Teil54 Nachwort

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Durch das Fenster brach die Sonne rein und ich schaute dem Staub zu, der friedlich in den Sonnenstrahlen tanzte. Es beruhigte mich auf der einen Seite und auf der anderen Seite fragte ich mich, was sich wohl der Staub dabei dachte? Ob ihm bewusst war was er da machte oder einfach nur sinnlos dahin trieb? Jedes Teil im Universum hatte seine Bestimmung, seinen Zweck, seinen Sinn, nur bei mir war wohl alles aus den Fugen geraten. Ich überlegte mir was passiert war, wie ich hier an diesen Ort kommen konnte. Ich sah zur Tür rüber, sie war verschlossen und hatte von innen keinen Griff, nur einen Knauf. Die Wände waren weis in weis und alles war einfach nur hell. Das Bett auf dem ich saß war weich und lud ein zum schlafen, doch ich war nicht müde. Mich überkam Angst und ich zog mich zurück in eine der Ecken vom Bett, so weit das ich selbst die Knie anzog und feste mit meinen Armen umschloss. Ich erinnerte mich an meinen Traum mit dem weis gefliesten Raum, in dem es ein Loch gab durch das ich in mein Kinderzimmer kam. Vielleicht war das hier ja auch der Fall? Vielleicht war ich überhaupt nicht hier sondern träumte nur mal wieder? Ich wollte aufstehen und anfangen die Wände abzuklopfen, ließ es aber doch sein und gab resigniert auf. Denn das hier war kein Traum, das konnte ich fühlen. Marco hatte mich hier her gebracht! Nein, er war es nicht wirklich, er hatte die Polizei angerufen oder war es erst jemand anderes? Ich konnte mich nicht mehr erinnern, egal wie sehr ich mich versuchte darauf zu konzentrieren. Bis jemand kam, fragte er mich immer wieder ob ich an dem Zustand meiner Mutter schuld sei. Ich konnte damit überhaupt nichts anfangen, denn meine Mutter lag doch in ihrem Bett und schlief. Immer wieder schaute ich Marco mit großen Augen an und gab ihm auch zu verstehen, dass ich seine Frage nicht verstand. Wies ihn immer wieder drauf hin das sie doch in ihrem Bett liegen würde, doch er hielt mich nur wieder und immer wieder an meinen Schultern fest und sagte was von tot. Auch der Polizist fragte mich was mit meiner Mutter geschehen war und auch ihm versuchte ich zu erklären das sie nur schlief. Es half alles nichts, es war als würde mir keiner zuhören wollen. Ich gab auf und wollte mich nur noch hinsetzen, was ich dann auch machte. Ich schlief dabei ein und als ich wieder wach wurde, da war ich hier aber ich war nicht so alleine wie gerade im Moment. Marco war hier, jemand mit einem Anzug und ein Arzt. Sie unterhielten sich und ich konnte klar und deutlich verstehen dass es um mich ging, nur den Sinn verstand ich nicht.

