Teil28

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Nach dem ich den ersten Kloss runter geschluckt und es ordentlich mit Kaffee nachgespült hatte, kämpfte ich immer noch mit seiner Frage. Nein ich konnte ihm nicht erzählen was ich geträumt hatte, das würde kein Mensch verstehen. Nicht einmal Ralf hätte es verstanden, ihm hatte ich es auch nicht erzählt was meine Mutter für eine Rolle in meinem Leben spielte. Zumal es einige Dinge gab die ich sehr gut verdrängt hatte, dazu gehörte wohl auch das was ich eben träumte. Daran hatte ich mich nicht mehr erinnert und ich mir fiel auch wieder ein warum. Ich war mir sicher dass ich das auch Marco nicht erzählen konnte, was mit Sicherheit auch damit zu tun hatte, das wir uns nun wirklich nicht so gut kannten, das man so etwas tun konnte. Oder etwa doch? War genau das der Grund warum Marco in mein Leben getreten ist? Nein ich war nicht bereit dazu, erst mal würde ich wohl selbst damit klar kommen müssen, doch für den Moment, in dem ich hier war mit ihm, wollte ich es nicht mit so etwas belasten. Ich konnte ja nicht einmal ihm die Sache mit dem Kind erzählen. „Ich weiß nicht, ich kann mich nicht erinnern" sagte ich in die Stille die mittlerweile zwischen uns entstanden war. Er nickte „es muss aber was ganz schlimmes gewesen sein, aber wenn du dich nicht mehr erinnern kannst, ist es vielleicht ganz gut so" er lächelte und gab mir einen Kuss auf die Wange.

Wir hatten gerade das Frühstück beendet und ich wollte mit endlich duschen, als es aus meiner Tasche klingelte. „Ach nee" stöhnte ich auf und krabbelte aus dem schönen warmen Bett raus und angelte nach meiner Tasche um mein Handy raus zu holen. Warum hatte ich auch das dumme Ding nicht einfach auf die Nachtkonsole gelegt als ich fertig war mit dem Büro zu telefonieren. Ich hoffte nur dass es nicht genau das war, was mich hier störte. Ich sah auf das Display und erkannte die Nummer von Lore und Hans „Hallo?" fragte ich und höret direkt am anderen Ende einen aufgeregten Hans „Sassi wo steckst du? Ich hab schon ganz oft versucht bei dir zu hause anzurufen. Im Büro sagte man mir das du krank bist" das war nun doch zu viel des Guten, „ähm Hans ich bin alt genug"-„ach das weiß ich doch aber ich brauch dich" die anfängliche Wut die sich gerade breit machen wollte in mir, wich direkt wieder und ich wurde hellhörig. „Was ist denn los?"-„Lore hatte sich ohne mein Wissen die Nummer von Annabell geben lassen und sie eingeladen. Jetzt sitzt die da mit ihrem Kind und Lore macht einen auf dicke Freundschaft" es tat weh, richtig weh, irgendwie. Ich brauchte einen Moment um das zu verarbeiten und merkte wie ich eiskalt wurde. „Hans das ist mir egal, wenn Lore das so will, dann kann auch ich sie nicht davon abhalten. Sie ist deine Frau nicht meine"-„ja aber auf dich hört sie mehr als auf mich" er klang wirklich sehr verzweifelt. Doch bei dem was mir Hannelore alles an den Kopf geworfen hatte, war es mir einerlei. „Ich kann leider nicht kommen, ich bin ..." ja was war ich denn? Bei Marco, aber das brauchte ihn nicht zu interessieren „... ich fühle mich wirklich nicht gut" kam die Lüge leise aus meinem Mund und ich sah direkt zu Marco rüber der mich mit hochgezogenen Augenbrauen anschaute. „Was soll ich denn machen?" hörte ich Hans, der nicht weniger leise sprach und sich schon fast anhörte als würde er gleich anfangen zu heulen. „Hans du weißt was sie alles zu mir gesagt hat und ich glaube nicht dass ich jetzt gerade die Person bin, die sie sehen will. Sie ... oh man ... wenn es stimmt, dann glaube ich das sie tun wird was sie gesagt hat"-„das lasse ich aber nicht zu Sassi das weißt du genau!" nun war er nicht mehr leise, sondern brüllte mir das regelrecht ins Ohr. Es würde sich aber nichts an der Tatsache ändern, das Lore solch ein Mensch war, dem man dies zutrauen konnte. Wenn sie mit Annabell tief genug verbunden war, es sich heraus stellte das der Junge wirklich von Ralf ist, würde sie mich wohl wirklich der Tür verweisen, das hatte sie deutlich genug gemacht. So wie es aussah, würde sie es auch bestätig bekommen, das es ihr Enkel war. Ich wandte mich etwas ab, so das ich nicht mehr im direkten Blickfeld von Marco stand, denn ich wollte bei meiner nächsten Frage nicht seinen Blick sehen „sag mal Hans, hat sie dir gesagt woher sie überhaupt kommt?"-„Woher wer kommt?" ich nahm das Handy leicht vom Ohr und schaute drauf *Ist er jetzt ganz durch?* „Hans, woher Annabell ist?" ich dachte die Leitung wäre tot doch ich konnte deutlich hören wie jemand atmete, dann musste er wohl am nachdenken sein. Ich stellte es mir bildlich vor wie auf seiner Stirn diese senkrechte Falte entstand, wie es immer der Fall war wenn er tief grübeln musste. Ich hatte ihn wirklich lieb, diesen Mann. Er war ein wundervoller Vater und ich hätte mir gewünscht so einen Menschen an meiner Seite gehabt zu haben als Kind. Auch wenn er manchmal sehr verplant ist, machte es ihn nur umso charmanter und ich sah wirklich zu ihm auf als wäre er wirklich mein Vater. "ähm das war irgendwas aus der nähe von Düsseldorf" kam es plötzlich doch noch aus ihm raus. "Vielleicht Mönchengladbach?"-"Nein das war es nicht, aber aus der nähe. Also irgendwo zwischen drin halt. Ist das denn jetzt so wichtig? Du sollst her kommen und mit Lore reden und ich sorge wieder dafür das Annabell den Ausgang findet". Ich hörte schon gar nicht mehr richtig hin. Etwas vermuten war vom Gefühl her was anderes als wenn man etwas bestätig bekommt. Es reichte mir zu wissen dass sie aus der Nähe war und ich ließ meinen Arm sinken, drückte blind auf den Bildschirm und beendete so das Gespräch. Wie angewurzelt stand ich da und schaute in die Ferne und fühlte nichts als Leere. "Sassi? Was ist los mit dir? Schlechte Nachrichten?"-"Mhmm?" ich drehte mich zu Marco und versuchte die Leere mit was sinnvollem zu füllen und dazu reichte es ihn anzusehen und ich dachte nur noch an die letzten 24 Stunden. Meine Mundwinkel verzogen sich nach oben und ich lächelte ihn mild an "Marco? Hieß das Mädchen damals Annabell?" verwirrt schaute er mich an und es sah so aus als könne er mit dieser Information überhaupt nichts anfangen. "Ich führe kein Notizbuch über Namen die mir über den Weg laufen und schon gar nicht über Namen die nicht mal was mit mir zu tun haben. Ich kann es dir nicht sagen, warum?"-"Naja wenn es so ist, dann sind Hans und Lore offiziell Großeltern" ich sah auf den Boden und ging wieder zurück zu ihm ins Bett. Ich legte mich kerzengerade auf den Rücken hin, faltete die Hände auf meiner Brust und starrte an die Decke. "Wie jetzt Großeltern?" hörte ich seine fassungslose Frage, "ja sie sind Oma und Opa geworden. Aber schon vor vier Jahren"-"du willst mir jetzt aber nicht sagen das Ralf noch nicht einmal verhütet hat bei seinem Seitensprung und es ein Kind gibt?"-"Doch, genau das will ich damit sagen"-"Scheiße" mehr hörte ich nicht mehr nur das rascheln von Stoff und das Knistern eines Kissens als auch Marco sich zurück lehnte. Ich hätte gerne die Szene von oben betrachtet, nur um sein Gesicht zu sehen. Viel mehr unsere, wie wir sinnlos nach oben blickten und wohl unseren Gedanken nachgingen. „Es ist kaum zu glauben, irgendwie" sagte Marco auf einmal und ich musste anfangen zu grinsen, denn er musste wohl weiter darüber nachgedacht haben. „Du hast vielleicht Recht, es ist alles nicht schlimm und es wird weiter gehen. Ich geh duschen" mit den Worten stand ich auf und ging.

Ein Leben danachHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin