Kapitel 11

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Es war ein atemberaubendes Gefühl. Der Wind wehte einem durch die Haare, Adrenalin wurde ins Blut gepumpt und mein Kopf war völlig benebelt. Ich dachte an gar nichts nach, sondern genoss es einfach. Ich genoss diesen Moment von Freiheit.

Man fühlte sich, als würde man fliegen. Außerdem fuhr Alonso ziemlich schnell. Er hatte nicht mal einen Helm an, was mir Sorgen bereitete.

Wir fuhren auf der Autobahn herum, durch einen Wald und letztendlich hielt er in Queens an. Es war vor einem abgelegenen Wohnhaus. Alles sah düster aus, mehrere Motorräder standen nebeneinander und ein paar Personen standen außerhalb. Ich stieg von Alonso's Motorrad und schnallte mir den Helm ab, während ich das Wohnhaus musterte. Die Farbe war etwas abgefärbt und hunderte Graffitis schmückten es. Ich sah alles mit offenem Mund an und war erstaunt. Was machten wir hier?

Alonso nahm mir den Helm ab und ging schnurstracks ins Gebäude hinein. Die Muskelprotzigen Männer beachteten uns nicht mal. Vielleicht schliefen sie ja hinter ihrer schwarzen Sonnenbrille.

,, Was machen wir hier? Wo ist Keyla? Wo sind wir?", fragte ich ihn und sah mich skeptisch um. Wir gingen durch einen breiten Flur, dessen Wände grau waren. Ich fühlte mich unwohl, da die Lampen nicht richtig funktionierten. Dabei unterdrückte ich das Gefühl, mich an Alonso fest zu Klammern.

,, Du bist zu neugierig, princesa. Das wird dir irgendwann noch zum Verhängnis", erwiderte er ruhig und ging in einen Raum hinein. Es hatte keine Tür, so konnten wir einfach so reingehen.

Ich starrte verstört die Latina an, die gerade wild mit einem Typen knutschte. Sie fraßen sich fast auf, was mich anwiderte. Wer wollte schon so abgeschleckt werden? Da würde ich ja lieber einen Hund küssen.

,, Hey, hör' auf so dumm zu glotzen, das ist peinlich und komm mit", rief Alonso amüsiert. Ich schüttelte den Kopf und ging ihm nach, in einen größeren Raum. Dort saßen mehrere und quatschten, rauchten oder aßen etwas.

Keyla saß auf dem Sofa und winkte mir breit grinsend zu. Sie zog an einer Zigarette. Mit einem misstrauischen Blick ging ich auf sie zu und saß mich neben ihr hin.

,, Warum hat's denn so lange gedauert?", fragte mich die Latina. Ich zuckte nur mit den Schultern. ,, Wir sind etwas herumgefahren." Meine Mundwinkel zuckten nach oben, doch blieben letztendlich unten. Keyla lächelte nur warm und legte einen Arm um mich. Zusammen gingen wir wieder aus dem Raum, den düsteren Flur entlang und kamen an einer Küche an.

Dort hingen ein paar Leute herum und sprachen spanisch, manche auch in anderen sprachen wie brasilianisches Portugiesisch und noch weitere Sprachen, die ich jedoch nicht identifizieren konnte. Irgendwie wurde es stiller, als ich mit Keyla in den Raum kam. Manche sahen mich abschätzend an, eine schubste mich sogar etwas grob an.

,, Hey, Ramírez! Was macht die weiße gringa hier!? Sie gehört nicht zu den LG, also soll die sich verpissen", schrie ein Mädchen wütend. Sie kam ein paar Schritte näher und plötzlich sah ich, wie ihre Hand auf einer Waffe lag. Mein Atem stockte und sofort bekam ich Angst. Ich atmete unregelmäßig und fing zu schwitzen und wild umherzuschauen.

Keine Angst zeigen, Sam!

Ich schluckte und stellte mich selbstbewusst auf.

Mama, ich liebe dich. Es tut mir leid, im nächsten Leben oder im Himmel - wenn ich da rein komme - werde ich mein Zimmer aufräumten und die Spülmaschine sofort ausräumen, versprochen. Vielleicht auch etwas später, ich hasse es nämlich, die Spülmaschine auszuräu-

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