„Sie ist in ihren Gedanken gefangen. Sie hat ein ganz normales neues Leben aufgebaut nach dem das passiert war" sagte der Arzt zu dem Mann mit der Krawatte und der nickte wiederum nur und stellte die nächste Frage. „Wir wissen ja noch nicht wie sie gestorben ist. Ob natürlich oder ob wirklich Saskia nachgeholfen hat"-„ich habe mir, dank Herrn Reus, schon die Unterlagen beantragt von dem Kollegen bei dem sie in Behandlung ist. Er wollte selbst herkommen und sich ein Bild machen. Es wird halt nur ein paar Stunden gehen, ich wunder mich warum sie schon hier sind?"-„Oh ich war in der Tat nicht weit von hier entfernt wie ein Zufall es so wollte. Denn eigentlich war im beschäftig mit Urlaub im Allgäu"-„ach so, nun gut dann hilf nur noch warten aber ich würde gerne noch ein paar Neurologische Untersuchungen mit der Patientin machen"-„denen würde ich gerne beiwohnen wenn es ihnen nichts ausmacht. Es wäre ja nur gut für Frau Kaiser"-„sicher, aber ich muss sie bitten draußen zu warten Herr Reus" ich sah zu Marco der das Gesagte ab nickte und vor die Tür ging. Ich wollte ihm hinterher rufen dass er mich nicht alleine lassen durfte, doch mir fehlte Speichel und meine Zunge klebte am Gaumen. Die zwei Männer kamen mir immer näher, zwar schauten sie freundlich, aber es half mir nicht wirklich leichte Panik zu bekommen. Der Mann im Anzug blieb schlussendlich doch etwas Abseits stehen und der Arzt setzte sich zu mir aufs Bett. Er nahm vorsichtig meine Hand in seine und zog sie dann zu sich rüber. Er streichelte sie immer und immer wieder, was in mir eine Wärme und absolute Ruhe auslöste. Dann fing er an mit mir zu reden. Er fragte mich sehr persönliche Dinge, über mich und meine Mutter. Über mein Leben als Kind und wie meine Mutter war. Er fragte mich nach Erlebnissen die ich mit ihr hatte und wie ich diese empfand. Ich gab ihm die selben Antworten die ich schon in meiner Therapie von mir gab und als er wohl keine Fragen mehr hatte, meine Hand los ließ und aufstand, hielt ich ihn zurück. „Können sie mir sagen ob ich meine Mutter wirklich umgebracht habe?" Er war so freundlich und setzte sich wieder zu mir „was glauben du denn Saskia, was fühlst du bei dem Gedanken?" ich entzog ihm meine Hand, legte sie in meinen Schoß und schaute auf den Boden. „Ich kann doch nicht so krank sein das ich mich daran nicht mehr erinnern kann oder?"-„Du bist nicht wirklich krank, ich würde es zumindest nicht als krank anschauen. Du hast nur gelernt dein Hirn so anzuwenden das du verschließbare Bereiche hast und welche die ganz normal sind, wie bei jedem anderen Menschen auch. In den Bereichen die du wie einen Hochsicherheitstrakt eingerichtet hast, dort liegen diese Erinnerungen und irgendwo hat die Mauer einen Riss bekommen, darum sickert an dieser Stelle Stück für Stück ein bisschen heraus. Das kann passieren wenn man ein Trauma mit dem anderen Trauma füllen will. Man könnte auch sagen dein Kopf ist am platzen" ich sah zu ihm auf und er grinste mich an. Ich musste es erwidern, denn der letzte Vergleich war irgendwie auch witzig. Es beruhigte mich auch irgendwie was er sagte, es würde doch eigentlich auch bedeuten das, „werde ich wieder gesund?"-„Wenn du mit machst bei der Therapie und es zulässt das wir dein Gefängnis aufräumen" er nickte vielversprechen „dann werden wir das hin bekommen. Jetzt werde ich erst mal schauen ob sich die Gerichtsmedizin gemeldet hat und dein Therapeut aus Dortmund und dann schauen wir weiter. Wir bekommen das schon hin, da bin ich mir sicher" Der Arzt ging zu dem Mann mit Anzug und ich versank wieder einmal in meinen eigenen Gedanken und analysierte für mich das von dem Arzt gesagten. Wenn er recht hatte und ich war gar nicht krank und müsste ihn nur da rein lassen und ich tippte mir dabei vor die Stirn, dann könnte alles wieder gut werden, denn ich selbst hätte dann auch Gewissheit was wirklich passiert war. „Eine Frage hätte ich noch" ich erschrak leicht als ich auf einmal angesprochen wurde und sah auf „wie ist es eigentlich mit deiner Beziehung zu Marco?"-„Ich liebe ihn aus ganzem Herzen" ich war irritiert von der Frage, denn ich dachte es wäre offensichtlich und man lächelte mich nur milde an und dann wurde ich alleine gelassen.

Ich starrte wieder vor mich hin und mir fiel der Staub wieder auf. Die Sonne hatte sich ein ganzes Stück bewegt, denn der Stahlen-Winkel war ein anderer und der Staub hatte nicht mehr so viel platz um im Licht zu tanzen. Ich merkte dass meine Augenlider schwerer und schwerer wurden und ich gab diesem Verlangen einfach nach und schlief ein.

„Nein Mama lass mich looos du tust mir weh!"-„du kleines Miststück glaubst du kannst dir alles erlauben? Du tauchst einfach hier so auf obwohl ich besuch habe und machst dem Mann auch noch schöne Augen!"-„Nein das habe ich nicht gemacht!"-„Du willst es also abstreiten? Ich zeig dir was passiert wenn man etwas abstreitet!"-„Mama lass mich los"-„Stell dich nicht so an, es wird auch bestimmt nur ganz kurz weh tun. Ich werde dir einfach deine kleinen miesen Augen ausstechen und dann ist alles vorbei. Du Schlampe wirst mir keinen Mann mehr auszuspannen das schwöre ich dir! 19 Jahre habe ich dich jetzt ertragen! 19 verdammt lange Jahre, jetzt ist schluss damit! Ich kann dich nicht mehr sehen du bist nicht nur eine Last für mein Leben schon nimmer gewesen, du bist die Ausgeburt der Hölle und ich bring dich entlich dahin zurück!"-„Mama mach das Messer weg, mach es weg NEINNNNNNNN!"

„Mama? Mama?"-„S...s...Saskia was ha...a...ast du gemacht?"-„Mama es tut mir leid ich wollte dir nicht das Messer wegnehmen und, und, und"-„I...i...ich wusste doch da...s...s du zu nichts zu ge...ge...gebrauchen bist. I...i...ich wusste dass es besser ge...ge...gewesen wäre dich schon als Baby zu ertränken. Mhmm ... wenn die Nonne nicht ge...ge...gewesen wäre, dann hätte ich es auch ge...ge...geschafft. Du bist ein Ba...ba...bastard und wirst einer bleiben. Schau wie ich blute! Du willst mich umbringen? Selbst dafür bist du zu blö... Aaaaaaa!"


Ein Leben danachWhere stories live. Discover now