Weihnachtszeit

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Lena

Tränen der Wut überkamen mich. Mit allem hatte ich nicht gerechnet, nur damit nicht. Zuhause verschanzte ich mich in meinem Zimmer und wollte von der Welt da draußen nichts mehr mitbekommen. Meine Eltern kannten mich gut und fragten  gar nicht warum und wieso ich so wütend war. Sie kannten halt ihre Tochter gut. Ich schaute aus dem Fenster und betrachtete die winterliche Landschaft. Ich hörte dabei wundervolle leicht melancholische Musik. Gedanken überrollten mich an diesen Abend und  ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen. Gab es jemanden der das gute Verhältnis, was aus viel Freundschaft und auch einer gewissen Zuneigung bestand zu neiden etwa. Woher wusste die Schulleitung davon?

Ich konnte diese Frau Krüger-Schaller noch nie richtig leiden. Ihr Unterricht war langweilig hoch drei. Eigentlich interessierte ich mich immer für religiöse Dinge und Geschichte. Vielleicht war es aber alles nur ein Zufall. Ich überlegte Stundenlang wer etwas erzählt haben könnte von meinem guten Verhältnis zu Frau Jordan.  Entweder war es ein Mitschüler, Maja meine beste Freundin oder ihr Ehemann. Aber eigentlich konnte ich trotz meiner innerlichen Wut keinen von diesen Personen mir vorstellen.

Ich fühlte mich krank und beschloss die letzten Tage vor Weihnachten zu Hause zu bleiben. Ich hatte einfach keine Lust auf die Schule und schon gar nicht auf den Augenblick von Helena. Die vorweihnachtliche Zeit hatte ich mir etwas anders vorgestellt.


Helena

Den traurigen Gesichtsausdruck von Lena hatte ich an diesem Abend immer wieder vor Augen. Nachdem ich ihr sagen musste das wir bis zum Ende der Schulzeit an dieser Schule, nur ein normales Verhältnis zwischen Schülerin und Lehrerin führen dürfen, konnte ich ihr spontanes Verhalten verstehen. 

Keine freundschaftlichen Treffs mehr zwischen uns, die mir so viel Bedeuteten. Liv würde das auch nicht schön finden, denn sie hatte sich mit Lena recht schnell angefreundet. Die kleine reichte mir mit ihren Händen einen selbstgebackenen Keks und lächelte mich mit ihren großen Kulleraugen an. Sie hatte auch mitbekommen das ich Kummer hatte und beschlossen mir mit ihrem Puppentheater etwas vorzuspielen. Die Geschichte die sie mir vorspielte, handelte von einer Prinzessin die heiraten sollte und dies nicht wollte. Denn sie hatte eine beste Freundin die sie lieber mochte. Mit dieser spielte sie jeden Tag und erlebte spannende Abenteuer. Doch den Prinzen kannte sie gar nicht richtig und diese treffen mit ihm waren auch langweilig für sie. 

Liv machte das wunderbar und war so phantasievoll dabei, wir beide bemerkten nicht das Mika nach Hause kam.

Am nächsten Tag bekam ich die dann die Nachricht, das Lena krank war. Betrübt über diese Information zog ich meinen Unterricht durch. Ich fand es Schade das ich ihren Märchenvortrag nicht hören konnte. 

Ich beschloss aber erstmal mich auf die nächsten Schultage zu konzentrieren und die Gedanken an Lena sein zu lassen. Jetzt kam erstmal Weihnachten und der Jahreswechsel, worauf ich mich schon freute. Am Ende der allerletzten Stunde vor den Ferien kam mir nochmal meine Schulleiterin Frau Krüger-Schaller entgegen. Sie erkundigte sich bei mir noch mal ob alles ok sei und wünschte mir eine schöne Weihnachtszeit mit meiner Familie. Diese Höflichkeit von der Schulleitung war ich garnicht gewohnt.

Weihnachten verlief also nach den gleichen Abläufen wie immer. Essen besorgen,
Baum schmücken und Essen zubereiten. Den Baum hatte zum Glück Mika besorgt.

Zum Heiligen Abend und am ersten Feiertag kamen meine Eltern und meine jüngeren Schwester zu Besuch. Den zweiten Feiertag verbrachten wir dann bei Mikas Eltern. Kurz vor den Feierlichkeiten hatte ich noch wichtigen Freunden und Bekannten eine Weihnachts- E-Mail verschickt. Lena hatte ich auch geschrieben, bekam  aber keine Rückantwort von ihr und war etwas enttäuscht. Die Aktivitäten an den Feiertagen waren  immer die gleichen. Märchen anschauen und die Bescherung für Liv. Wir Erwachsenen schenkten uns ja nichts untereinander und führten Gespräche bis spät in die Nacht hinein. Ich unterhielt mich hauptsächlich mit meiner jüngeren Schwester Magdalena über die Schule und die Kinder. Sie  die als Kindergärtnerin tätig war,  hatte auch immer viel zu erzählen. Leider hatten wir in den letzten Monaten so viel Zeit füreinander und irgendwann in den Abendstunden kam von ihr die Frage, >> Bist du noch Glücklich mit Mika, große Schwester?<<, fragte sie mich.

>>Es ist Alltag in unserer Beziehung, Mika ist eigentlich ganz lieb, aber es fehlt etwas<<, antwortete ich ihr ehrlich und versuchte das Thema wieder schnell zu beenden. Von den Gedanken oder Gefühlen zu einer Schülerin wollte ich ihr nichts erzählen, denn ich musste mir selber erstmal  klar darüber werden.

Der Familienbesuch von meinen Eltern und meiner Schwester brachten Abwechslung und war sehr angenehm für mich. Vor den Besuch bei Mikas Eltern dagegen graute es mir etwas und ich hatte eigentlich keine Lust darauf. Trotzdem machte ich das, was ich immer machte und funktionierte als Partnerin und Mutter. Auch dieser Tag ging schnell vorbei und bestand hauptsächlich aus Essen und ei langweiligen Plaudereien. Liv blieb noch ein paar Tage bei meinen Schwiegereltern und ich machte mich mit Mika wieder auf den Heimweg. 

Auf der Rückfahrt erzählte er mir, das er die nächsten Tage bis zum Jahreswechsel  noch an einem wichtigen Projekt arbeiten müsse. In deshalb der Gedanke, was ich in dieser Zeit für mich tun könnte. Doch spontan viel mir erstmal nichts ein.

Wenn nur Lena dagewesen wäre, sie hätte vielleicht einen spontanen Einfall gehabt, kam mir der Gedanke im Auto den ich aber gleich wieder beiseite packte.

Danke für Lesen und Voten!

In Love - Frau JordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt