Kapitel 28

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S A M

Der Kuss war so leicht und trotzdem voller Gefühle. Wir fielen uns nicht um den Hals und verschlungen unsere Gesichter. Nein, er legte seine Hände vorsichtig auf meine Wangen, während unsere Lippen sich synchron bewegten. Es war kein Zungenkuss, der Kuss war so harmlos und doch bedeutete er so viel.

Irgendwie fühlte ich, wie eine Last von meinen Schultern fiel. Ich war erleichtert und unglaublich glücklich, dass ich einfach so in unseren Kuss hinein lächelte und Alonso keine Sekunde auch. Große Aufregung herrschte in mir, ich wollte nur noch ihn. Ich wollte ihn jeden Tag küssen können, ihn bei mir haben können, wann ich wollte. Ich wollte sicher sein, dass er mir gehörte und keine andere ihn jemals bekam.

Die Aufregung in mir verursachte, dass ich meine Lippen mit ein wenig mehr Druck auf seine drückte und der zarte Kuss somit intensiver wurde. Ich legte meine Arme um seine Schulter, verkleinerte den Abstand zwischen uns und lächelte erneut. Diese ganze Situation machte mich einfach unglaublich glücklich, ich wollte nur noch ihn.

,, Hey, warum lächelst du denn die ganze Zeit?", fragte Alonso, als wir uns langsam gelöst hatten, um überhaupt zu atmen.

,, Keine Ahnung", grinste ich. Ich hatte plötzlich alles vergessen und dachte nur an mich und Alonso. Würde aus uns doch noch etwas werden? Könnten wir es schaffen?

,, Alonso, ich muss dir was sagen. I-ich ... Ich ... ", ich war so nervös, dass ich meinen Satz nicht einmal zu Ende sprechen konnte. Sollte ich ihm gestehen, dass ich mich in ihn verliebt hatte?

,, Ich ... Ich habe mich in dich verliebt", kam es schnell über meine Lippen. ,, Und auch wenn du nichts für mich empfindest und dieser Kuss nichts war, denn wenn du doch was für mich empfindest, könnten wir es ... Wir könnten es doch versuchen. Ich gebe uns eine Chance."

,, Soso", grinste er verschmitzt. ,, Du hast dich also in mich verliebt?" Toll, jetzt hatte ich sein Ego noch höher gepusht. Ich schlug ihm spielerisch auf die Schulter und verdrehte grinsend die Augen. ,, Bild' dir bloß nichts drauf ein."

,, Weißt du was, princesa?" Er zog mich auf seinen Schoß und legte seine Arme um meine Hüfte. Meine Körpertemperatur stieg in Sekundenschnelle, wie das Blut, was von meinem pochenden Herzen nun größtenteils in mein Gesicht gepumpt wurde.

Er kam mir mit seinem Gesicht immer näher und legte seinen Finger unter mein Kinn, um mir in die Augen zu sehen.

,, Ich gebe uns eine Chance." Und diese Aussage besiegelte er, indem Alonso seine Lippen langsam und vorsichtig auf meine legte.

•••

Mit hochrotem Gesicht und gemischten Gefühlen standen wir vor der Halle. Sein Arm lag auf meiner Schulter und wir gingen eng umschlungen durch die Flure.

,, Bist du dir sicher, dass wir es sofort offiziell machen sollten?", fragte ich unsicher meinen Freund. Gott, das klang so komisch. Ich war siebzehn Jahre lang Single und hatte nun meinen ersten Freund. Das war so merkwürdig und trotzdem war ich ein wenig stolz.

Gute Arbeit, Sam. Dieses Prachtstück konnte sich Sehen lassen.

,, Warum nicht?", er betrachtete mich ein wenig skeptisch.

,, Wegen ... Rosa." Alonso fing an zu lachen und schüttelte nur grinsend den Kopf. Er zog mich in eine Umarmung und legte sein Kinn auf meinen Kopf, da ich ein ganzes Stück kleiner war als er.

,, Mach dir doch keine Sorgen wegen ihr", murmelte er mir zu und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Es gab mir ein angenehmes Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Jetzt konnte ich verstehen, warum die Mädchen immer so verrückt danach waren.

Ich sah zu ihm hinauf und nickte nur langsam. ,, Lass uns jetzt rein", sagte er und zog mich in den Raum, worin mehrere Leute auf mehreren Sofas saßen und rauchten, quatschten oder tranken. Sofort sah ich, wie Keyla mit Ramon sprach, daraufhin ihre Haare nach hinten warf und ihm ein Lächeln schenkte.

,, Was würdest du tun, wenn Keyla und Ramon zusammen wären?" Ich stoppte Alonso und sah ich fragend an. Dieser schien kurz zu überlegen und schüttelte nur den Kopf.

,, Ramon ist wie ein Bruder für mich und Keyla wie meine kleine Schwester. Sowas könnte ich nicht akzeptieren. Dann wäre Ramon nicht loyal gegenüber mir."

,, Schau sie dir doch an. Man kann nicht entscheiden, in wen man sich verliebt." Vom Augenwinkel her sah ich, wie Alonso mich von der Seite betrachtete und nur noch meine Hand nahm, um zu Keyla und Ramon zu gehen.

Alle taten hier so, als wäre nichts passiert. Dabei fand vor einer knappen halben Stunde noch eine Schießerei statt, verdammt. Doch gerade wollte ich nicht darüber nachdenken. Ich wollte diesen Gedanken verdrängen und die Zeit mit Alonso genießen.

,, Oh Gott, wie geht's dir, Sam?" Als Keyla mich sah, stand sie sofort auf und nahm mich hektisch in den Arm. Wenn sie nur wüsste ... Mir ging es nämlich mehr als nur gut.

,, Es tut mir so unendlich leid, dass du da rein geraten bist. Als ich dich suchen wollte, warst du plötzlich weg mit Alonso. Ich dachte mir, er ... dass er dich bestimmt aus den Händen von den Crimes gerettet hat. Wo wart ihr überhaupt?" Ich lächelte sie nur warm an und warf Alonso einen kurzen Blick zu. Doch dieser unterhielt sich grinsend mit Ramon und schien sich prächtig zu amüsieren, als er zu mir sah und mir zuzwinkerte.

,, Ich bin mit Alonso zusammen", lächelte ich Keyla an. Doch ihr Lächeln verschwand und sie sah mich kurz besorgt an.

,, Bist du dir sicher? Du sollst aber bloß nicht vergessen, dass er ein Gangmitglied ist und was vor einer Stunde passiert ist. Aber wenn es das ist, was dich glücklich macht; ihr passt verdammt gut zusammen." Ich sah sie kurz unsicher an und dann zu Alonso - und da wurde es mir bewusst: Er machte mich glücklich. Schon der Gedanke an Alonso Ramírez zauberte mir ein Lächeln und ein pochendes Herz.

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