Kapitel 39

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S A M

,, Ich mach das hier schon zum vierten Mal", warf Alonso plötzlich ein.

,, Zum vierten?", wiederholte ich verwundert seine Worte.

,, Hmm", murmelte er nur. ,, Mexikaner lieben es wohl Kinder zu kriegen. Und zu machen." Er zwinkerte mir zu, woraufhin ich nur lachend den Kopf schüttelte und meine Arme ineinander verschränkte. Alonso legte seinen Arm um mich und zog mich zu sich, kurz danach gab er mir sanft einen Kuss auf den Scheitel und lehnte seinen Kopf an meinen.

,, Wie viele Kinder willst du?", kam es mir plötzlich in den Sinn. Ich würde leicht rot und schämte mich auf einmal für die Frage. Doch Alonso lachte nur.

,, Sechs?" Geschockt sah ich zu ihm hinauf.

,, Sechs?"

,, Das war nur ein Scherz", lachte er. ,, Ich liebe Kinder, aber nun auch nicht wieder so sehr. Vielleicht zwei, oder drei?" Er wackelte mit den Augenbrauen und nickte mir zu.

,, Natürlich, warum nicht noch mehr Schwangerschaftstreifen?", verdrehte ich die Augen.

Er wollte gerade etwas darauf erwidern, doch Carlos, der Mann von Alonso's Tante, kam aus dem Zimmer seiner Frau. ,, Ihr könnt rein." Sein erschöpfter, doch unglaublich glücklicher Gesichtsausdruck erwärmte mein Herz. Ich stand auf und nahm Alonso's Hand. Langsam gingen wir hinein. Als wir Mrs. Ramírez sahen, mit dem Baby in der Hand, fühlte ich mich komisch. Es war, als ob ich meine Zukunft sehen würde. Mit ihm.

,, Es ist ein Junge", lachte Carlos glücklich und streichele die Wange von dem kleinen Baby. Es war so winzig, so klein. Er hatte noch gar keine Ahnung, wie die Welt da draußen war. Als ob ihn eine kleine Schutzblase umhüllte.

,, Wie wollt ihr in nennen?", fragte ich vorsichtig. Carlos nahm den kleinen in den Arm und übergab ihm Alonso.

,, Luis", lächelte Mrs. Ramírez. Sie sah ein wenig unsicher zu ihm, doch dieser lächelte ebenfalls und streichelte sanft die Wange von Luis. Sekunde, hieß nicht Alonso's Motorrad Luis?

,, Ein wunderschöner Name", murmelte dieser und sah danach mit einem Funkeln in seinen Augen zu mir. Auf einmal kam er auf mich zu und übergab mir den kleinen. Für einen kurzen Moment bekam ich Panik, da ich Angst hatte, Luis fallen zu lassen oder etwas falsch zu machen. Aber Alonso war so glücklich ... Irgendwie nahm er mir meine Angst und Unsicherheit.

Er nahm sein Handy raus und machte Fotos von mir und Luis. Ich lächelte breit und sah hinunter zu ihm. Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, was mich zu Tränen rührte.

Alonso kam zu mir und legte seinen Arm um meine Hüfte. Carlos stand grinsend hinter dem Handy von Alonso und schoss mehrere Fotos von uns.

,, Mir wäre es egal, ob du du Schwangerschaftstreifen oder was weiß ich auf seinem Körper hättest. Ich würde dich trotzdem lieben." Mein Blick schoss sofort in die Höhe zu ihm. Und genau in dem Moment wurde erneut ein Foto geschossen.

•••

,, Das war so kitschig", lachte ich hielt mir die Hände vors Gesicht, als María mich mit einem breiten Grinsen ansah.

,, Das ist romantisch. Er liebt dich!"

,, Kann man wirklich von Lieben reden? Ich meine, das ist ein starkes Wort."

,, Liebst du ihn denn nicht?" Liebte ich Alonso?

Konnte ich mir eine Zukunft mit ihm vorstellen? Wollte ich eine Familie mit ihm? Wollte ich meine Zeit nur noch mit ihm verbringen? Kannte ich ihn überhaupt gut genug, um zu sagen, dass ich ihn liebte? Konnte ich seine anderen Seiten akzeptieren? Sein Gangleben, seine Freunde, seine Vergangenheit akzeptieren?

Ich hatte keine Ahnung. Aber ich wollte ihn jede Sekunde die ich hatte, bei mir haben. Ich wollte das Beste für ihn und ihn glücklich sehen. Auch wenn er ohne mich glücklicher wäre.

,, Ladies", Alonso kam mit mehreren Kaffees in der Hand in das Zimmer und verteilte sie.

,, Ich muss los", erwiderte ich. ,, Meine Mum macht sich bestimmt schon Sorgen. Wir sehen uns, Leute."

,, Ich fahr' dich", beschloss mein Freund und ich verabschiedete mich von jedem, bevor wir den Gang hinunter gingen zum Fahrstuhl.

,, Wer ist Luis?", fragte ich plötzlich in Fahrstuhl. Alonso erstarrte auf einmal und sah nur auf die Metallwand vor uns. Es herrschte Stille, als er wenige Minuten später sagte:,, Mein Vater. Sie haben ihn nach meinen Vater benannt."

,, Es ist ein schöner Name", flüsterte ich nur noch, als wieder Stille herrschte.

,, Finde ich auch."

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