Doch wozu brauche ich eine Brücke? Die Leere in mir drin ist so tief, dass sie allein ausreicht um mich mit ihrem Gewicht zu erdrücken und obwohl ich die ganze Nacht geweint habe, scheinen mich die Tränen, von denen ich geglaubt habe, das ich sie gar nicht mehr habe, zu ertränken.

Als ich in unser Zimmer zurückkehre schläft June noch immer und so gehe ich ohne sie zu wecken Richtung Mensa.

Doch da ich ohnehin keinen Bissen hinunter bekommen würde, schwenke ich auf halbem Weg in den Gang ein, in dem auch das Zimmer mit den Flügel steht und schlüpfe, als gerade niemand hinsieht in den Raum.

Ich bin nicht hier her gekommen um zu spielen, aber ich weiß, dass hier sonst niemand herkommt und somit habe ich meine Ruhe.

Ziellos tigere ich eine Zeit lang von einem Ende des Raums zum anderen. Dann bleibe ich an einem der Fenster stehen und schaue mir die weißen Flocken an, die in dicken Schwaden vom Himmel fallen.

Langsam wird es heller doch da die dunklen Wolken den Himmel verdecken, bleibt es trist und grau.

Als die ersten Schüler den Raum betreten, verlasse ich ihn und gehe zum Unterricht in den Ersten Stock. Dabei schließt sich fest eine Faust um meinen Magen, als ich die Treppe nach oben steige.

Noch gestern war ich so aufgeregt, hatte gedacht, dass ganz gleich, was zwischen mir und Ian steht, ließe sich einfach aus der Welt schaffen, doch scheinbar ist es nicht so einfach, wie ich gehofft hatte, denn wie es aussieht, will er mich einfach nicht mehr.

Ich meine, er war heute Nacht bei Emma, denn davon bin ich inzwischen überzeugt, wo soll er auch sonst gewesen sein und das obwohl er wusste, dass ich mich von Mike getrennt habe. Obwohl er wusste, dass ich ihn liebe.

Da kann mir Felix auch noch so glaubhaft versichern, dass Ian sich freut, wenn er mich sieht.

Was kann ich denn schon tun, wenn Ian mich einfach nicht will. Ich kann ihn schließlich nicht zwingen mich zu lieben.

Ohne auf meinen Weg zu achten betrete ich das Klassenzimmer und setzte mich auf meinen Platz neben Felix, der mich mit großen Augen anschaut.

"Was ist denn mit dir passiert?" fragt er besorgt

"Nichts." sage ich tonlos. "Ich hab nur nicht geschlafen und mir ist schlecht."

"Du siehst echt nicht gut aus. Vielleicht solltest du wieder ins Bett gehen."

"Bitte, Felix, lass mich. Mir ist nicht nach reden zumute, okay." erschlagen lege ich meinen Kopf auf den Tisch und vergrabe ihn in meinem Armen, dann warte ich darauf, dass unsere Lehrerin kommt.

So gut es geht verfolge ich den Unterricht und bin beinahe froh, dass er mich ein wenig von meinen Problemen ablenkt, doch so sehr ich mich auch bemühe, ich kann nicht verhindern, dass meine Gedanken immer zu der Nacht, die hinter mir liegt zurückkehren.

Als es zur Pause klingelt packe ich langsam meine Sachen ein, doch bevor ich gehen kann hält mich Frau Berger, unsere Englischlehrerin auf.

"Mia, gehts dir nicht gut?" fragt sie mich.

"Nein." sage ich kurz.

"Vielleicht solltest du mal zur Krankenschwester gehen." schlägt sie vor.

"Nein." sage ich erneut.

"Wie du meinst. Aber wenn es dir morgen nicht besser geht, dann solltest du dich mal durchchecken lassen." sagt sie bestimmt.

"Mir ist nur schlecht Frau Berger, das geht wieder vorbei." versichere ich ihr.

"Na gut, aber für heute bist du beurlaubt. Ist June Baumgarten nicht auch Krank? Du wohnst doch mit ihr in einem Zimmer. Vielleicht hast du dich ja bei ihr angesteckt." mutmaßt meine Lehrererin.

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