Kapitel 27

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Demo Lovato - Skyscraper
S A M

So vieles ging mir durch den Kopf, als ich die Waffe an meinem Kopf spürte, direkt über meinem rechten Ohr.

Momente aus meinem Leben, Erinnerungen meiner Familie und Dinge, die ich unbedingt vor meinem Tod erledigen wollte, stachen sich durch meine Gedanken.

Was würde passieren, wenn ich jetzt sterben würde?

Ich spürte ein plötzliches Gefühl von Reue. Hätte ich Alonso meine Liebe gestehen sollen? Hätte ich es ihm früher sagen sollen? Hätte ich nicht so frech und gemein zu ihm sein sollen? Hätte ich die Zeit mit ihm mehr genießen sollen? Scheiße, wer würde mich jetzt aus diesem Mist rausziehen? Bestimmt würden mich diese Leute verkaufen, erschießen oder zu einem Gangmitglied machen.

Ein erneuter Schuss zog mich aus meinen Gedanken. Ich öffnete meine Augen, die ich fest geschlossen gehalten hatte und sah, wie Alonso auf mich zu gerannt kam und mich packte. Ich hatte gar nicht realisiert, dass dieser Typ mich nicht mehr mit einer Waffe bedroht hatte, sondern nun .. blutend auf dem Boden lag.

Übelkeit und Angst überkam mich, als ich seine Schusswunde am Bauch sah. Tränen schossen mir durch die Augen, meine Sicht wurde verschwommen und auch das Bild von dem hilflosen Gangmitglied wurde kleiner, da wir uns immer mehr entfernten.

,, A-Alonso .. Nein! D-d-das kannst du n-nicht machen! Er liegt da! Scheiße, er blutet! Alonso, lass mich runter! Ruf einen K-Krankenwagen!", rief ich hysterisch und weinend. Wir könnten ihn doch nicht dort liegen lassen! Er würde verbluten!

Ruckartig legte mich Alonso von seiner Schulter ab und setzte mich wie ein Kleinkind auf den Rasen, hinter einem Baum im Wald.

Meine Hände zitterten, während mein Herz so schnell Blut durch meinen Körper pumpte, als ob ich verbluten würde und nicht der Junge.

,, Bleib ruhig, atme normal." Ich hatte gar nicht bemerkt, wie meine Atmung hektisch und und unregelmäßig ging. Ich hielt meine zitternden Hände auf meinen Mund um nicht zu schluchzten oder jegliche komische Geräusche zu machen.

,, H-h-hast du ... du ihm i-in den ... " Mit großen, tränenden Augen sah ich Alonso an und hoffte, ich hoffte vom ganzen Herzen, er würde verneinen. Doch er blieb still und setzte sich neben mich hin. Und diese Stille seinerseits machte mir so große Angst.

,, Ich musste es tun", er fuhr sich durch die Haare und vermied jeglichen Augenkontakt mit mir.

,, Du willst mir sagen, dass du ihn umbringen musstest?", rief ich.

,, Sonst hätten sie dich umgebracht und das wollte ich nicht zulassen!", schrie er und sah mir plötzlich direkt in die Augen. Ich schluckte stark.

,, D-du könntest in den Knast wandern", murmelte ich leise.

,, Das nehme ich in kauf", erwiderte er in der gleichen, leisen Lautstärke. Mein Hals fühlte sich staubtrocken an und ich hatte Angst, irgendwas zu sagen.

Ein kleines Lächeln tauchte auf Alonso's Gesicht auf. Er legte eine Hand auf meine Wange und wischte die Tränen mit seinem Daumen weg. Meine Gefühle überwältigten mich, kein einziger Ton verließ meine Kehle. Aufregung und Übelkeit vermischten sich, es war schon fast Vorfreude. Doch auf was freute ich mich? Nach was sehnte ich mich so sehr?

Als sein Gesicht Sekunden später meinem näher kam, schlugen die Alarmglocken von meinem Verstand auf, während mein Herz mir sagte, ich solle ihn küssen. Ein Streit, zwischen Verstand und Herz. Doch ich wollte nichts mehr, als diese weichen Lippen zu küssen, auch wenn es vielleicht mein dritter Kuss war, und ich bestimmt miserabel im Küssen war. Ich wollte ihn unbedingt küssen.

Wie aus dem nichts fuhr gefährliches Adrenalin durch mein Blut, der Mut packte mich und ich zog Alonso an seinem T-Shirt zu mir, nur um meine Lippen auf seine zu legen.

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