darf nicht zurück, es wird nie wieder so sein, wie es war." 

Er schwankte bedrohlich. Bestimmt hatte er keine Kraft mehr, er musste schon ewig da stehen.

"Komm, bitte komm." Ich breitete meine Arme aus und ging auf ihn zu. "Bitte Jule" Innerlich wollte er, das wusste ich, nur konnte er nicht, weil er psychisch momentan so instabil war, dass ich ihm alles zugetraut hätte. Ich lief ganz langsam und mit ständigem Blockkontakt m auf ihn zu. Er blieb stehen, vielleicht wartete er darauf, gerettet zu werden.

Wenige Augenblicke später stand ich direkt vor ihm, nur noch das im Mondschein rostig glänzende Geländer war zwischen uns. "Ich liebe dich, Julian, darf ich dich anfassen, dass du hierher kommen kannst?"  Ich hatte noch nie solche Angst in meinem Leben. "Sagst du das jetzt nur, dass ich rüber komme und in Sicherheit bin? Dass wir uns wieder ignorieren und anschweigen?" Ich schüttelte traurig den Kopf, zu mehr war ich nicht in der Lage. "Beweis es mir, Bene" er war wirklich vollkommen durch den Wind.

Doch ich tat, was ich tun musste. Ich schaute ihm in seine leeren Augen und lehnte mich leicht zu ihm herüber. Seine Augen fielen zu und ich spürte seinen schnellen Atem auf meiner Haut.

Ganz vorsichtig und wie in Zeitlupe legte ich meine Lippen auf die kalten Lippen von Julian und küsste ihn. Es fühlte sich an, wie unser erster Kuss, viel Gefühl, aber auch eine Wahnsinns Angst, alles zu verlieren. Meine Hände legte ich an seine kalten Wangen. Langsam fuhr ich hinab zu seinem Hals, seinen Schultern und seinen Oberarmen und kam schließlich an seinen eiskalten Händen an, die auf dem Geländer lagen. Vorsichtig legte ich meine Hände auf seine und verstärkte den Druck. Ich hielt ihn fest, meinen kleinen Julian. Ich hatte ihn.
Wir lösten uns, seine Hände hielt ich aber weiterhin fest umklammert. "Bitte komm, Schatz" flüsterte ich an die Lippen von Jule.

Langsam hob er ein Bein an und kletterte unter meiner Aufsicht und mithilfe meiner schützenden Hände über das Geländer und stand in Sicherheit. Schnell legte ich die Decke um ihn und wickelte seinen kleinen, frierenden Körper in den wärmenden Stoff. "Kannst du mich...also können wir uns vielleicht nochmal küssen? Ich hab das ganz schön vermisst" Schüchtern lächelte er mich an. "So oft du willst, Kleiner". Erleichtert zog ich ihn in meine Arme. Konnte kommen was will, ich würde ab jetzt besser auf ihn aufpassen.

Liebevoll küssten wir uns erneut, als endlich die Polizei und ein Rettungswagen eintrafen, die wir zum Glück jetzt nicht mehr brauchen würden.  

"Ich liebe dich, mein Schatz"
"Ich liebe dich noch viel, viel mehr, Bene"

"Nö"
"Doch"
"Geht aber gar nicht"
"Na klar"

Das war mein Jule und ich würde ihn auf keinen Fall wieder hergeben, oder es nochmal so weit kommen lassen, Stolz und Verein hin oder her.

FOOTBALL is LOVE {BOY X BOY/ONESHOTS}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt