Kapitel 2

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Zugleich zog ich mich doch wieder an. Ich werde mich in die Bibliothek auf dem Campus verziehen. Sie war immer geöffnet und um diese Zeit wurde es langsam leer. Außerdem ging ich dort meist hin, wenn es mir nicht allzu gut ging, denn zwischen tausenden von Büchern war die Ruhe perfekt. Abends und nachts hörte man sogar eine Stecknadel fallen. Hin und wieder knarrten lediglich die alten Dielen und das Knarren des Holzes der mit Büchern überfüllten Regale.

Ich schlüpfte in bequeme Jeans und Ballerinas, klemmte mir meinen Laptop unter den Arm und machte mich zu meinem Auto auf. Geradewegs fuhr ich zum College. Nach wenigen Minuten erblickte ich den roten Backstein. Er war mir nur allzu vertraut. Mein Auto parkte ich etwas weiter weg. So wie sonst auch, denn ich wollte mich von so vielen Menschen fernhalten, wie nur möglich. Die paar Meter mehr Fußweg machten mir da nichts aus. Die meisten Studenten waren reiche Schnösel und dachten sie seien etwas Besseres, und obwohl meine Familie auch eher dazu gehörte, wollte ich dennoch mit ihnen nichts zu tun haben. Schon je her war ich anders. Ich protzte nicht mit den Dingen die ich hatte. Genau deswegen war mein Auto auch so klein und unscheinbar.

Als ich über den großen Parkplatz lief, wehte die laue Sommerluft durch meine hellen Haare, dadurch sah es aus, als tanzten meine Locken. Kurz schloss ich die Lider, genoss einen Moment den Hauch. Als ich sie wieder öffnete, sah ich meine grünen Augen in der großen Tür des riesigen Gebäudes. Sie wirkten traurig. Wie immer. Allerdings kümmerte es niemanden. Auf den Stufen nach oben war ich schließlich die Einzige. Nur ein paar Studenten kamen mir entgegen, die mich reichlich wenig beachteten. Wahrscheinlich waren es die letzten, die für diesen Tag fertig mit Pauken waren.

Sofort senkte ich den Blick und machte mich auf schnellstem Wege zur Bibliothek. Schon als ich ankam, entspannte sich mein Körper sichtlich. Ich liebte den Geruch der alten Bücher und fühlte mich gleich wie zu Hause. Die gigantischen Regale türmten sich links und rechts riesig auf. Mystisch und wunderschön. In einer Ecke brannte ein kleines Licht. Dort saß noch jemand, was eigentlich um die Uhrzeit selten war, aber diese eine Person konnte ich ertragen. Trotz dessen lugte ich interessiert um ein Regal, sah aber nur einen Rücken. Es war ein junger Mann. Kaum zu verkennen, bei diesem Kreuz. Leider wusste ich nicht wer er war. Er selbst sah mich auch nicht, weil er seine Kapuze weit ins Gesicht zog. Allerdings erkannte ich ein Stücken Wange. Diese verweilte in seiner Hand. Anbei lag ein Buch vor seiner Nase. Es sah aus, als wäre er darin versunken.

Neugierig trat ich etwas näher. Er schien mich zum Glück nicht zu bemerken, sonst wurde es peinlich. Wer schlich auch schon abends in einer Bibliothek herum und beobachtete fremde Menschen? Nebenbei erkannte ich, dass seine Gestalt groß zu sein schien und langen Beine, die sich unter dem Tisch kreuzten. Bei John sah das anders aus. Er war nur wenige Zentimeter größer wie ich. Das ließ mich an diese blauen Augen denken. Luke. Er war einen Kopf größer wie ich gewesen. Mein Freund war hingegen schlaksig und schlank. Noch nie fühlte ich solche Muskeln unter meinen Fingern. Wie auch, wenn dieser Blödmann in meinem Leben stand.

Es reizte mich schon sehr, aber wenig schlug ich mir innerlich gegen den Kopf. Was denke ich denn da? Ich war niemals ein Mädchen, welches einen mit Muskeln bepackten; ja aufgeblasenen Spinner wollte. Die sind doch alle gleich, ging mir durch den Kopf, aber träumen durfte man ja noch. Andererseits schien dieser Luke nicht so arrogant zu sein, auch wenn sein Körper ziemlich trainiert war. Es wirkte, als wäre es ihm egal, was die Leute dachten und machte sein eigenes Ding. Erneut packte mich meine Gedanken und nur mit Mühe und Not schaffte ich es ihnen zu entfliehen, da mir wieder einfiel warum ich eigentlich in der Bücherei war. Nämlich nicht um irgendwelche Typen zu begaffen.

Automatisch ergriff ich meinen Laptop fester und lief einige Schritte rückwärts; als urplötzlich eine Diele auf dem Boden zu knarren begann. Ich zuckte zusammen. Bitte hab das nicht gehört. Bitte hab das nicht gehört. Bitte. Bitte. Bitte. Ich flehte innerlich, doch es war zu spät. Sofort wandte er seinen Kopf in meine Richtung und ich konnte prompt sein Gesicht erkennen. Verdammt. Nicht er. Eilig setzten sich meine Beine in Bewegung und durchquerten die Regale. Im Anschluss hetzte ich zu einem Tisch, wo sonst nie jemand saß und hielt mich verbissen an der Kante eines Stuhls fest. Fest biss ich mir auf die Lippe.

Stupid Mistake I - Für immer DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt