Kapitel 18

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S A M

Ein Motorradrennen?

Mit Alonso Ramírez?

Und nur einem Helm?

Ich fand, dass das eine ganz schreckliche Idee war. Warum sollte ich dieses Risiko eingehen und mich fast umbringen?

Doch gleichzeitig reizte es mich, etwas abenteuerliches und gefährliches zutun. Alle Tage passierte es ja nicht, dass ein gut aussehender Latino dich fragt, mit ihm an einem Motorradrennen mitzumachen. Nicht zu vergessen, dass er ein Gangmitglied war. Konnte ich nicht mit Ramon fahren? Hundertprozentig war ich mir nicht sicher, dass er sicher fuhr, doch wahrscheinlich würde ich mich an Alonso festkrallen, wie eine Katze an einem Kratzbaum.

,, Wann beginnt denn das Rennen?", stellte ich die Gegenfrage. Alonso schmunzelte, sah einen Moment lang nach hinten und grinste mich amüsiert an.

,, In zwei Minuten. Also entscheidest du dich am Besten jetzt oder nie."

No risk no fun, schätze ich?

Ich atmete tief ein und aus.

,, Keyla, wenn ich sterbe, sag' meiner Familie, dass es Alonso's Schuld war und meine Eltern mein Tagebuch nicht bekommen, okay? Außerdem bekommst du meine Schuhsammlung. Ich werde dich, hoffentlich im Himmel, vermissen." Ich umarmte sie kurz und ging mit Alonso zu seiner Maschine.

,, Oder du wirst mit mir in der Hölle landen", erwiderte er, während ich den Helm anzog.

,, Ich würde lieber mit dem Teufel höchstpersönlich ins Bett steigen, als mit dir dort zu landen."

,, Was ist, wenn ich der Teufel bin?" Seine Mundwinkel hoben sich zu einem frechen Grinsen. Er zwinkerte mir zu und stieg auf das Motorrad. Ich atmete tief ein, dann aus, dann ein, dann aus, bis ich endlich nervös hinaufstieg.

,, Halt dich fest an mich", rief er, da nun die Motorräder gestartet wurden. Ich krallte mich mit zitternden Händen an seinem Oberkörper und ließ meinen Kopf auf seinen Rücken lehnen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, das Adrenalin wurde wieder durch mein Blut gepumpt. Aufregung, Nervosität und Übelkeit überkamen mich, als jemand plötzlich:,, DREI ... ZWEI ... EINS ... LOS!", rief und Alonso losraste.

Der Wind schlug mir plötzlich wie eine Peitsche ins Gesicht. Die ersten Sekunden schrie ich wie eine Irre, während meine Augen geschlossen waren. Ich wusste nicht, auf welcher Geschwindigkeit Alonso fuhr, doch sie war eindeutig zu schnell. Viel zu schnell. Und er hatte keinen verdammten Helm an!

Nach ein paar Minuten öffnete ich meine Augen und versuchte regelmäßig zu atmen, doch er fuhr zu schnell. Ich atmete in schnellen und kurzen Zügen Lust ein und aus. Schnell bedankte ich mich um jede Sekunde, die ich länger mit diesem Irren auf dem Motorra lebte, bei Gott.

,, ALONSO, WILLST DU UNS UMBRINGEN?! FAHR LANGSAMER!", schrie ich aufgeregt und schloss wieder meine Augen. Wir fuhren aus dem Wald raus auf eine Autobahn.

,, ES WÄRE KEIN MOTORRADRENNEN, WENN ICH VERLIEREN WILL!", schrie er zurück und lachte aus vollem Halse. Ich öffnete nun meine Augen wieder und bekam es erneut mit der Angst zutun, als ich um mich herum sah. Schnell verstärkte ich den Griff um Alonso und versuchte ruhig zu bleiben.

Bei einer scharfen Kurve drückte ich mich so sehr, wie es ging, an ihn. Mein Herz machte Freudensprünge, während mein Magen eine Party schmiss. Es war so ein komisches, jedoch schönes Gefühl. Am Liebsten würde ich kotzen, doch gleichzeitig gefiel es mir auch. Die Nähe zu ihm, sein angenehmer Geruch, die Berührung ...

Leider ließ ich auch locker, was mich ziemlich enttäuschte. Aber ich durfte nicht den Anschein erwecken, in ihn verknallt zu sein. Alonso war ein Gangmitglied. Wir hatten keine Zukunft. Es gab nicht einmal ein wir. Er würde in New York bleiben und bei seiner Gang illegal arbeiten, während ich studieren ging und meine Karriere aufbaute. Ich hatte Großes vor.

Oh Gott, das war auch ein illegales Rennen! Motorradrennen waren nicht erlaubt, scheiße! Warum war mir sowas nicht früher eingefallen? Oh shit! Wenn uns jemand erwischen würde, wäre meine Zukunft am Arsch!

Mein Herz pochte nun eintausendmal schneller, als ich immer mehr nachdachte und immer mehr Gefahren sah. Jemand könnte uns schubsen und wir könnten runterfallen und sterben! Oder ein Auto könnte uns überfahren!

Okay, ich machte mir zu viele Gedanken. Nicht gut. Genieße diesen verdammten Moment, Sam! Sowas erlebst du nicht zweimal, es ist nämlich atemberaubend, du Schisshase.

Der Wind wehte meine Haare unter dem Helm wild umher, sodass ich ein paar Strähnen ins Gesicht bekam. Ich konzentrierte mich auf unsere Umgebung und versuchte, nicht mehr nachzudenken.

 Ich konzentrierte mich auf unsere Umgebung und versuchte, nicht mehr nachzudenken

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Wir fuhren eine Straße entlang. Um uns herum befanden sich große Bäume, die Luft war kühl und erfrischend. Ich begann, den Moment zu genießen. Den Ausblick zu genießen. Das Adrenalin in meinem Blut zu genießen. Dieses mulmige und nervöse Gefühl in meinem Bauch zu genießen. Und anschließend seine Nähe zu genießen.

Irgendwann wurde Alonso langsamer und stoppte am Rand der Straße. Etwas verwirrt zog ich mir den Helm aus und beobachtete, wie er vom Motorrad ausstieg und verwirrt herum blickte.

,, Alles okay? Lass uns schnell weiter fahren, sonst verlierst du noch", erinnerte ich ihn und nahm mein Handy raus. Langsam wurde es dunkler, da es halb neun war.

,, Ein Problem", murmelte Alonso nervös. ,, Ich hab keine Ahnung, wo wir sind."

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