Kapitel 29

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Nach ihren Worten kam sie auf mich zu und ihre braunen Haare umrahmten ihr hübsches Gesicht. Nur einen Wimpernschlag später drückte sie mich fest an sich. Dass zwischen ihr und mir auf der Stelle diese Vertrautheit herrschte, als kannten wir uns schon Jahre, war sehr schön. Immerhin ab es in meinem Leben nicht wirklich so etwas wie richtige Freunde. Die Menschen, die ich kannte, hätten sich nicht für ihr Herz entschieden, sondern für einen festen Halt und Geld. Deswegen waren Lilas Worte echt aufbauend. Sie war eine der wenigen Menschen, die sehr nett zu mir war und das schätzte ich sehr an ihr.

Bevor wir allerdings die Zeit hinauszögerten und ich mich doch anders entschied, stopfte ich alles Weitere was noch fehlte in meine Tasche und machte mich mit Lila auf den Weg nach unten, damit wir endlich loskonnten. Ich war wirklich gespannt und freute mich, dass ich mal etwas herauskam und was anderes sah. Nicht immer meine vier Wände. »Das ist ein wahnsinnig großes Haus. Deine Eltern müssen sehr viel verdienen«, begann Lila auf einmal und ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Auch wenn du es nicht annimmst, dieses scheiß Geld interessiert mich eigentlich überhaupt nicht. Lieber hätte ich eine Familie in der Arbeiterklasse, der ich wirklich wichtig bin, als so etwas wie hier.« Wahrscheinlich sehnte man sich immer nach dem, was man nicht hatte.

»Kann man sich kaum vorstellen«, murmelte sie und streifte über eine Echtholzkommode. »Ist aber so. Das Geld ist nichts wert, wenn man nicht genügend Liebe bekommt« und so kam ich mir ständig vor. Mein Leben lang schon. Lila sah mich von der Seite aus an. »Ich kann dich da verstehen. Geld ist nicht alles und wird oft zu sehr überbewertet.« Sie drückte kurz meine Hand, als meine Mutter plötzlich im Raum stand. »Wo wollt ihr hin? Ich dachte ihr bleibt noch ein wenig und wir können uns... unterhalten«, begann sie übertrieben freundlich. Was soll das werden? Skeptisch hob ich die Brauen nach oben und sah ihr kühl in die Augen. »Was willst du?«, fragte ich sie direkt und sie lächelte. Allerdings war ihre Mimik gekünstelt; nicht echt. Allerdings wandte sie sich zugleich an Lila.

»Wenn du schon mit diesem Sänger zusammen bist junges Fräulein...« und sie begann mich komplett zu ignorieren. »Wir fangen bald an Hopes Hochzeit zu planen und es wäre doch eine feine Sache, wenn er dort mit seiner Band spielen würde.« Meine Augen fielen mir fast heraus, als sie das sagte. Außerdem wurde mir sofort schlecht. Ich schwankte leicht nach hinten, obwohl ich mir nicht anmerken lassen wollte, wie sehr mich ihre Worte verletzten, aber Lila hielt mich unbemerkt am Saum meines Shirts fest. Wollte meine Mutter mich verscheißern? Ist sie verrückt geworden? »Wir würden auch gut zahlen«, sprach sie noch schnell hinterher.

»Mutter!«, hauchte ich leise. Ich musste kalkweiß sein, aber sie grinste mich lediglich fies an, weil sie wusste, dass ich das alles nicht mehr wollte. Anbei spitzte sie den roten mit Lippenstift bemalten Mund und sah Lila weiterhin an, die wahrscheinlich selbst nicht wusste, was sie dazu sagen sollte, bis sie begann: »Ich glaube Ryan würde gerne dort spielen, wo es die Menschen glücklich macht und nicht... eine Hochzeit... die nur des Geldes wegen stattfindet!« Ihre Stimme klang stark und mein Blick fiel auf ihre Silhouette. Ihr Kinn war leicht nach oben gereckt und sie sah meine Mutter fordernd an, als wolle sie ihr die Stirn bieten, aber ihr Blick fiel nicht auf Lila sondern gleich auf mich. »So nennst du das also? Ich weiß, dass dir John nicht egal ist. Außerdem seid ihr fünf Jahre zusammen. Jetzt erst fällt dir ein, so etwas zu sagen?«

Sie wusste, dass ich schon je her so dachte, aber ich nahm es immer hin; sagte nichts und mit ließ mit mir machen, was sie wollte. Vielleicht war das auch der Fehler die ganze Zeit gewesen: Nach ihrer Pfeife zu tanzen. Nun konnte ich es nicht mehr. Schon wegen Luke nicht. Eigentlich erst recht wegen ihm. »Du weißt, dass ich ihn nicht heiraten werde. Du kannst mich nicht zwingen«, zischte ich nun. »Du bist nur durch den Wind« und sie schaute erneut zu Lila. »John kann sich um meine Tochter kümmern und das ist auch Sinn und Zweck der ganzen Sache. Sie weiß selbst, dass es im Endeffekt das Beste für sie ist. Ich will meine Tochter abgesichert wissen und ich möchte auch nicht, dass du oder jemand anderes ihr irgendwelche Flausen ins Ohr setzt.« Wie kann sie es wagen, so mit ihr zu sprechen?

Stupid Mistake I - Für immer DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt