• Kapitel 01 •

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Ich war nicht gerade erfreut, aber auch nicht am heulen, als Mom mir sagte, wir würden umziehen. Normalerweise freute man sich nicht aus seiner gewohnten Umgebung gerissen zu werden, nur um dann in einer fremden Stadt neuen, sozialen Kontakt herstellen und sich einleben musste.

Ich wollte nicht viel Schulstoff verpassen, da mir die Schule wichtig war. Niemals konnte ich verstehen, dass Leute auf Bildung verzichteten. Immerhin war es in unserer Welt einfach so, dass man eine richtige schulische Ausbildung brauchte, um etwas zu erreichen und angenehm leben zu können. Okay, das reichte. Es lang wohl nur daran, dass ich unendlich müde war.

Jake, meine Mom und ich waren später als geplant geflogen. Dad war schon seit einer Woche im neuen Apartment und baute mit meinem Onkel die Möbel auf. Eine Aufgabe weniger für mich.

»Dad, in welchem Stadtteil leben wir überhaupt?», fragte Jake und steckte seinen Kopf zwischen die zwei vorderen Sitze im Auto. Ich verdrehte nur die Augen. Er wusste, wie sehr ich das hasste. Konnte ein Mensch sich nicht richtig hinsetzen und dabei reden?

»Brooklyn«, antwortete Dad und bog währenddessen ab. Ich legte mein Handy weg und sah aus dem Fenster. Wir fuhren gerade auf der Brooklyn Bridge Richtung ... Brooklyn. Wer hätte es gedacht?

Ich würde zwar lieber in Manhattan leben, jedoch bekam nicht jeder seinen Willen. Die Wohnungen dort waren größtenteils fabelhaft und groß, voll mit Fenstern und einer tollen Sicht. Und teuer. Wir konnten froh sein, überhaupt eine akzeptable Wohnung gefunden zu haben. Dad hatte mir erzählt, dass wir im Einundzwanzigsten Stockwerk eines Hochhauses, was insgesamt Achtundzwanzig hatte, wohnten. Ich hoffte, dass ich einen tollen Ausblick hatte. Auf einen Balkon konnte man doch auch hoffen, stimmt's?

Dad bog erneut ab. Stau. Super. New York City, dein erster Eindruck war enttäuschend.

Ich malte Sterne auf dem Fenster und sah meine Mutter aus dem Blickwinkel an. Alles begann mit ihr. Sie wollte unbedingt in der Nähe ihrer Seelenverwandten aka ihrer Schwester Fiona leben. Am Anfang war Daf strikt dagegen, denn er wollte selbstverständlich nicht seinen Job in Florida kündigen, da er gut verdiente. Nach einer Weile überzeugte sie ihn und er suchte tatsächlich nach einer Wohnung und einem Job, fand aber keinen gut verdienten, da er Manager war und man Manager wie Sandkörner am Strand fand und somit war es etwas schwer, eine gute Arbeit in New York zu finden. Letztendlich fand er eine in Manhattan, doch keine Wohnung dort. Somit mussten wir uns mit Brooklyn zufrieden geben.

Und Tante Fiona lebte natürlich in New York, ungefähr 10 ganze (!) Blocks entfernt. Es dauerte fast eine halbe Stunde um von unserem neuen Zuhause, zu meiner Cousine Shelly zu laufen. Mit der U-Bahn fünfzehn Minuten, und mit dem Auto zehn Minuten. Ich verstand mich ziemlich gut mit Shelly. Die war zwei Jahre älter als ich und wirklich witzig. Ich hatte sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen und freute mich unglaublich, meine Cousine endlich wieder zusehen.

Dad hielt vor einem Hochhaus. Es sah eigentlich ganz schön aus, etwas alt, aber trotzdem modern. Das Hochhaus bestand aus roten Backsteinen und sah eigentlich aus wie jedes Hochhaus. Doch es hatte etwas, was »NEW YORK CITY!«, ausstrahlte. Es war einfach .. Anders. Nicht wie in Florida. Dort hatten wir ein Holzhaus.

»Willkommen in eurem neuen Zuhause!«, sagte mein Vater und stieg aus. Ich tat es ihm gleich und sah mich forsch um. Um uns herum hetzten Leute und trafen sich in dem kleinen Café etwa einen Block weiter. New York strahlte dieses gewisse Etwas.

Ich atmete tief die Luft meiner neuen Heimat ein. Es roch leicht nach Benzin und Rauch. Vielleicht, weil zehn Meter weiter jemand rauchte? Ich ignorierte den Gestank und wendete mich ab, da ich nie was von Zigaretten hielt. Zügig nahm ich meine Tasche aus dem Auto und sah mich noch ein weiteres Mal um. Gewöhnungsbedürftig anders, doch angenehm anders. Mom trug schon ihren Koffer ins Hochhaus. Dad sah mich wartend an, während er mir einen Koffer in die Hand drückte.

»Einundzwanzigstes Stockwerk.« Ich nickte nur rasch und ging aufgeregt hinein.

New York NightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt