Kapitel 10

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Erschrocken hielt ich mir die linke Wange. John knallte mir zuvor eine mit der flachen Hand ins Gesicht. Wie schon erwähnt, war es nicht das erste Mal, aber es war auch nicht der Alltag. Für einen kurzen Moment fühlte ich sogar nichts und dann brannte es wie Feuer. »Wie kannst du es wagen?«, schnauzte ich ihn an und schubste diesen Man mit aller Kraft nach hinten. »Verlasse sofort das Haus«, knurrte ich, denn ich wollte mich nicht mehr so unterbuttern lassen. Ich war doch mein eigener Herr. Hope, du musst aufwachen, dachte ich und fluchte: »Verpiss dich. Los.«

Er riss verwirrt die Augen auf und taumelte, weil er mich so nicht kannte. Sonst ließ ich es immer stumm über mich ergehen; weinte auch nicht mehr vor seinen Augen, weil es sowieso nichts brachte. »Es tut mir leid. Das wollte ich nicht«, begann er augenblicklich zu stottern, doch das war mir scheißegal. »Dann frage ich mich warum du es getan hast?« Meine Stimme war blechern. Einfach bloß hohl. Emotionslos. »Geh!«, befahl ich erneut und öffnete die Zimmertür. »Los! Mach schon.«

Ohne etwas zu sagen lief er sogar die Treppen herab und ich folgte ihn stumm auf dem Fuß zur Haustür. Ich wollte dieses Arschloch nicht mehr sehen. Gar nicht mehr. Am besten nie wieder. »Gib mir den Schlüssel«, forderte ich deshalb. »Aber...«, versuchte er, doch ich riss ihn aus seiner Hand und fummelte daran herum, sodass ich kurz darauf unseren lose in der Hand hielt. »Es tut mir wirklich leid«, aber es war mir egal. So lange ich in diesem Moment stark war, musste ich es ausnutzen. Deswegen warf ich ihn hochkant raus; schloss die Tür wieder von inne und sah im Spiegel meine Lippe, die er ebenso erwischte. 

Sie blutete leicht, aber es war nicht allzu schlimm, doch es zwiebelte trotz dessen noch immer und meine Wange war extrem rot. Der Kontrast zu meinem sonst blassem Gesicht war schon ziemlich derb. »Warum hast du ihn rausgeschmissen?«, unterbrach mich meine Mutter in meinen Gedankengängen; die plötzlich im Flur auftauchte. »Ich lasse das nicht mehr mit mir machen«, gab ich lediglich hart zurück. Sie kam zu mir; hatte mal wieder ein paar Gläser Wein zu viel genascht und war noch gar nicht im Bett bei meinem Vater gewesen. Hände legten sich um mein Kinn. Sie sah mich eindringlich an und lallte: »Das ist doch nichts weiter.«

Prompt riss ich die Lider nach oben. Was soll das denn? Ich war doch ihre Tochter. Nie hatte ich mit ihr über so etwas gesprochen, aber das ein oder andere Ding was John riss, bekam sie sicher schon mit. »Du findest es nicht schlimm, wenn er mich schlägt?« Sie ist doch meine Mutter. »Es wird sicher einen Grund gehabt haben, oder?«, stellte sie fest. »Indem ich nicht mit ihm ins Bett will, wenn er von einer Party kommt und gesoffen hat? Das ist doch kein Grund mich zu schlagen! Nein gar nicht«, knurrte ich pampig. 

»Passe auf, wie du mit mir redest, Fräulein. Seine Eltern sind reich. So einen Mann wirst du nie wieder bekommen. Er ist gebildet; wird die Firma seiner Eltern übernehmen und kann sich um dich kümmern. Bei ihm hättest du ausgesorgt. Nicht nur du, sondern wir und deine Kinder und deine Enkelkinder...« Fragte sich bloß, wie das aussehen sollte. Nach ihren Worten ballte ich die Hände zu Fäusten. »Manchmal frage ich mich, wo ich gelandet bin. Du willst deine eigene Tochter verschachern, weil du den Rachen voll Geld nicht genug bekommst. Das ist doch krank«, rief ich enttäuscht und stampfte sauer die Treppe wieder nach oben. 

»Hope! Was bildest du dir eigentlich ein? Du lebst in meinem Haus. So benimmst du dich nicht gegenüber mir. Du wirst gefälligst tun, was ich dir sage«, aber ich hörte ihr gar nicht mehr zu und lief die Stufen weiter nach oben. »Hope...«, keifte sie meinen Namen. »... ich rede mit dir«, doch das ging mir am Arsch vorbei. Ich rannte die letzten Schritte schon fast in mein Zimmer und schmiss die Tür lautstark ins Schloss. Natürlich drehte ich wieder den Schlüssel herum. Die konnten mich alle mal und sofort dachte ich an Luke. Was er wohl gerade macht.

Er ging zuvor einfach, ohne sich von mir zu verabschieden. Dabei hätte ich ihn so sehr gebraucht und erst recht in diesem Moment. Nahm er tatsächlich an, dass ich was mit John ins Bett stieg, wo Luke mich zuvor so... küsste? Dann wäre er echt ein Vollidiot. Am liebsten würde ich mich auf dem Weg zu ihm machen, aber er ist im Wohnheim. Ich wusste nicht welches und auch die Zimmernummer nicht. Ich kannte auch niemanden, der seine Handynummer haben könnte; denn nach diesem Vorfall in meinem Zimmer, vergaßen wir wohl eines der wichtigsten Dinge.

Stupid Mistake I - Für immer DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt