Achterbahn

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Helena:


Ich freute mich über die Worte von Lena und musste innerlich schmunzeln. Als ich wieder in die Wohnung eintrat, erwartete mich mein Mann mit sehr ernsten Gesicht. Er packte mich fest an den Armen mit seiner rechten Hand und zog mich leicht hinter sich her. Im  Wohnzimmer machte er mir nochmals ernsthaft und mit klaren Worten klar, dass er keine Schüler in der Wohnung haben möchte. Ich begann zu weinen, denn so kannte ich ihn gar nicht. Meinen Mika den ich schon seit meiner Studiumszeit kenne, als ich ein Praktikum absolvieren musste.

Ich kannte ihn nur als aufmerksamen und liebevollen Menschen. Klar war er auch mal nicht so gut gelaunt, dann verzog er sich an einen ruhigen Ort.  

Ich drehte mich um. Als ich mit meinen Augen das braune Notizbuch von Lena liegen sah, ergriff ich es schnell und verschwand mit den Worten >>Kümmerst du dich bitte um die Kleine<< in mein Arbeitszimmer. Sie hatte es wohl in all der plötzlichen Eile vergessen.  Ich schrieb Lena eine Kurznachricht, dass sie sich um ihr Büchlein keine Sorgen machen muss und ich es ihr morgen in die Schulen mitbringen werde.

Danach setzte ich mich in meinen großen Sessel, machte mir etwas leichte klassische Musik an und fing an zu entspannen. Mir gingen die Worte und Gesten von Lena nicht aus dem Kopf. Sie war so erfrischend anders als mein derzeitiger  Alltag. Andererseits sorgte ich mich auch um das Verhalten meines Mannes. Was bewegte ihn, so ernsthaft zu sein? Mitten in diesen Gedanken ging die Tür auf und Liv stürzte rein, frisch geduscht und bereit zum Schlafen gehen. >>Mami bitte kuscheln<<, rief sie mir zu. Kurz darauf folgte mein Mann, der auf mich zukam und mir einen Kuss auf die Stirn gab. >>Entschuldige wegen vorhin<<, sagte er. 

Genauso kannte ich Mika. >>Schon gut<<, antwortete ich erleichtert. Kurz danach piepte mein Handy mit der Antwort von Lena, >>Dankeschön und ihnen eine wunderschöne gute Nacht<<.


Lena:

Ich war so glücklich auf dem Rückweg zu mir nach Hause. Helena Jordan  gefiel mein Text. Der Besuch bei ihr war wundervoll gewesen, bis uns ihr Mann gestört hatte. Sie hatte eine echte niedliche Tochter die ich sofort in mein Herz schloss. Die kleine ist so niedlich, dass man es kaum beschreiben kann. Die heimische, warme Atmosphäre und die Nähe zu Helena, alles war so schön, bis ich meine Wohnungstür aufschloss. Meine Eltern standen beide im Flur und warteten auf mich. Sie hatten sich Sorgen gemacht. Wo ich sei, fragten sie gleich und hatten auch schon bei ein paar Mitschülern angerufen. Auch mit Maja hatten sie telefoniert, aber auch die wusste ja nicht wo ich mich aufhalte. Mit großen Augen starrte mein Vater mich an und fragte mit besorgter Stimme, wo ich mich denn herumgetrieben habe. >>Ich hatte was für unsere Deutsch-AG zu erledigen, im Auftrag von unserer neuen Deutschlehrerin Frau Jordan<<, flunkerte ich. Meine Mutter zeigte mir einen Notizblock und einen Bleistift. >>Ja Mum, sorry<<, sagte ich in Richtung meiner Eltern mit schuldigen Blick und verschwand in meinem Zimmer. 

Das mehrfache Summen meines Handys teilte mir mit, das darauf mehre Nachrichten eingegangen waren. Natürlich die meisten von Maja und ich konnte mir  denken um was es da ging. Eine Nachricht war auch von Helena. Diese schaute ich mir natürlich zuerst an. In dieser Nachricht teilte sie mir mit, dass ich mein kleines Büchlein bei ihr gelassen hatte. In der Eile und der Aufregung hatte ich dies bisher noch gar nicht mitbekommen. Ich bedankte mich rasch mit einer SMS bei ihr und schrieb noch, dass ich mich auf morgen freue und ihr eine schöne Nacht wünsche. Dann beschäftigte ich mich kurz mit den Nachrichten von Maja. Ich schrieb ihr ebenfalls kurz. Dabei bedankte ich mich um das Sorgen machen und wünschte ihr auch eine gute Nacht. Ich lag noch eine weile Wach und schaute an die Decke. Dieser Tag hatte mich glücklich gemacht. Die Nähe zu Helena die ich spürte, war einfach was besonderes was ich noch nicht genau Einordnen konnte.

So schön wie der andere Tag auch war, es kam leider auch ein neuer. Früh machte ich mich noch mit voller Freude fertig für den Tag. Helena in meiner Umgebung zu haben, war das schönste auf der Welt zur Zeit. Der Unterricht nahm dann auch seinen Lauf und Maja versuchte dauerhaft mir zu entlocken, wo ich gestern Nachmittag gewesen war.

Doch dann änderte sich erstmal alles. Ein Durchsage von der Schulleitung teilte mit, das ich nach der nächsten Stunde ins Lehrerzimmer kommen sollte. 

Ich stellte mir die Frage, warum denn ich ausgerechnet. Diese Frage beschäftigte mich den ganzen Rest der Stunde, von der ich gar nichts so wirklich mitbekam, was der Inhalt davon war. Beim ersten Klingelton sprang ich auf und machte mich auf den Weg zum Lehrerzimmer und klopfte an. Die Tür öffnete sich und Helena trat hervor, >>Schön, dass du kommst, Lena<< sagte sie und reichte mir mein kleines braunes Buch. Ich nahm es entgegen und stellte fest, dass sie heute ganz schön müde aussah. Sie teilte mir dann mit, das der Deutschunterricht in dieser Woche leider ausfallen muss, weil Liv über Nacht krank geworden ist und sie sich um die kleine kümmern muss.

 >> Leider betrifft das auch unsere AG am Freitag<< ,sagte sie mir mit bedauerlicher  trauriger Stimme. >> Vielleicht könnt ihr euch auch so zusammensetzen und ein paar Ideen aufschreiben oder du stellst den anderen deine tollen Zeilen vor<<, sagte sie zu mir. Ich war getroffen von den nicht so guten Nachrichten und musste mich erstmal wieder sammeln. 

>>Wenn sie mal meine Hilfe brauchen, sagen sie mir bitte Bescheid und liebe Grüße an die kleine Zaubermaus<<, sagte ich leise in ihrer Richtung. Sie lächelte mich an und nahm kurz meine Hand. >> Danke, ich werde mich mal melden bei dir<< ,antwortete sie und verschwand wieder im Lehrerzimmer. Ich ging in meine Klasse zurück und erzählte Maja die Neuigkeiten.

 Für mich war dieser Tag gelaufen.Höchstwahrscheinlich auch die ganze Woche. Denn ohne Helena, wie sollte ich das in der Schule aushalten.


Danke fürs Lesen und Voten

In Love - Frau JordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt